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Alte Schnurkarten (Teil II)

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Überwältigende Farbenpracht: Die Spinnschnur "Signal und Alarm" wechselte alle zehn Meter die Farbe.

Nach unserem letzten Beitrag zum Thema, hat uns Gerhard Dee nun weitere Fotos von alten Angelschnüren geschickt. Er schrieb uns dazu per Mail:

„Hallo Thomas, hier sind noch ein paar Bilder zum Thema Angelschnüre und Schnurkarten. Das Musterbuch von C. U. Springer stammt laut Verkäufer von 1929. Es wurde in Schnellhefter-Form herausgebracht, damit man es schnell und unkompliziert auf dem neuesten Stand halten konnte. Für jede Schnur gab es eine Musterseite (Pfeffer + Salz, Donau, Ems …usw.). Der Stempel auf dem Cover weist den Berliner Angelgerätehändler Ernst Schmidt (Esbe) als Vorbesitzer aus.

Bei der DAM-„Signal“-Schnurkarte fehlen zwar leider auch einige Meter, aber man bekommt zumindest einen Eindruck von der bestimmt für viele Angler verlockenden Farbenpracht. Und wenn man sich die Farbreihenfolge merken konnte, wusste man auch immer, wieviel Schnur gerade „von der Rolle war“.

Meine älteste Schnurkarte ist von DAM und soll von vor 1900 stammen. Das könnte stimmen, weil auf der Rückseite Auszeichnungen bis 1896 aufgeführt sind. Biberangelschnüre in Blechdosen hast Du ja schon am 23.04.2020 vorgestellt. Die neben der Musterkarte abgebildete Dose scheint mir noch etwas älter zu sein. Auch die dekorative Verpackung von Gruschwitz-Fisch-Zwirn ist bereits am 19.11.2021 in dem Blogbeitrag „Wunderwelt der Reklamemarken“ erwähnt worden. Herzliche Grüße, Gerhard“

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Schnur-Musterbuch von C.U. Springer in Isny. Vorbesitzer war die Firma Esbe in Berlin.
Ein Blick ins Musterbuch: Von jeder lieferbaren Schnur befand sich darin ein Stückchen zum ausgiebigen Betasten.
Die Schnur "Pfeffer und Salz" erhielt ihren Namen wegen der schwarz-weißen Färbung.
Die Pyramidal-Seidenschnur von DAM war vor allem im Turniersport und beim Spinnfischen beliebt.
Sehr alte Schnurkarte von DAM, wohl vom Ende des 19. Jahrhunderts.
Die letzte Auszeichnung stammt von 1896.
Otter-Schnur von DAM aus Baumwolle, mit 16 Klöppeln rund geflochten.
Biber-Angelschnur von Erwin Kabis aus Sachsen.
"Fisch-Zwirn": Leinen-Angelschnur von Gruschwitz.
Auch die ersten Spulen für monofile Damyl waren noch aus Papier.
Neues Logo: Der Ziegenbock musste nach und nach der DAM-Forelle weichen.

Anmerkung vom 25. Juli 2023:

Hans van der Pauw schrieb uns zum Thema frühe monofile Schnur auf Schnurkarten: „Hallo Thomas, mit viel Interesse habe ich die zwei Beiträge über alte Schnurkarten gelesen. In Teil 2 gab es sogar Bilder von zwei frühen Karten mit Damyl. Es würde mich interessieren, mehr über die frühesten Beispiele von Nylon in Deutschland zu erfahren (Spulen, Karten u.s.w.). Ich vermute, daß Polyamid-Angelschnüre in Deutschland erst kurz nach dem 2. Weltkrieg auf den Markt gekommen sind, wahrscheinlich Perlon noch etwas früher als Nylon. Das Wort Caprolatum (eig. Caprolactam) auf der Damylkarte deutet auf Perlon hin (eine Erfindung vor Paul Schlack für IG Farben).

Das erste Nylon, das Anglern in Europa zur Verfügung stand, wurde 1941 von Rhodiacéta in Lyon hergestellt. Rhodiacéta hatte dafür im März 1939 von Dupont in den USA eine Lizenz erhalten. Auch IG Farben erhielt zwei Monate später (also noch vor dem Krieg) eine solche Lizenz von Dupont, wobei ich aber nicht weiß, ob das noch vor dem Kriegsende tatsächlich zur Produktion von Nylonschnüren geführt hat.

Die amerikanische Ausrüstung für die Produktion von Rhodiacéta kam im April-Mai 1940 per Schiff in Lyon an. Gerade noch rechtzeitig, denn am 18. Juni 1940 marschierten die Deutschen in Lyon ein. Am 7. Mai 1941 produzierte die Fabrik den ersten Nylonfaden in Europa. Rhodiacéta produzierte im Jahr 1941 10 Tonnen Nylonfaden, darunter auch Angelschnur. Eine komplizierte aber faszinierende Geschichte. Beste Grüße, Hans van der Pauw“

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