Adolf Schrader wurde vor allem durch seine berühmten Schrader-Koppen bekannt. Hier eine kleine Auswahl seiner phantasievollen Köder (dieser Beitrag stammt aus meiner früheren Website „Sammlerecke“).
Viele Sammler finden Schraders Köder hässlich, für mich sind sie wunderschön. Ich stelle mir bei jedem Exemplar vor, wie er sie in seiner kleinen Werkstadt neben dem Kölner Früh und dem Heinzelmännchenbrunnen mit dem Monokel im Augenwinkel ausgestanzt und bepinselt hat. Von verschiedene Zeitzeugen weiß ich, dass Meister Schrader nicht unbedingt ein sympathischer Charakter war. Oft wird er als überheblich und arrogant dargestellt, er war sich seiner Rolle als „Meister Schrader“ durchaus bewusst. Im Laden bediente sein „Faktotum“, eine ältere Dame. Vielleicht hat auch sie all die Köder bemalt…
Das Sammelgebiet „Schrader-Koppen“ will kein Ende nehmen: Kein Köder gleicht dem nächsten, hier eine kleine Auswahl. Köder aus Kupfer, Messing oder Stahlblech, bemalt mit roten Flossen oder schwarzem Schuppenmuster. Manche Modelle sind mit Klarlack vor Korrosion geschützt oder sogar mit DAM-Feuerfarbe verziert.
Auf der Rückseite sind die ältesten Köder mit „A. Schrader Köln“ gemarkt. Es gibt zwei Stempeltypen, die sich nach dem Schrifttyp und nach Verarbeitung zeitlich hintereinander einordnen lassen. Besonders bemerkenswert sind auch die im Feuer eingeschmolzenen Glasaugen, die auf der Sichtseite blankgeschliffen wurden.
Besonders gesucht sind auch die feueremaillierten Modelle, teilweise mit durch Drahthaken eingesetzten, mehrfarbigen Glasaugen. Aus Ihnen gingen in den 50ern die ebenfalls emaillierten Plate-Koppen hervor. Die Markenrechte für seine Köder verkaufte Schrader an die Bonner Firma. Er hatte dort auch einige Zeit einen Beratervertrag, den er aber kaum wahrnahm. Wunderschon sind auch die Schrader-Sondermodelle: wunderhübsche, fischchenförmige Blinker oder Synthesen aus Bachteufel und Koppe, sogar ein Mackerel Spoon nach englischer Bauart.
Das Schrader bereits in der Vorkriegszeit Koppen hergestellt hat, zeigen seine Anzeigen aus der frühen Nachkriegszeit. Dort heißt es: „Jetzt wieder lieferbar: Koppe (Augenblinker) 32, 37, 42 mm, gold, silber“. Auch Devonspinner in den Farben Gold und Silber stellte er bereits vor dem Krieg her. Emaillierte Koppen kamen 1949 als Neuheit in den Handel, wahrscheinlich auch die Kupfermodelle.
Schrader „pimpte“ für seine Kunden auch bewährte Ködermodelle anderer Hersteller, so z.B. DAM-Koppen, Agilette-Koppen und EW-Blinker. Durch diese „Leitfossilien“ lassen sich die „Farbperioden“ Schraders zeitlich genau einordnen. So kann man Rückschlüsse auf andere Schraderköder ziehen, die in der gleichen Zeit entstanden sein könnten. Eine Farbperiode Schraders endete, wenn der jeweilige Farbtopf leer war und ein neuer gekauft werden musste. Originalmontierte Schraderköder sind durch eckige Sprengringe und Mustad-Sneckbenthaken zu erkennen. Deshalb im unteren Bild oben rechts wahrscheinlich das Schrader Eskimozuckfischchen. Es wurde von mir im Restbestand eines Angelladens in Düren gefunden, der auch Schraderköder führte. In Blens bei Düren hatte Schrader im hohen Alter (Ende der 1960er Jahre) sein letztes Angelgeschäft, mehr ein Garagenverkauf, zudem fischte er sein Leben lang schwerpunktmäßig an der nahegelegenen Rur in der Eifel. Links auf der Abbildung sehen Sie Schrader-Devons in drei verschiedenen Fertigungen, die beiden unteren sind bunt bemalt.
Meister Schrader ist auch für seine Bachteufel mit dem typischen Skelettmuster berühmt, hier eine kleine Auswahl. Bei diesem Ködertyp, der ab 1949 offiziell in den Handel kam, sind die Formen noch unüberschaubarer und eine zeitliche Einordnung ist schwierig, denn möglicherweise hat er schon weit vorher für den Eigengebrauch diesen Erfolgsköder hergestellt. Grundsätzlich lassen sich die Bachteufel in Modelle mit gemalten und mit eingeschlagenen Augen unterteilen. In den 50ern wurden sie von Plate Bonn als SB-Blinker produziert.
Schrader in der Werbung
Da mir von Schrader noch nie ein Katalog aus der Nachkriegszeit untergekommen ist, ist man als Sammler vor allem auf seine (zum Glück reichlichen) Anzeigen in Zeitschriften angewiesen.
Oben eine der frühesten Schrader-Anzeigen aus dem April 1928. Damals hatte Schrader seinen Laden noch in der Kölner Ludwigsstraße. Schrader war damals einer der einflussreichsten Angler der Stadt, der sogar bis kurz nach der Gleichschaltung Gauleiter Rheinland des Reichsverbandes Deutscher Sportfischer war. Bei der Auflösung der alten Anglerverbände zeigte er sich als Anhänger der Nazis, wie in Protokollen der damaligen Verbandsversammlungen nachzulesen ist. Kurz darauf verlor er aber seinen Posten als Gauleiter, offenbar war er angeeckt.
Anzeigen aus der Fischwaid 1949: Schrader-Holzwobbler, Koppen in Gold, Kupfer und Silber, Devons in Gold, Silber und bemalt. Hier tritt auch zum ersten Mal der Bachteufel auf. Meister Schrader war zu dieser Zeit schon 66 Jahre alt. Eine der letzten Anzeigen von Schrader erschien 1966 in der Fischwaid, er war nach Blens bei Nideggen umgezogen, an seinen geliebten Eifelfluss Rur. Mit 83 Jahren verkaufte er dort im kleinsten Rahmen noch Angelgerät. Sein Werbeslogan im hohen Alter: „Meister Schrader berät und beliefert Sie nach wie vor bestens!“
Schrader-Wobbler
1949, Köln lag noch in Trümmern: Meister Schrader stellte in seiner Werkstadt Wobbler mit einfachsten Mitteln her. Material war in der frühen Nachkriegszeit knapp – ein Wunder, dass er so kleine Kunstwerke hinbekommen hat. Der Wert der Schraderwobbler: für mich unschätzbar! Auch bei den Wobblern sind Farben zu erkennen, die bei Schraders Blechködern ebenfalls auftauchen.
Haben Sie Fragen und Infos zu Schrader-Ködern aus Köln? Kontakt: thomas.kalweit@paulparey.de