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Mysteriöse Mühlkoppen

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Lederkoppen
Zwei Mühlkoppen-Imitationen aus Leder - die untere könnte von Belaco sein, die obere besitzt einen angewundenen Drilling.

Kleine Mühlkoppen-Imitationen aus Leder oder lederähnlichem Stoff wurden von verschiedenen Herstellern produziert. Am bekanntesten sind die DDR-Koppen aus hellem „Fensterleder“ von Belaco in Leipzig.

Sören Fietz ist jetzt auf ungewöhnliche Exemplare solcher Leder-Koppen gestoßen, er schrieb uns dazu:

„Moin Sammler, bei der letzten Auktion des Auktionshauses Hildebrandt kaufte ich ein unscheinbares Konvolut, das sonst niemand wollte. Es enthielt bis auf eine interessant erscheinende Mühlkoppe nur wertlose Gummiköder. Als das Paket zugestellt wurde, hatte ich kaum Zeit, die Mühlkoppe eingehender zu untersuchen. Meine ersten zwei Gedanken waren „Belaco“ und „DDR“. Ich legte den Köder zur Seite und bot ihn sogar anderen Sammlern an – niemand wollte die Mühlkoppe haben.

Nun fiel mir ein, dass ich eine Mühlkoppe in meiner Sammlung habe, die ich bislang ohne eingehende Recherche SOL zuordnete, obwohl die Mühlkoppen von Thöner deutlich anders ausschauen. Diese Mühlkoppe ähnelt in manchen Merkmalen dem Exemplar aus der Auktion.

Ich hatte einmal eine Mühlkoppe von Belaco in Besitz und ich kann mich daran erinnern, dass der Haken bei Belaco anders montiert wurde als bei meinen zwei Exemplaren. Bei Belaco wurde der Drilling auf einen gewundenen Draht, der am Ende offen ist, aufgewunden, bei meinen zwei Exemplaren ist der Draht am Ende fest verdrillt. Auch die Bemalung ist anders als bei Belaco. Die kleine Mühlkoppe misst 45 mm und weicht somit von den 55 mm, die eine Belaco Mühlkoppe lang sein soll, ab (vgl. Olliges 2021, S. 218). Ich habe nun noch einmal Hendrik Olliges‘ Alte Kunstköder akribisch durchsucht und bin im Kapitel zu Hildebrand/Wieland auf S. 32 vielleicht fündig geworden. In dem Werbedisplay sind Mühlkoppen abgebildet. Könnten meine zwei Exemplare von Wieland sein?

Belaco verkaufte vor 1945 u. a. Wielands „Silberblinker nach Dr. Heintz“ (vgl. Belaco-Katalog 1937, S. 45). Hat Belaco nach dem Zweiten Weltkrieg um 1949 möglicherweise weiterhin mit Wieland zusammengearbeitet und von diesem Mühlkoppen zugekauft? Hat Belaco oder der spätere VEB Turnier- und Sportangelgeräte Leipzig die Mühlkoppe kopiert? Schlummern weitere Mühlkoppen in anderen Sammlungen und wollen sich zum Vergleich zeigen? Gruß Sören“

Hallo Sören, einmal wieder tolle Köder! Die Sol-Fischchen hatten immer zwei Drillinge, auch die kleinsten Größen. Sie sind auch ganz bunt bemalt, mit roten Tupfen und Flossenstrahlen. Unter dem Bauch habe ich sie schon mit „Sol Deposé“ beschriftet gesehen. Von Sol gab es auch noch viel größere Stofffische, die noch kunterbunter in allen Regenbogenfarben bemalt waren.

Den helleren Köder würde ich aber doch in Richtung Belaco packen, da wurde bestimmt über all die Jahre auch mal die Montierung geändert oder ein Angler hat sie ersetzt. Das helle Leder spricht für Belaco, auch der schwarze breite Kopf, ich meine auch, auf den Bildern die typischen Schlangenlinien an den Flanken und die gestrichelte Schwanzflosse zu erkennen.

Eine originale Hildebrand-Koppe habe ich leider noch nicht gesehen. Auf der besagten Abbildung aus dem Fischwaid-Sonderhaft „Aus Handel und Industrie“ (02/1950) lässt sich nicht viel erkennen, nur dass die Brustflossen sehr groß gewesen sind. Die Koppen scheinen aber vorne keine Öse gehabt zu haben, der Forellen-Köder wurde mit Vorfach montiert geliefert (siehe Abb.). Eventuell wurde das Vorfach einfach durch den Fisch gefädelt. Die Abbildung ist in der Originalzeitschrift leider nur winzig und stark verpixelt, wir können da nur vermuten. Beste Grüße Thomas

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Ansicht der Lederkoppen aus einer anderen Perspektive.
Die braune Koppe besitzt zwei Drillinge.
Die Belaco-Koppe im DDR-Katalog von 1960.
Belaco-Koppe
Die Belaco-Koppe in einem weiteren DDR-Katalog der 1960er. Typisch sind das helle Leder und die aufgemalten Schlangenlinien.
Sol-Fischchen aus einem Katalog der 1930er Jahre.
Ausschnitt aus einem Hildebrand-Köderdisplay (extreme Vergrößerung). In der Mitte unten sind drei koppenähnliche Köder mit montiertem Vorfach zu erahnen. Aus: Die Fischwaid 02/1950, Sonderausgabe "Aus Handel und Industrie".
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