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Schwer auf Draht

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Kein Folterwerkzeug: Das Krokodil-Spinnsystem wurde 1884 von Hardy zum Patent angemeldet. Dank der „Reptilienzähne“ hielt der Köderfisch auch bei Gewaltwürfen.

Noch vor 100 Jahren fischte jeder damit, heute sind sie fast ausgestorben: Spinnsysteme für den toten Köderfisch.

Systeme gibt es in einer ungeheuren Vielfalt, sie sind deshalb ein ganz tolles Sammelgebiet. Wer sich für englische Spinnfluchten interessiert, dem empfehle ich das Zusatzbändchen „Best of British Baits, Supplement One: An Identification Guide to Flights, Spinners, Mounts & Bait Harnesses“ von Chris Sandford. Da dünne aber inhaltsreiche Heftchen von 2001 ist hin und wieder antiquarisch zu bekommen. Wer sich für deutsche Spinnsysteme interessiert, vor allem unser Dr. Heintz war da sehr erfindungsreich, dem empfehle ich alte Kataloge von Hildebrand oder auch die frühen Heintz-Buchausgaben als Lektüre.

Link-Tipps:

Zelluloid-Turbinensystem nach Dr. Heintz…

System Schmidt…

Gabel-Spinner nach Ehmant…

Jak-Spinnsystem…

Röhrchen-Spinner nach Dr. Heintz…

Wer besitzt weitere interessante Spinnsysteme? Bilder an thomas.kalweit@paulparey.de

Naturköder-Spinner von Allcock: Zum Lachsangeln wurde mit dünnem Kupferdraht eine ungepulte Garnele auf diesem System fixiert.
Archer-Spinner des englischen Herstellers W. Bartleet & Sons. Ein „Archer“, englisch für Bogenschütze, zierte das Firmenlogo. Erfunden wurde dieses System vor deutlich über 100 Jahren.
Hakenflucht mit Turbine: Der Chapman-Spinner von 1870 zählt zu den ursprünglichsten und erfolgreichsten Spinnsystemen.
Auf eine solche Schluckangel zogen Angler um 1825 Gründlinge mit der Ködernadel auf. Mit dem kopfüber hängenden Köderfisch tunkte man in tiefen Gumpen nach großen Raubfischen.
Montiert auf diesem HelmSystem ließen sich mit einer Mühlkoppe die tiefsten Kolke nach Großforellen abklopfen.
Diesen „Ideal-Wobbler“ entwickelte Altmeister Dr. Karl Heintz für die SalmonidenFischerei, die Münchner Firma „Hildebrands Nachf. Wieland“ brachte das System 1910 in den Handel.
Noch auf Karte aufgenäht: Winziges Martin James Spinnsystem für die Forellenfischerei.
System Schmidt: Das Deutsche Reichspatent bescherte dem Hersteller über Jahrzehnte gute Umsätze. Noch in der Nachkriegszeit war es bei DAM im Programm.
Lanzett-System: Der Spieß kam ins Maul und gab dem Köderfisch seine fängige Biegung. So schleppte man vor über 100 Jahren vom Boot aus.

Anmerkung vom 24. September 2021:

Peter Andres schrieb per Mail: „Hallo Thomas, ich habe noch ein Spinnsystem, über dessen Hersteller ich keinerlei Informationen habe. Es ist kein Hinweis auf der Verpackung enthalten. Auf jeden Fall ist es handwerklich sehr aufwendig hergestellt. Vielleicht kannst Du etwas Licht ins Dunkle bringen. Mit freundlichen Grüßen Peter“

Hallo Peter, da kann ich Dir gerne weiterhelfen. Das ist ein sog. Stocker-System aus der Schweiz. Sie werden anscheinend heute noch hergestellt und sind schweineteuer, an die 25-50 Euro pro Stück, je nach Größe. Deutsche Raubfisch-Versandhändler hatten die auch immer im Angebot. Man kann einen großen Gummifisch darauf aufziehen oder einen toten Köderfisch und dann damit langsam vom Boot aus schleppen. Dein System muss also gar nicht so alt sein, vielleicht nur 20 Jahre. Es gab eine Plastik- und eine Metall-Tauchschaufel mit dabei, die man wechseln konnte, um die Tauchtiefe etwas zu variieren. Die Verpackung ist auch so original. Beste Grüße Thomas

Stocker-System aus der Schweiz. Mit ihm wird aus einem toten Köderfisch oder Gummifisch ein Schleppwobbler.
Die schlichte Pappschachtel ist so original.
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