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Rollen im schwarzen Gewand

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Rolle von Stork München
Mattscharz finierte Messingrolle No. 801 1/2 B von Stork, für Angler, die am Wasser nicht auffallen wollten.

Gestern hatte ich hier im Sammlerblog über eine schwarz lackierte Fliegenrolle berichtet. Hier ein weiteres Beispiel für diesen Trend.

Auch die Firma Stork hatte 1926 eine „mattschwarz finierte“ Messingrolle im Angebot (No. 801 1/2). Es ist eine Rolle in einfachster Bauart aus extrem dünnem Blech, es gab sie ohne und mit Klicker (Version A und B).

Im 1900 Jahrhundert und darüber hinaus waren bei den meisten Anglern hochfein polierte, glänzende Rollen aus Messing, meist sogar silbrig vernickelt, besonders beliebt. Teilweise waren diese Rollen sogar hochfein vergoldet. Mehr Bling-Bling ging nicht. Man wollte am Wasser signalisieren, dass man sich eine teure Rolle leisten konnte. Jeder sollte es mitbekommen!

Gleichzeitig kamen aber auch schwarz lackierte oder feueremaillierte Rollen bei manchen Anglern in Mode, Angelgeräte sollten für die Fortschrittlichen unserer Zunft am Wasser möglichst unauffällig sein. Diese Angler hatten verstanden, dass Fische empfindlich auf Lichtreflexe reagieren konnten.

Die schwarze Lackierung der Messingrollen entsprach aber auch einer anderen Modebewegung: dem Japonismus. Die ersten Ausstellungen mit japanischem Kunstgewerbe machten in Europa die berühmten asiatischen Lackarbeiten bekannt. Schwarz lackierte Dosen und Tabletts wurden außerordentlich populär, vor allem wieder im Jugendstil. In England werden diese schwarz lackierten Rollen übrigens immer noch als „japanned fishing reels“ bezeichnet. Auch Fliegendosen wurden damals in England gerne schwarz lackiert.

Dann wechselte die Mode. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wurden gebläute („stahlblau oxidiert“, „blau finiert“) oder brünierte („blank gebranntes Messingblech“) Rollen modern, sie besaßen das reflektionsfreie Finish von Schusswaffen und entsprachen dem kriegerischen Zeitgeschmack. Die Brünierung oder Bläuung wurde durch Erhitzen oder durch Salpeter und Ätznatron erreicht.

Auch am Wasser sollte die Angelrolle nicht aufblitzen und die Fische verschrecken. Deshalb wurden auch Alu-Rollen ab Werk mattiert, damit sie nicht mehr funkelten. Es gab aber auch immer noch goldglänzende Messingrollen. Denn Angler, die am Wasser angeben wollten, waren nicht ausgestorben.

Wer weiß mehr? Infos an thomas.kalweit@paulparey.de

Dieses Rollenmodell ist entweder halbkreisförmig auf der Frontplatte oder unter dem Fuß gemarkt.

„Ist die Rolle aus Metall hergestellt, so ist sie mit Lack zu schwärzen, auf daß sie im Lichte nicht blitzen kann.“

Ernst Bade, Die Angelfischerei, Oranienburg 1879

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