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Nachkriegs-Multirollen von Hildebrand

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Rechts die erste Version der Nachkriegs-Mulirollen von Hildebrand-Wieland: Silberner Kurbelarm mit hornfarbenem Knauf, dünnere Streben, zentrale obere Mittelstrebe, Bohrungen zum Versetzen des Backlash-Bügels. Die Nachfolgeversion (links) besitzt eine schwarze Kurbel mit schwarzem Knauf, die Streben wurden verstärkt und die obere Strebenach rechts verschoben.
Rechts die erste Version der Nachkriegs-Mulirollen von Hildebrand-Wieland: Silberner Kurbelarm mit hornfarbenem Knauf, dünnere Streben, zentrale obere Mittelstrebe, Bohrungen zum Versetzen des Backlash-Bügels. Die Nachfolgeversion (links) besitzt eine schwarze Kurbel mit schwarzem Knauf, die Streben wurden verstärkt und die obere Strebe nach rechts verschoben.

Um das Jahr 2010 tauchten bei einem Münchner Antiquitätenhändler plötzlich eine große Zahl von Multirollen der Firma Hildebrand-Wieland auf.

Offenbar hatte der auf Nautika spezialisierte Antiquitätenhändler einen Teil des Nachlasses von Hildebrand-Wieland oder auch Stork aufgekauft. Denn Stork hat in den 1950er Jahren viele Nachkriegsmodelle des einstigen Konkurrenten vertrieben, wie uns die Kataloge verraten.

Inzwischen konnte ich zwei verschiedene Modellreihen dieser Hildebrand-Multirolle ausmachen. Eine Serie hat eine schwarze Kurbel mit schwarzem Knauf, die zentrale Mittelstrebe oben ist nach rechts versetzt. Die andere Serie besitzt eine silberne Kurbel mit hornfarbenem Knauf, die Mittelstrebe sitzt zentral oben.

Von der Serie mit dem schwarzen Knauf gibt es nur auf den ersten Blick verschiedene „Ausführungen“. Je nachdem wie die Rückwand aufgesetzt wurde, sitzt der Klickerschieber an einer anderen Stelle.

Es ist auch zu sehen, dass die Bohrungen für den Antibacklash-Bügel an der Modellreihe mit brauner Kurbel auch an der anderen Seite vorgesehen sind. Es müsste also auch „Linkshand-Modelle“ von dieser Hildebrand-Rolle geben.

Zweite Modellreihe mit Verbesserungen

Grundsätzlich möchte ich sagen, dass die erste Ausführung dieser Rolle nicht wirklich fürs Fischen geeignet waren. Die Käppchen für die Achse und die Schleifbremse sind bei dem Modell mit der hornfarbenen Kurbel nur aufgedrückt, beim Angeln wird man schnell damit irgendwo hängen bleiben und sie gehen verloren. Bei DAM und bei der Ausführung mit der schwarzen Kurbel haben diese Käppchen ein Gewinde, was natürlich aufwändiger in der Fertigung ist. Peter Taudor hat mir versichert, dass diese aufgedrückten Achatkäppchen als Lager für die Spule eigentlich überhaupt keine Wirkung haben, weil sie sich bei Belastung seitlich wegdrücken lassen. Bei der Serie mit der hornfarbenen Kurbel sind zudem die Streben deutlich dünner, der Fuß wurde nur mit zwei winzigen Schräubchen daran befestigt. Das kann nicht wirklich dauerhaft gehalten haben.

Ich gehe deshalb davon aus, dass die Serie mit schwarzer Kurbel das zweite, verbesserte Modell ist, weil es bei den Rollen mit brauner Kurbel viele Reklamationen gegeben hat. Wer hat weitere Informationen zu dieser Rollenserie?

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Der Blick von oben: Deutlich sieht man, dass bei der linken Rolle die Streben etwas stärker geworden sind und dass die obere Mittelstrebe nach rechts verschoben wurde. Bei der rechten Rolle sind die Achskäppchen nur aufgedrückt, bei der linken verschraubt.
Bei der Version mit schwarzer Kurbel gibt es nur scheinbar verschiedene Ausführungen. Die Rückwand konnte offenbar in verschiedenen Positionen aufgesetzt werden, deshalb sitzt der Klickerschieber teilweise an anderer Position. Man beachte die für Hildebrand-Wieland typischen hutförmigen Schieber.

Anmerkung vom 24. Januar 2024:

Peter Taudor schrieb uns: „Hallo Thomas, zu deinem Bericht über die Hildebrand-Multirollen muss ich noch etwas richtigstellen. Die Kappen an den Achslagern sind bei der frühen Version doch geschraubt, nur die etwas kleinere oben ist gesteckt. Die Funktion dieser Kappe ist mir etwas rätselhaft, da sollte der Angler sicher die Kraft der Backlash-Bremse verstellen. So richtig funktioniert das aber nicht. Die Kappen auf der Achse haben die Funktion, die Achse zu lagern. Wenn die etwas zu viel Luft haben, drückt das Antriebsrad das Ritzel etwas aus der Flucht und die Rolle kann gar nicht oder nur sehr schlecht (sie hakt) gedreht werden. Um das abzustellen, habe ich bei meiner Rolle einen kleinen Ring mit dem Durchmesser der Achse gedreht, um diese besser zu lagern. Nun geht es besser. Meiner Meinung nach zeigt diese Rolle zwar die Ansätze einige Ideen, im Ganzen ist sie aber nicht ausgereift. Die Angler dürften damit nicht viel Freude gehabt haben. Die Firma Belaco hat mit ihrer Multirolle (ähnlicher Aufbau) damit besser gelegen. Anbei Fotos von vor und nach dem Umbau an. Viel Spaß ZP“

Hildebrand-Multirolle vor dem Umbau. In der zentralen Buchse hat das Lager Achse zu viel Spiel, die Zahnräder verkannten sich und die Rolle lässt sich nicht mehr kurbeln.
Nach dem Umbau: Eine zusätzliche Lagerbuchse (Mitte) zentriert die Achse besser.
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