ANZEIGE

Ventilierte Fliegenrolle von Walter Schulz?

507
Rechts eine schmale Achsrolle von Walter Schulz in 7cm, rechts die nachträglich ventilierte Rolle in 8cm Durchmesser. Einfache Achsmuttern mit Unterlegscheibe sind identisch.
Rechts eine schmale Achsrolle von Walter Schulz in 7cm, rechts die nachträglich ventilierte Rolle in 8cm Durchmesser. Einfache Achsmuttern mit Unterlegscheiben sind bei beiden Rollen identisch. Diese Muttern ziehen sich beim Kurbeln mit der Zeit von selbst fest oder lösen sich, ein Konstruktionsmangel.

Kürzlich bin ich auf ebay auf diese nachträglich vom Angler zum schnelleren Trocknen der Seidenschnur und zur Gewichtsersparnis durchbohrten Grund- oder Fliegenrolle gestoßen.

Als ich die Bilder im Netz sah, dachte ich gleich an die Achsrollen von Walter Schulz – alles ziemlich identisch, vor allem auch der Klickerschieber hatte genau die gleiche Form. Nur die aus rotem Bakelit gedrehten Griffknäufe stachen als Unterschied hervor. Normalerweise haben die WS-Selekta-Achsrollen ganz schlichte Knäufe aus hellem Holz.

Als ich aber eben das Päckchen in der Post war, musste ich staunen. Die ventilierte Rolle ist mit 8cm Durchmesser etwas größer! Die Bohrungen im Alugehäuse sind nicht immer gleichmäßig ausgeführt worden, sie „tanzen“ hin und her, manchmal berühren sie sich fast. Trotzdem machte der Angler so aus einer geschlossenen Grundrolle/Fliegenrolle aus der Zeit um 1949 einen richtiger Hingucker! Das nachträgliche „Ventilieren“ einer Achsrolle war damals durchaus üblich, wie diese Pyramidal und Trutta von DAM zeigen.

Übrigens: Der Angler, dem diese duchbohrten Fliegenrolle gehört hat, hat auch eine silberne WS-Rolle besessen. Ein gutes Indiz dafür, dass er damals einmal bei Walter Schulz in Berlin zwei Rollen gekauft hat.

Walter Schulz aus Berlin

Der ostpreußische Ingenieur Walter Schulz hat nach dem 2. Weltkrieg in Berlin ein Angelgeschäft geführt und eigene Rollen hergestellt. Bekannt bei uns Sammlern ist er vor allem für seine Stationärrollen. Seine Grundrollen der Serie „WS Selekta“ kamen ebenfalls ab 1949 auf den Markt. Heute bekannt ist vor allem die schwarze Grundrolle von WS in 7cm Durchmesser mit Klickerschieber.

Laut Werbung vom August 1949 soll es dieses Modell auch in 6,5cm Durchmesser ohne Hemmung bzw. in 7cm mit stiller Hemmung gegeben haben. Beide Versionen sind mir aber noch nie begegnet. Jetzt kommt noch das blanke 8cm-Modell hinzu!

Um die Sache noch komplizierter zu machen: In der Werbung vom Mai 1949 wird eine Grundrolle aus Aluguss mit 6,5cm erwähnt, zusätzlich eine eloxierte Grundrolle mit geschlossenem Gehäuse und stiller Hemmung (Abbildungen unten im Beitrag!). Es gab also anscheine eine ganze Anzahl verschiedener Modelle oder man hat es beim Beschreibungstext nicht ganz so genau genommen.

Die unlackierte Achsrolle von WS aus blankem Alu ist deutlich schmaler als die schwarze Grundrolle, deshalb kann man davon ausgehen, dass sie eher zum Fliegenfischen gedacht war. In der Bauweise ist sie aber mit dem schwarzen Modell quasi identisch, nur die Form der Griffe ist leicht unterschiedlich. Von der schwarzen WS Selekta habe ich eine Ausführung mit noch erhaltenem Rubbelbildchen und Originalkarton. Sie lässt sich also zweifelsfrei dem Berliner Hersteller zuordnen.

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Die Rückseiten der beiden Rollen: Gleicher Klickerschieber, gleiche Bohrung für die Klickerfeder, gleicher Fuß.
Die Rückseiten der beiden Rollen: Gleicher Klickerschieber, gleiche Bohrung für die Klickerfeder, gleicher Fuß.
Die Klickerschieber haben genau die gleiche ungewöhnliche und WS-typische Form.
Die Klickerschieber haben genau die gleiche ungewöhnliche und WS-typische Form.
Seitenansicht der beiden Rollen.
Seitenansicht der beiden Rollen.
Die ventilierte Fliegenrolle hat wunderschön gedrechselte Griffe aus rotem Bakelit.
Die ventilierte Fliegenrolle hat wunderschön gedrechselte Griffe aus rotem Bakelit.
Zum Vergleich: Links die schwarz eloxierte WS-Selekta-Grundrolle, rechts die schmalere Version in blankem Alu. Beide besitzen die typischen hellen Holzgriffe.
Zum Vergleich: Links die schwarz eloxierte WS-Selekta-Grundrolle, rechts die schmalere Version in blankem Alu. Beide besitzen die typischen hellen Holzgriffe.
Die blanke Fliegenrolle ist deutlich schmaler als die schwarze Grundrolle.
Die blanke Fliegenrolle ist deutlich schmaler als die schwarze Grundrolle.
Die Bauweise beider Rollen ist ansonsten ziemlich identisch.
Die Bauweise beider Rollen ist ansonsten ziemlich identisch.
Schwarze WS-Selekta-Grundrolle mit noch erhaltenem Rubbelbildchen.
Schwarze WS-Selekta-Grundrolle mit noch erhaltenem Rubbelbildchen.
Werbung für die WS-Selekta-Grundrollen aus der Fischwaid, Mai 1949. Hier wird ein kleines silbernes Modell und ein minimal größeres eloxiertes Modell beschrieben.
Werbung für die WS-Selekta-Grundrollen aus der Fischwaid, Mai 1949. Hier wird ein kleines silbernes Modell und ein minimal größeres eloxiertes Modell beschrieben.
Werbung aus dem August 1949. Beide Rollengrößen sind jetzt schwarz eloxiert.
Werbung aus dem August 1949. Beide Rollengrößen sind jetzt schwarz eloxiert.
ANZEIGE
Abo Fisch&Fang