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Vorkriegs-Multirollen von Flechsenberger

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Zwei Multirollen von Flechsenberger, rechts das raised-pillar-Modell mit seitlich hervorstehenden Stegen, eine typisch amerikanische Konstruktionsweise.

Sie tauchen nur selten auf, alte Multirollen von Flechsenberger, eindeutig erkennbar am typischen Otter-mit-Fisch-Logo.

Die Firma hat eine sehr bewegte Geschichte, alles begann zum Ende des 19. Jahrhunderts in Kaltennordheim in Thüringen, ging dann über Halle und Erfurt bis nach Coburg in Bayern, schlussendlich dann nach Fürth. Die Ottermarke wurde so ab 1920 in Coburg verwendet. Die hier gezeigten Multirollen stammen wohl auch aus dieser Zeit.

Beide Modelle sind in Konstruktion und Optik noch sehr von amerikanischen Modellen der Firma Hendryx beeinflusst, wie sie damals weltweit sehr populär waren. So hatten etwa auch die DAM und Stork in München diese Rollen damals im Programm. Es ist auch durchaus vorstellbar, dass beide Rollen in den USA produziert wurden und Flechsenberger nur seine Punze eingeschlagen hat. Vor allem das „raised pillar“ Modell mit seinen seitlich ausgestellten Stegen sieht schon sehr amerikanisch aus. War die Firma Flechsenberger seinerzeit zu klein, um so aufwändige Rollentypen zu produzieren? Bei einer kleinen Auflage hätten sich die ganzen teuren Stanzformen kaum gelohnt. Der Ankauf bei einem Zulieferbetrieb ist also nicht ganz auszuschließen. Auf der anderen Seiten firmiert Flechsenberger in Zeitungsanzeigen damals als „Special-Fabrik für Metall-Angelrollen“, aber das hat nicht viel zu bedeuten. Die anderen deutschen Hersteller haben amerikanische und englische Produkte früher auch immer als „ureigenstes Fabrikat“ ausgegeben, man nahm das nicht so genau. Flechsenberger hat aber auch in Anzeigen „Verkauf an Händler“ angegeben, es gingen also eventuell auch viele ungemarkte Stücke an andere Firmen raus. Vielleicht hat Flechsenberger die amerikanischen Erfolgsmodelle einfach nur abgekupfert.

Die größte der beiden Rollen zeigt auf beiden Seiten den für Flechsenberger typischen inneren Strahlenkranz, so dass eine Produktion in Deutschland doch irgendwie naheliegt. Fragen über Fragen… Übrigens hat Flechsenberger laut Werbung auch „Metall-Spinner“ produziert, vielleicht stammen die Stanzformen für den Frappant-Blinker auch noch aus dieser großen Zeit der Rollenproduktion um 1920 und wurden in der Nachkriegszeit noch weiterproduziert.

Wer hat weitere Informationen? Mail an thomas.kalweit@paulparey.de

Unverwechselbar: Die Ottermarke, ein stehender Otter mit Fisch unter dem Arm und Kescher auf der Schulter. Am Kescher hängt übrigens ein Stück Schnur mit einer Kunstfliege am unteren Ende.
Hier schön zu sehen: der innere Strahlenkranz, der nicht direkt am Rollenrand verläuft.
Nur das linke größere Modell besitzt auf beiden Seiten einen inneren Strahlenkranz, bei der rechten kleineren Version befinden sich die Strahlen beidseitig am Rollenrand, aber auch mit leichtem Abstand.
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