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Hecht ist nicht gleich Hecht

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Hecht
Ein Versuchshecht im Aquarium attackiert einen Beutefisch hinter einer Glasscheibe: Bild: FFS/LAZBW

Alle Fische sind gleich? Nein, diese These gilt heute nicht mehr! In einer Verhaltensstudie der Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg hat ein Team um den Wissenschaftler Jorrit Lucas herausgefunden, dass auch unsere heimischen Hechte – die früher durchweg als unerschrockene Jäger galten – deutlich unterschiedliche Verhaltensstrategien bei der Jagd zeigen.

Es finden sich „mutige“ und „schüchterne“ Typen, also Hechte, die auch unter Stress ihre Beute unvermittelt attackieren, und solche, die sich ihrer Beute langsam und vorsichtig nähern. Eines dieser zwei Verhaltensmuster zeigten und behielten alle getesteten Hechte in den Laborexperimenten konstant bei.

In simulierten Angelexperimenten attackierten die „mutigen“ Räuber verschiedene Köder deutlich häufiger als ihre „schüchternen“ Artgenossen. Beide Verhaltenstypen zeigten eine gleich steile Lernkurve gegenüber Angelködern. Wurden die Tiere zu Beginn der Versuchsreihe häufig durch einen Angelköder zum Angriff verleitet, so nahm ihr Angriffsdrang bei weiteren Begegnungen mit nachfolgenden Angelködern deutlich ab, ihr natürliches Jagdverhalten wurde dabei aber erstaunlicherweise nicht beeinflusst.

Mutige Hechte werden häufiger entnommen

Die Ergebnisse der Studie wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences“ veröffentlicht und könnte laut der Aussage der Forscher aus Langenargen am Bodensee wichtige Erkenntnisse für das weitere Management eines unserer beliebtesten Angelfische besitzen. Jorrit Lucas führt dazu aus: „Zumindest im Labor greift der „mutige“ Räubertyp einen Angelköder eher an als der „schüchterne“ Räubertyp. Demnach könnte es sein, dass Angler auch in der Natur verstärkt den „mutigen“ Typ fangen, und damit überproportional entnehmen. Bestätigen sich die Verhaltensweisen auch in natürlichen Gewässern, sollten die Wege des fischereilichen Managements neu gedacht werden, um einen potentiellen Schaden am Hechtbestand und dessen genetischer Vielfalt vorzubeugen. Denn die Konsequenzen, die hinter einer solch selektiven Entnahme stecken, sind bisher weitgehend unverstanden.“

Daher werden nun in einem nächsten Schritt die Laborergebnisse in einem größeren See überprüft und in den nächsten Jahren z. B. untersucht, ob und in wieweit der Verhaltenstyp vererbbar ist. Die Forscher hoffen, dass diese Erkenntnisse dazu beitragen, den Schutz und die Hege von Hechtpopulationen zu verbessern, was schlussendlich auch einer besseren Hechtfischerei zugutekäme.

-Pressemitteilung Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg-

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