Raffiniert bis ins kleinste Detail: Uwes Naturködermontage für Hecht. Bild zum Vergrößern anklicken! |
Vorgebleite Laufposen und Freilaufrollen erleichtern das Ansitzen enorm. |
Vorgebleite Laufposen und Freilaufrollen erleichtern das Ansitzen enorm. |
Halbe Makrelen werden mit Hilfe von zwei Drillingen angeködert. |
Halbe Makrelen werden mit Hilfe von zwei Drillingen angeködert. |
In Irland muss es nicht immer ein Kunstköder sein. Der Hechtansitz hat von seiner Fängigkeit nichts eingebüßt. Ganz zu schweigen von seiner Faszination: der Anblick einer abtauchenden Pose ist auch heute noch ein magischer Moment.
12/2007
Von Uwe Pinnau
Das Schöne am Hechtangeln ist vor allem auch die Vielfalt der Fangmethoden, die zum Einsatz kommen können. Es warten inzwischen ganze Heerscharen von knallbunten bis hin zu ultrarealistischen und bizarren Kunstködern in jeglicher Bauart – sei es aus Gummi, Holz, Plastik oder Blech – darauf, getwitcht, gejerkt, geworfen oder geschleppt zu werden. Und auch das Fliegenfischen auf Hecht mit großen Streamern kann sehr erfolgreich sein. Schließlich das traditionelle Naturköderangeln mit Köfi und Pose, das aber leider ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Jüngere Kollegen favorisieren wohl auch deshalb das aktive Spinnfischen, weil sie das Ansitzangeln für einen Langeweiler halten. Zu Unrecht, wie ich meine! Da wird behauptet, dass man mit Kunstködern mehr Hechte fängt und variantenreicher fischen kann, als es die stationäre Naturköderangelei erlaubt. Allenfalls das Zugeständnis, dass mit Köfis oft die größeren Hechte zu fangen sind, ist noch zu hören. Was davon auch stimmen mag oder nicht, Fakt ist: Ansitzen auf Hecht hat einen ganz eigenen Reiz, und es kann extrem spannend und erfolgreich sein! Meine Lieblingsmethode ist das stationäre Grundfischen mit einer Posenmontage. Richtig praktiziert, kann es vor allem auch heikle Hechte fangen, die in viel befischten Gewässern zumindest einen Teil der angebotenen Kunstköder kennen und eher meiden werden. Wie bei allen Angelmethoden, sollte man auch hier größten Wert auf eine zweckmäßig aufeinander abgestimmte Ausrüstung legen.
Doppelter Stahl
Beginnen wir gleich mit dem wichtigsten Detail: dem Vorfach (siehe Skizze). Das ist bei mir als „Schnell-Anschlag-System“ konstruiert. Wer hier pfuscht, hat schon verloren! Denn das Vorfach dient der fängigen Präsentation des Köderfisches. Zwei Drillinge, alternativ auch spezielle Zwillingshaken, ermöglichen einen schnellen und effektiven Anschlag. Die sprichwörtliche Wartezeit der berüchtigten „Zigarettenlänge“ ist erstens nicht nötig und zweitens, viel wichtiger, nicht waidmännisch! Denn dadurch steigt die Gefahr, dass untermaßige Hechte tief schlucken und somit verangelt werden. Als Vorfachmaterial kommt nur Stahl in Betracht, am besten brüniertes, 49-fädiges Material. Die Drillinge sollten die Größe 8 bis 4 haben, wobei ein 6er Modell einen guten Mittelwert darstellt. Lassen Sie sich nicht täuschen: Diese ziemlich klein anmutenden Haken fassen einerseits besonders sicher im Hechtmaul, andererseits lassen sie sich beim Anhieb gut aus dem Köderfisch schlagen. Viel leichter jedenfalls als monströse Krampen im 1/0er Kaliber. Der gewünschte Effekt: Hängen die Haken nach dem Anschlag nur im Hechtmaul statt zusätzlich am Köfi, steigen weniger Räuber im Drill aus. Allerdings müssen kleine Drillinge stark genug sein, das heißt relativ dickdrähtig, und von höchster Qualität, damit sie unter Belastung nicht aufbiegen.
Bei der Montage des Vorfachs benutze ich zum Fixieren der Haken Klemmhülsen. Die stabilisiere ich mit kurzen Gummi-Überzügen. Das macht unser Vorfach unempfindlicher gegenüber Knicken. Für die sichere Lage des Köderfisches am Gewässerboden sorgt eine Bleikugel. Ein zweites Stahlstück, das so genannte „Uptrace“, befindet sich oberhalb des eigentlichen Vorfachs. Es soll verhindern, dass ein beißender Hecht beim Abziehen mit dem Köfi die Hauptschnur zwischen die Zähne bekommt. Nach dem Uptrace folgt die Hauptschnur, schließlich der Schwimmer. Ich bevorzuge der Einfachkeit halber vorgebleite Laufposen.
Mono statt Geflecht
Zum Ansitzen auf Hecht ist mir Monofilschnur ab 0,30er Durchmesser immer noch am liebsten. Denn gegenüber geflochtenen Leinen bietet Nylon zwei wichtige Vorteile: Erstens der günstigere Preis, zweitens die höhere Abriebfestigkeit. Gerade der letztgenannte Faktor kommt beim Grundangeln verstärkt zum Tragen. Denn für gewöhnlich scheuert geflochtene Schnur bei Kontakt mit scharfkantigen Steinen schneller durch. Der Faktor Dehnung spielt beim Ansitzangeln in Bezug auf die Bissverwertung kaum eine Rolle, und während des Drills bietet das flexible Monofil noch ein Plus an Sicherheit, um die kräftigen Kopfschläge eines kapitalen Hechts sicher abzupuffern. Meine Ansitzruten sind zwischen 3,60 und 3,90 Meter lang und haben eine Testkurve von 2,0 bis 3,0 lb. Modelle also, wie sie auch beim Karpfenangeln zum Einsatz kommen. Beißt es, bieten lange Ruten drei gravierende Vorteile: Es kann weiter geworfen, die Leerschnur beim Biss zügiger aufgenommen und der Anhieb effektiver gesetzt werden, auch über größere Distanzen hinweg. An den „Stock“-schraube ich eine große Stationärrolle in 4000er bis 5000er Größe. Modelle mit Freilauffunktion empfehlen sich ganz besonders.
Mit dieser Ausrüstung kann die Montage sowohl vom Ufer als auch vom Boot aus angeboten werden. Die Pose ermöglicht uns, in krautigen Bereichen zu fischen, da die Schnur ja nicht quer durch die Pflanzen, sondern darüber hinweg verläuft. Nachdem wir die Wassertiefe am jeweiligen Angelplatz – vorzugsweise Barschberge, Plateaus, Scharkanten, Ein- und Ausläufe – ausgelotet oder per Echolot ermittelt haben, wird der Stopper auf der Hauptschnur entsprechend eingestellt. Der vorgebleite Schwimmer bedarf keiner langwierigen Austarierung. Er muss Montage und Köder schließlich nicht tragen, sondern nur die Schnur liften und den Biss anzeigen. Beim Anködern wird der tote Köfi doppelt fixiert: Der obere Drilling, ich nenne ihn den Haltehaken, sitzt in der Schwanzwurzel, der untere – das Fangeisen – spießt tiefer in der Flanke. Ob man nun Süß- oder Salzwasserarten als Köder verwendet, hängt vom persönlichen Geschmack und dem der Hechte ab. Die sehr geruchsintensiven Makrelen, Heringe, Sardinen und Stinte werden besonders gut wahrgenommen. Allerdings kenne ich auch Gewässer, in denen – vom Stint einmal abgesehen – Rotaugen, Barsche oder auch Brassen einfach besser laufen als die strenge und fremde Salzkost aus dem Meer. Im Zweifel ist also Probieren angesagt. Sofern zwei Ruten erlaubt sind, kann testweise an der einen Makrele, an der anderen Plötze angeboten werden. Kleinere Köfis, darunter verstehe ich Exemplare bis 20 Zentimeter Länge, ködere ich im Ganzen an. Größere halbiere ich, zum Beispiel Makrelen, die dann zuweilen besser fangen.
Aktiv suchen
Die Rute wird auf zwei Erdspießen oder im Boot abgelegt. Beim Fischen vom Land aus empfiehlt sich der zusätzliche Einsatz von elektronischen Bissanzeigern. Gerade wenn mit mehreren Ruten angesessen wird und man die Posen mal aus dem Blick verlieren kann, bietet das eine erhöhtes Maß an Sicherheit, keine Bisse zu verschlafen. Die Schnur hänge ich, bei geöffneter Rolle, in einen Clip. Noch besser und einfacher ist natürlich der Einsatz von Freilaufrollen. Beißt es hoffentlich, kann, dank der zwei optimal platzierten Drillinge, bereits beim ersten deutlichen „Wandern“ der Pose angeschlagen werden. Dazu nimmt man vorsichtig Kontakt zum Fisch auf, indem die Leerschnur eingekurbelt wird. Hat sich die Leine schließlich gestrafft, folgt ein kräftiger Anhieb. Ist alles optimal verlaufen, wird man nach der Landung feststellen, daß die kleinen Haken eher vorn im Maulwinkel gefasst haben. Zum schnellen Lösen ist eine lange, stabile Zange optimal. Sollte der Drilling doch mal tiefer im Rachen sitzen, wird er von hinten – durch die Kiemen – entfernt.
Ansitzangeln auf Hecht bedeutet nicht zwangsläufig, über Tage hinweg an einem Platz zu hocken. Man kann die Raubfische auch aktiv suchen. Also öfter mal die Stelle wechseln oder die vorgebleite Pose gegen einen Schleppschwimmer eintauschen und dann die Haken in Maul und Flanke des Köders befestigen. Denn langsam hinter dem Boot gerudert, können die Köfis ebenfalls äußerst verführerisch präsentiert werden! Fazit: Naturköder haben immer noch ihre Berechtigung, denn im Gegensatz zu künstlichen Verführern sind nur sie „echt“, und richtige Beute verschmäht kein Hecht. Vor allem, – aber nicht nur – bei niedrigen Wassertemperaturen, wenn die Raubfische träge sind, lohnt der Einsatz fleischiger Kost: gestern, heute und noch in hundert Jahren!
Geräte-Check
Rute: Hecht- oder Karpfenrute, 3,60-3,90 m, Testkurve 2-3 lb.
Rolle: Freilaufrolle, z.B. Shimano Baitrunner B 4500.
Schnur: Monofil, 0,30 mm, fürs Vorfach brünierter 7×7-Stahl.
Pose: vorgebleite Hechtposen von Fox.
Haken: Drillinge, Größe 4-8, z.B. CS9PK Neville Fickling Drillinge von Partridge oder Haken von Fox.
Link-Tipp
Angeln am River Suck: www.shannon-fishery-board.ie Unterkunft in der Region…