ANZEIGE

Lac Chira/Gran Canaria: Karpfenfieber an der „Danger Bay“

2776


Lac Chira
Der Lac Chira liegt 25 Kilometer vom Flughafen Las Palmas entfernt. Er ist 300 Hektar groß und maximal 35 Meter tief. Hier gibt es nicht nur große, sondern auch ungewöhnlich schöne Karpfen.
Gran Canaria
Jetzt heißt es warten…

Karpfen auf Gran Canaria? Aber klar doch! Die Chancen, im Lac Chira einen Traumfisch zu fangen, sind exzellent. Thierry Dubrail hatte bereits des öfteren dieses Glück.

Von Thierry Dubrail

Gran Canaria – die spanische Insel im Atlantischen Ozean vor der nordwestafrikanischen Küste – hat Anglern einiges zu bieten. So sind rund um die „Perle des Atlantiks“ Thunfische, Haie, Marlins, Rochen, Conger, Muränen, Wahoos, Makrelen und viele andere Meeresfische zu fangen. Aber auch im Süßwasser können Petrijünger ihr „blaues Wunder unter spanischer Sonne“ erleben.

Im Stausee Chira, lediglich 25 Kilometer vom Flughafen Las Palmas entfernt, gibt es Karpfen in Gewichten von mehr als 50 Pfund. Das Gewässer ist 300 Hektar groß, maximal 35 Meter tief und liegt in einer Höhe von 1.200 Metern. Bereits seit vielen Jahren fische ich dort auf Karpfen und habe so manchen dicken Fisch an Land gezogen. Eine Serie, die sich auch während des letzten Urlaubs fortsetzen sollte.

Am elften Februar kamen wir, eine kleine Gruppe begeisterter Karpfenangler aus Dänemark, auf dem Flughafen in Las Palmas auf Gran Canaria an, und allen war die Spannung der bevorstehenden Expedition anzusehen. Kurz darauf trafen auch die Freunde aus Frankreich ein, die mit großem Hallo begrüßt wurden. Jetzt aber los. Nur keine Zeit verlieren…

Nach etwa einstündiger Autofahrt auf Bergwegen erblickten wir den Stausee, und ich vermag nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, was in der heißen Nachmittagssonne mehr glitzerte, die Wasseroberfläche des Chira oder die Augen der Angelfreunde. Das Karpfen-Fieber hatte seinen Höhepunkt erreicht.

Noch bevor wir die Zelte aufschlugen, schauten wir uns nach guten Angelstellen um. Und davon, das sahen auch die Neulinge sofort, gab es eine ziemliche Menge. Dutzende von Karpfen schwammen sogar in unmittelbarer Nähe unseres Zeltplatzes an der Oberfläche und sorgten für erhöhten Blutdruck. Kein Wunder, denn so manchen Brummer wünschten wir uns spontan an den Haken.

Pop-Ups im Kopf

Gegen Abend, als wir die Zelte aufgestellt hatten, kamen Jürgen und ein Freund aus Deutschland vorbei. Sie waren bereits eine Woche hier und hatten 18 Karpfen in Gewichten von fünf bis zwölf Kilogramm sowie einen Fisch von 15 Kilo gefangen. Gebannt hörten wir zu, als sie erzählten. Und so gingen mir später im Zelt, bevor ich in den Tiefschlaf fiel, noch einmal die Pop-Up-Boilies und die verschiedenen Montagen durch den Kopf, die ich diesmal ausprobieren wollte.

Am nächsten Morgen klingelte um sechs der Wecker, und ich musste erkennen, dass die Freunde bereits ihre Köder ausgeworfen hatten. 30 Minuten später war auch ich soweit und machte mich, zunächst nur mit einem Fernglas bewaffnet, auf die Suche nach den Karpfen. Ich hatte bereits mehrere Kilometer am Stausee erforscht, als ich an der „Danger Bay“ einige starke Fische entdeckte. Hier würde ich es in den nächsten Tagen mit Sicherheit einmal versuchen.

Auf dem Weg zurück zu den Zelten kam ich an einigen deutschen und englischen Karpfenanglern vorbei. Sie sahen etwas schläfrig aus und wechselten gerade ihre Boilies.

Unaufhaltsam durch die Äste

Nun suchte ich mir einen aussichtsreich erscheinenden Platz in Zeltnähe und warf die selbstgemachten, wohlriechenden Pop-Up-Boilies aus. Dann genoss ich die schöne Landschaft und die Stimmung am See. Aber lange konnte ich mich nicht umsehen, denn nach etwa einer Stunde erhielt ich den ersten Biss. Nach der „Kontaktaufnahme“ spürte ich sofort, dass ich es mit einem starken Fisch zu tun hatte, und dementsprechend enttäuscht war ich, als der Karpfen unaufhaltsam durch ein paar Äste schwamm und die Schnur sprengte. Schade. Den hätte ich gern gehabt. Gegen 22 Uhr verschwand dann zum zweiten Mal einer meiner Boilies in einem Fischmaul. Und… auch diesen Fisch verlor ich. Tragischerweise am gleichen Ast, das war nicht gut für meine Moral. Diesen Platz würde ich künftig meiden. Die Karpfen waren wohl im Vorteil.

Nach ein paar Stunden Schlaf wählte ich am Morgen darauf eine Angelstelle gegenüber Jürgens Stammplatz. Ein wunderschöner Spiegelkarpfen mit ungewöhnlich vielen Schuppen im Gewicht von genau zehn Kilogramm war die Belohnung. Es dauerte zirka eine Viertelstunde, bis ich den Brocken landen konnte, denn er unternahm viele kraftvolle Fluchtversuche. Am gleichen Morgen erbeuteten meine Freunde aus Frankreich fünf Fische, von denen der schwerste 13,8 Kilogramm wog. Das konnte sich sehen lassen. Die Landsleute aus Dänemark hatten ebenfalls Glück, erwischten einen Fisch von 14 Kilogramm.

Monsterbiss am „Tannenbaum“

Dass die Fische auch am Lac Chira nicht freiwillig in den Kescher springen, sollten wir dann in den nächsten Tagen erfahren. Der See schien wie ausgestorben, und wir bekamen ob der unbarmherzig scheinenden Sonne immer mehr Ähnlichkeit mit gegrillten Hähnchen…

Aus lauter Verzweiflung begann ich schließlich mit einer groß angelegten Anfütterungsaktion, aber auch das brachte nichts. Außer Terry, der einen 15 Kilogramm schweren Spiegelkarpfen fing, erhielt niemand auch nur einen Biss. Da erinnerte ich mich an die dicken Fische in der „Danger Bay“. Das war einen Versuch wert. Olivier schloss sich mir an und ließ sich 150 Meter von meinem Angelplatz entfernt nieder. Genau an der Stelle, an der ich im vergangenen Jahr einen Karpfen von gut 16 Kilogramm gefangen hatte. Bevor ich weiterging, ließ ich ihm einen Beutel meiner selbstgemachten Pop-Up-Boilies da, und bat ihn, sie zu probieren.

Zwar waren die Köder schon gegen 18 Uhr ausgebracht, aber in der nun folgenden Nacht tat sich absolut nichts. Doch das sollte sich ändern. Schlaftrunken registrierte ich am nächsten Morgen, dass eine der Ruten ausschlug. Ich hatte den Köder im vier Meter tiefen Wasser vor einem versunkenen „Tannenbaum“ platziert. Sofort, als ich die Rute in der Hand hatte, wusste ich, dass es sich um einen großen Fisch handeln müsse, der da am Ende meiner Schnur hing. Die 2,5-lb-Rute bog sich gewaltig, und bereits nach wenigen Sekunden waren gut 100 Meter meiner geflochtenen Schnur von der Rolle gezogen.

Der Karpfen hatte schon fast die andere Seite der „Danger Bay“ erreicht, als ich es schließlich schaffte, ihn zu stoppen. Aber nicht lange, und der Fisch brauste abermals davon. Ich musste die Rute bis zum äußersten belasten, um ihn etwas zu mir heranzupumpen. Zwei Mal hatte es der Koloss beinahe geschafft, sich in den Büschen unter Wasser festzusetzen, aber eben nur beinahe, und letztendlich – ich habe keine Ahnung, wie lange es dauerte – konnte ich ihn dann in den Kescher führen.

Erst jetzt spürte ich, wie Arme und Schulter brannten. Der Schweiß stand mir im Gesicht, aber der Karpfen war besiegt. Und jetzt zeigte sich auch seine wahre Größe, denn meine 15-Kilo-Waage schlug voll aus. Da Olivier und einige andere mitbekommen hatten, dass ich einen starken Fisch gelandet hatte, war schnell eine größere Waage vor Ort: 13…, 14…, 15…, mein Arm begann zu zittern, 16…, 17…, 17,8 Kilogramm! Was für ein Karpfen! Das war der Jackpot, mein bisher schwerster im Lac Chira. Ich war im siebten Himmel. Was für eine Freude!

Spiegelkarpfen voller Schuppen

Nachdem Olivier und ich uns etwas gestärkt hatten, angelten wir weiter, und ich erhielt noch drei Bisse. Allerdings konnte ich lediglich einen Karpfen von elf Kilogramm landen. Die beiden anderen Fische verlor ich nach kurzem Drill. Auch Olivier hatte Glück und fing einen schuppenübersäten Spiegelkarpfen von 10,5 Kilo. Es war einer der schönsten Karpfen, die wir je gesehen hatten.

Am nächsten Tag bekam ich an genau der Stelle, an der ich meinen 17,8-Kilo-Fisch erbeutet hatte, einen weiteren Monsterbiss und wurde von dem gewaltigen Karpfen förmlich überrumpelt. Ohne dass ich auch nur für einen kurzen Augenblick die Herrschaft über den Riesen bekam, leerte er die Spule und zog die Schnur über ein paar scharfe Steine, wo sie schließlich riss. Der pure Wahnsinn. Ich bin sicher, er war wesentlich schwerer als mein Rekordfisch.

Da es der letzte Angeltag war, packten wir schließlich unsere Sachen und fuhren braungebrannt nach Las Palmas, wo wir eine Nacht in einem Hotel verbrachten. Am nächsten Tag flogen wir dann mit einem ganzen Sack voller schöner Erinnerungen im Gepäck wieder Richtung Heimat. Auch diese Karpfen-Expedition hatte sich wieder gelohnt, und – so banal es am Ende einer Story klingen mag – es war ganz sicher nicht die letzte.

Info

Direktflüge nach Las Palmas auf Gran Canaria kann man in jedem Reisebüro buchen, von jedem großen Flughafen Europas aus unternehmen. Der Flug von Deutschland nach Las Palmas dauert lediglich viereinhalb Stunden.

Angellizenzen für den Lac Chira sind erhältlich bei: Viceconsejezia de Medio Arbiente, Avda. Juan XXIII, No. 2, E-35004 Las Palmas de Gran Canaria, España. Tel. ab Deutschland: 0043/28/248735 oder 36.

Zirka 100 Meter vom See entfernt befindet sich ein Restaurant, in dem auch Zimmer zum Übernachten zu bekommen sind. Tel. ab Deutschland: 0043/28/129060.

Camping-Erlaubnisscheine bekommen Sie bei: Pedro Navarro Marco, C.V, Pozo las Nieves, No. 21, E-35329 S. Mateo, Las Palmas de Gran Canaria, Tel.: 0043/28/170135.

Allgemeine Informationen über einen Urlaub auf Gran Canaria erteilt das Spanische Fremdenverkehrsamt, Postfach 170547, 60079 Frankfurt/Main, Tel. 069/725033, Fax 069/725313.

Stand 1998

Foto: Verfasser

ANZEIGE
Abo Fisch&Fang