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Flechsenberger-Multirolle erwischt

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Flechsenberger-Multirollen
In der Mitte die neue Rolle: Der Griff ist mit der linken Flechsenberger-Multirolle identisch, die Frontplatte mit der rechten.

Bei der letzten Hildebrandt-Auktion konnte ich eines dieser nikotingelben Rollen-Konvolute erwerben.

Bei der Durchsicht der Auktionen kam mir eine Multirolle irgendwie bekannt vor. Der innere Strahlenkranz, der weiße Griffknauf und vor allem die kreisrunde Verzierung im Zentrum der Frontplatte – diese Rolle ähnelte schon sehr meinen Flechsenberger-Multirollen, ein Otter-Logo war aber offensichtlich nicht vorhanden. Auf Verdacht habe ich dieses Konvolut ersteigert.

Nachdem ich die Rolle vom klebrigen Teer-Kondensat befreit hatte, habe ich sie einmal mit verschiedenen Flechsenberger-Multirollen vergleichen. Und siehe da, die Ähnlichkeit ist frappant. Die Rolle wurde auf jeden Fall vom Hersteller der Flechsenberger-Multirollen produziert.

Griff und Kurbel sind mit einer gepunzten Flechsenberger-Multirolle nahezu identisch. Die Anordnung der Nieten und der beiden Schieber auf der Rückwand passen ebenfalls perfekt. Auch die eigentümlich spitzkegelige Form der Schieber ist bei allen drei Rollen gleich.

Entweder hat Flechsenberger diese Multirolle hergestellt und nicht gemarkt, weil er sie an einen anderen Hersteller geliefert hat. Oder Flechsenberger hat die Multirollen von einem anderen Hersteller zugekauft und nachträglich mit dem Otter gemarkt.

Zahlreiche Umzüge

Die Firma Flechsenberger ist durch eine sehr bewegte Geschichte gegangen, alles begann zum Ende des 19. Jahrhunderts in Kaltennordheim in Thüringen. Dort wurden um 1888/90 in der „Fabrik stylisierter Holzwaaren“ unter anderem „altdeutsche Pflanzkübel“ aus Eichenholz hergestellt, vielleicht auch schon erste selbstgedrechselte Angelruten. Zusätzlich waren „feinste echt englische Angelgeräthe“ im Angebot, dazu Reusen und Netze. Dann zog man um nach Halle an die Saale, dort waren um 1896 immer vor allem noch englische Importgeräte im Angebot. Danach ging es über Erfurt bis nach Coburg in Bayern, schlussendlich dann nach Fürth. Die Ottermarke wurde so ab ca. 1920 in Coburg verwendet. In Coburg firmierte Flechsenberger als „Special-Fabrik für Metall-Angelrollen“, aus dieser Zeit müssten die Flechsenberger-Multirollen stammen. Man hat explizit mit dem „Verkauf an Händler“ geworben, es könnten also auch ungemarkte Rollen für andere Fachhändler produziert worden sein. Von den kleinen Messing-Achsrollen finden sich ja auch zahlreiche ungemarkte Exemplare.

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Auf den Rückwänden wird die Ähnlichkeit noch deutlicher. Der Sitz der Nieten und Schieber ist gleich, ebenso die Form der Schieber.
Flechsenberger-Multirolle
Rückseite einer gemarkten Flechsenberger-Multirolle.
Zum Vergleich: Quasi identische Rückseite der ungemarkten Flechsenberger-Multirolle.
Links die ungemarkte Version.
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