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Karpfenangeln in Tokio

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Alle diejenigen die nun einen Bericht über ein wunderbares Naturerlebnis erwarten, die muss ich leider enttäuschen.

Ich möchte euch eher ein durchaus, typisches Angelerlebnis (aus japanischer Sicht) für die ganze Familie näher bringen. Die Japaner sind anders und hier in Tokio irgendwie nochmal mehr.

Es ist schon einige Zeit her, sodass nicht mehr alle Details präsent sind, doch es beginnt eigentlich schon mit dem Standort. Inmitten der Stadt befindet sich der Ichigaya Fish Center, umringt von Hochhäusern, einer Autobahnbrücke und der Haltstelle des Zuges. Hier gibt es ein paar Beton-Becken in welchen sich etliche Karpfen tummeln.

Das Ticket war schnell, relativ problemlos gelöst. Man kann zwischen unterschiedlichen Zeiten (Aufenthaltsdauern) wählen. Wenn ich mich recht erinnere hatte ich ein Stunden-Ticket gelöst. Doch eins möchte ich hier noch erwähnen, mit Englisch braucht man es nicht zu versuchen, gestikulieren mit Händen und Füßen ist angesagt.

Für sein Geld erhält man dann eine kleine grüne Schüssel, als Inhalt ein komisch riechender Teigballen. Im eigentlichen Angelbereich sucht man sich dann die vormontierte Stipprute und einen Kescher aus. Da ich nicht wusste wie es genau ablaufen wird, organisierte ich mir noch eine Dose Mais.

Dann stehen am Beckenrand noch irgendwelche, bunt beklebten Automaten, an denen man sich weitere Köder ziehen kann. Hatte ich aber auch erst kapiert, als ich sah dass dies Familien taten. Als Sitzgelegenheit stehen etliche gelbe Kisten zur Verfügung.

Und dann sitzt man da auf seiner Kiste mit der Stippe in der Hand und wartet auf den Biss.

Fotografieren war verboten, wenn  ich es richtig aus den japanischen Schriftzeichen in Kombination mit Piktogrammen gedeutet habe. Doch ich habe es mir nicht verkneifen können und musste meine Fänge und was ich da tat, festhalten.

Sie bissen alle auf ein Maiskorn am Goldhaken.

Es schwimmen da echt schöne Exemplare rum. Die Fische sind zutraulich fressen fast von der Hand. Sie kommen ganz nah zum Beckenrand, ähnlich wie im Gartenteich zuhause.

Wenn ich es richtig interpretiert habe, gibt es auch Becken mit extra großen Exemplaren, dann welche mit einer hohen Fischdichte usw. Es gab sogar für die Kleinkinder, Goldfisch-Becken. Keine Ahnung ob dies dann eine Herangehensweise ist, die Kinder für das Fischen zu begeistern.

Zusammenfassend, es war ein Angelerlebnis das man durchaus mal gemacht haben kann. Doch das hat nichts, mit Angeln im eigentlichen Sinn zu tun. Im Nachgang habe ich mich echt ein wenig schlecht gefühlt, so etwas überhaupt unterstützt zu haben. Deshalb habe ich auch lange mit mir gerungen es überhaupt publik zu machen. Weiter in die Tiefe möchte ich gar nicht gehen, doch andere Länder andere Sitten und die Japaner, die in der Stadt leben, scheinen es zu lieben.

Grüße Manuel Schneider

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