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Seltsame Behm-Köder

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Präsentation von Dr. Alexander Behm auf der Kieler Fischerei-Ausstellung 1927. Aus: Der Angelsport, Mai 1928. In der Mitte zentral ein Modell seiner Fischerhütte.

Durch Zufall bin ich beim Durchblättern des Jahrgangs 1928 von „Der Angelsport“ in der damaligen Mai-Ausgabe auf ein Foto gestoßen.

Das schlechte Bild im Zeitungsdruck zeigt eine Ausstellung, die der Köder-Erfinder Alexander Behm auf der Kieler Fischerei-Ausstellung im Jahr 1927 präsentiert hat. Gezeigt hat er dort seine Angeltrophäen, seine Ruten und Rollen, ein Modell seiner berühmten Fischerhütte an der Treene und auch seine Köder-Entwicklungen.

Ich habe das kleine Bildchen einmal mit einem Scanner auf 600dpi genau unter die Lupe genommen. Man erkennt in der Mitte rechts deutlich seine Kettenzöpfe. Dominierend auf der Aufnahme sind aber seltsam große, Heintzblinker-ähnliche Köder mit einer wahrscheinlich beweglichen, roten Fischflosse am unteren Ende.

Es könnte sich um den Behm-Gliederspinner handeln, den er 1928 in Deutschland zum Patent angemeldet hat und der ebenfalls eine Flosse besaß. Allerdings sind keine wirklichen Scharniergelenke auf dem Foto zu erkennen. Mit viel Fantasie lassen sich minimal dunklere Pixelreihen dort erkennen, wo die Scharniere sitzen könnten.

Vor Jahren habe ich einmal einen optisch sehr ähnlichen Köder besessen, er bestand aus zwei übereinander liegenden, schweren Blinker-Blättern mit einer roten Flosse am unteren Ende. Er lief damals auf eBay unter der Bezeichnung „Klackfisch aus Norddeutschland“, weil er bei Bewegung klappernde Geräusche machte. Ich kann den Köder leider nicht mehr finden, wahrscheinlich habe ich Idiot ihn vor Jahren verkauft. Ob es sich dabei um den abgebildeten, seltsamen Behm-Köder gehandelt hat, ist sehr unwahrscheinlich, wahrscheinlich sind es Behm-Gliederspinner.

Vor einigen Jahren konnte ich einmal auf eBay einige Fotokopien und Farbkopien von Behms Erfindertagebuch aus der Sammlung Preylowski erwerben. Darin entdeckt man so manche Köder-Entwicklungen, die sehr entfernt Ähnlichkeiten mit der Ködern der Ausstellung aufweisen. Auch die Vorformen des Gliederspinners sind in den Aufzeichnungen zu finden (siehe unten). Behm hat auf jeden Fall viel mehr Köder entwickelt, als heute uns bekannt sind. Sicher wurden davon damals zahlreiche Prototypen und Testmuster angefertig. So wurden 2013 einmal anscheinende Testköder verschiedenster Hersteller mit Behm-Flosse auf eBay verkauft. Hier hat Behm anscheinend seinen berühmte Flosse an verschiedensten anderen Ködern aussprobiert.

Wer weiß mehr oder hat einen ähnlichen Köder? Infos an thomas.kalweit@paulparey.de

Vergrößerung des Mittelteils. Rechts unten sind eindeutig Behm-Kettenzöpfe zu erkennen. Aber was sind das für ungewöhnlich große Blinker mit Flosse? Beeindruckend auch das Ölgemälde mit Köderbox, Blinkern und Behmfliege - wo mag es heute hängen?
Köder linke Seite: Hier sind die großen Blinker mit Flosse noch deutlicher zu erkennen. Mit viel Fanatsie erkennt man etwas dunklere Pixelreihen, die auch Scharniere eines Gliederfischs sein könnten.
Köder rechte Seite: Unten sind die Behm-Kettenzöpfe zu erkennen.
In Behms Erfindertagebüchern finden sich unter anderem auch Köder-Zeichnungen, hier ein Gliederfisch mit Zwillingshaken. Einen ähnlichen Köder hat Behm 1928 zum in Deutschland zum Patent angemeldet. All diese Prototypen hat es einmal gegeben, denn Behm bemerkt "spinnt ausgezeichnet" neben der Zeichnung.
In der schlechten Fotokopie einer von Behms Erfinder-Tagebuchseiten scheint ein ähnlicher Fisch-Blinker mit Flosse schemenhaft von der vorherigen Seite durch, wenn ich den Kontrast ganz stark erhöhe.

Anmerkung vom 26. April 2021:

Gerhard schickte per Mail: „Hallo Thomas, vor einiger Zeit konnte ich eine Sammlung mit alten deutschen Original-Patentschriften zum Thema „Angeln“ erwerben. Darunter befinden sich auch zwei Patente, die Dr.h.c. Alexander Behm für „Künstliche Fischköder“ erteilt wurden.

Die eine Patentschrift beschreibt den bekannten Behm-Blinker, das zweite Dokument den Behm´schen Gliederspinner. Ich finde, wenn man die Abbildungen aus der letztgenannten Patentschrift mit den Ködern auf dem alten Presse-Foto vergleicht, ist trotz der Unschärfe schon eine gewisse Ähnlichkeit erkennbar. Herzliche Grüße, Gerhard“

"Künstlicher Fischköder", Gliederfisch von Alexander Behm, aus der Patentschrift vom 24.2.1928. Bild: Sammlung Gerhard Dee
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