Im Test:
Ende Juli 2018, zum Zeitpunkt, als dieser Artikel entstand, waren Temperaturen um die 35 Grad Celsius in weiten Teilen Deutschlands normal. Das schien auch die Waller noch mehr in Wallung zu bringen, und die gewaltigen Platscher raubender Bartelträger waren ständige Begleiter beim Zander- oder Aalfischen in lauen Sommernächten. Als beim nächtlichen Zanderwobbeln ein Wels direkt neben mir raubte, und der überraschende Schwanzschlag auf der Wasseroberfläche wie ein Peitschenknall durch die windstille Nacht hallte, kam ich mir mit meiner leichten Zanderrute und 0,14er-Geflochtener ziemlich unterbewaffnet vor. Was, wenn jetzt doch mal ein dicker Waller statt Zander beißt?
Ich dachte kurz darüber nach und beschloss, aufzurüsten. Zeck Fishing hatte der Redaktion eine Vertikal- und eine Spinnrute zur Verfügung gestellt. Statt 50-Gramm-Zanderrute und 0,14er Schnur zog ich nachts fortan mit 0,30er-Geflecht sowie der 180-Gramm-Blinker Jörg Spin 270 los.
Die Rute entwickelte Carsten Zeck zusammen mit Jörg Willems alias „Blinker Jörg“, einem der führenden Spezialisten, wenn es ums Spinnfischen auf die Bartelträger geht. Obwohl sie mit 290 Gramm für eine Welsrute sehr leicht ist, muss man sich als „Otto-Normal“-Spinnfischer erst einmal an die stärkeren Dimensionen gewöhnen. Man denkt, man hat eine der
hässlichen Sticks für die Norwegenangelei in der Hand, aber statt „Flitzebogen“-Biegekurve weist die Rute eine schnelle, semi-parabole Aktion mit harter Spitze auf. Der Blank mit dem Wurfgewichtsspektrum von 30 bis 180 Gramm hat mächtig Bums. Optimal aufgeladen wird er mit 85 Gramm schweren Ködern, so die Empfehlung von Carsten Zeck. Aber auch 65 Gramm schwere Bleche fliegen bis an den Horizont. Und selbst leichtere Blinker oder Spinner lassen sich noch passabel auf Weite bringen. Obwohl man keine Angst zu haben braucht, wenn ein Fisch mit einem Zentner oder mehr einsteigt, ist der Blank sensibel genug, um zu spüren, ob die Köder ordentlich laufen. Führt man einen 65-Gramm-Doppelblatt-Rasselblinker, hat man das Gefühl, am Ende der Schnur hängt eine überladene Schaluppe, die bei Seegang mächtig hin und her schuppelt. Das Vibrieren von großen Bucktailspinnern mit 6er-Blatt überträgt sich (fast) bis in die eigenen Haarspitzen.
Die Ausstattung der Rute lässt keine Wünsche offen: Die 6+1-K-Ringe mit drei Stegen sind ultrarobust. Auffällig ist der extrem wulstige Spitzenring, der auch bei ungünstiger Rutenhaltung in der Endphase des Drills ein Scheuern der Schnur am Ringsteg zuverlässig verhindert. Der bewährte Fuji-Rollenhalter hält 5.000er oder 6.000er Rollen bombenfest. Die Grifflänge unterhalb des Rollenhalters beträgt 39,5 Zentimeter. Einerseits hat man so einen schönen Hebel beim Werfen. Andererseits kann man die Rute so beim Drill eines Welsriesen schön bequem in der Leistengegend abstützen. Denn statt Metall-Abschlusskappe läuft der EVA-Griff in ein auf 35 Millimeter verdicktes Endstück aus. Rein optisch gesehen ist die Rute eine Wucht: Der EVA-Griff in Tarnoptik, die irgendwie an das Schuppenmuster eines Welses erinnert, grün eloxierte Zwischenstücke und Zierbindungen sowie zu guter Letzt der Blank mit der Carbon-Mesh Optik gehören zum ansprechendsten, was der Welsrutenwald zu bieten hat.
Im Testzeitraum gelang dann auch der Fang eines Welses mit der Blinker Jörg, der allerdings – zugegebenermaßen – kein Gegner für die Rute war. Dafür hätte er gut und gerne einen Zentner mehr wiegen müssen. Er biss übrigens auf einen Zanderkönig-Wobbler. Den führte ich Gierschlund abwechselnd zum Rasselblinker, natürlich in der Hoffnung, einen guten Zander abzugreifen, falls es mit dem Wels nicht klappen sollte…
Fazit von Tester Arndt Bünting:
Ist ein Leben ohne Wels-Spinnrute möglich? Um es mit Loriot zu sagen: Ja, aber nicht sinnvoll. Für mich jedenfalls bleibt die Blinker Jörg Spin 270 mein ständiger Begleiter in der nächsten Zeit, solange die Welse bei uns nicht in die Winterruhe gehen. Für Welsprofis, die eine verlässliche Spinnrute suchen, ist sie – zumal zu dem Preis – eine erstklassige Wahl.