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Ausbeutung des Kabeljaus stoppen

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Der WWF klagt vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg gegen die anhaltende Überfischung des Kabeljaus durch die EU-Flotte.

20.03.2007

Die am 19. März 2007 eingereichte Klage zielt auf den Europäischen Rat, der nach Ansicht des WWF mit den im Dezember 2006 beschlossenen Fangquoten gegen europäisches Umweltrecht verstößt. „Wir ziehen jetzt die juristische Notbremse gegen das andauernde Versagen der Fischereipolitik“, so WWF-Sprecherin Karoline Schacht. Der Streit um die Kabeljau-Quoten hält seit Jahren an. Immer wieder ignoriert der EU-Ministerrat die Empfehlungen von Wissenschaftlern. So rät der Internationale Rat zur Erforschung der Meere (ICES), in dem 1600 Meeresexperten vertreten sind, den Kabeljaufang in der Nordsee komplett einzustellen, bis sich die Bestände erholen. Trotzdem hatte der EU-Ministerrat im Dezember allein für die Nordsee eine Fangquote von fast 20.000 Tonnen beschlossen. Der dramatische Zustand des überfischten Kabeljaus zeigt sich am Rückgang der Fänge, die seit 1970 auf ein Zehntel geschrumpft sind.

EU bricht eigene Gesetze

Die Klage des WWF bezieht sich auf Artikel 7 des Kabeljau-Wiederaufbauplans. Dieser sieht vor, dass der Ministerrat die Fangquoten um mehr als 15 Prozent senken muss, wenn die Zahl der geschlechtsreifen Fische unter ein bestimmtes Maß fällt. Dieses Mindestmaß wird zum Beispiel in der Nordsee, in der Irischen See, im östlichen Ärmelkanal und an der schottischen Westküste unterschritten. Trotzdem beschloss der EU-Fischereirat zuletzt lediglich eine Reduzierung der Fangquoten um 14 Prozent. „Die EU bricht ihre eigenen Umweltgesetze. Das darf nicht ungestraft geschehen“, so Schacht. „Den Zahlen nach geht es hier nur um wenige Prozentpunkte. Tatsächlich aber streiten wir für die Zukunft einer der ökologisch und wirtschaftlich wichtigsten Fischarten.“ Vor Gericht will der WWF den Europäischen Rat zwingen, seine jüngste Fangquoten-Entscheidung zu revidieren. Nach Angaben des WWF gehen Wissenschaftler davon aus, dass sich die Kabeljaubestände noch aus eigener Kraft erholen könnten – wenn sie vorerst geschont würden. „Um dem Kabeljau eine Chance zu geben, benötigen wir eine Politik, die nicht nur die kurzfristigen Interessen einiger EU-Staaten im Blick hat, sondern sich langfristig an einer nachhaltigen Fischerei orientiert“, so Schacht. Mit einem starken Signal des EuGH erhofft sich der WWF auch einen Umschwung in der gesamten EU-Fischereipolitik, die derzeit trotz massiver Überfischung der Meere noch immer nicht nachhaltig sei. -pm-

 

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