
Gewusst wie! 25 Kniffe für alle, die altes Angelgerät sammeln möchten. Von Thomas Kalweit
Was soll ich überhaupt sammeln?
1) Um Geld und Platz zu sparen, sollten Sie sich für ein eng begrenztes Sammelgebiet entscheiden. Sammeln Sie beispielsweise nur mit einer Firmen-Marke versehene deutsche Köder aus der Vorkriegszeit oder schwedische Rollen bis 1970. Wenn man alles sammeln will, dann wird es richtig teuer!
2) Wer altes Angelgerät zur Geldanlage hortet, wird schnell enttäuscht sein. Rollen, die heute noch 500 Euro kosten, können im nächsten Jahr nur noch einen Bruchteil wert sein. Erfahrene Abu- oder Mitchell-Sammler können ein Lied davon singen, auch Sammler, die vor der Einführung des Internets alte Angelbücher gekauft haben.. Der umgekehrte Fall ist zwar auch möglich, trotzdem: Sammeln Sie nur aus Freude. Alles andere wird wahrscheinlich ein Schuss in den Ofen. Der Preis alter Geräte wird durch Angebot und Nachfrage gebildet. Besitzen alle Sammler eine bestimmte Rolle, dann fällt ihr Wert ins Bodenlose. Suchen zwei gut betuchte Sammler eine bestimmte Rolle, dann steigt ihr Preis kurzfristig an, fällt aber dann gleich wieder, wenn beide dieses Modell gekauft haben. In den nächsten Jahren werden viele größere Sammlungen auf den Markt kommen, die Preise werden also eher fallen.
Woher bekomme ich meine Stücke?
3) Wichtigste Quelle: Die Internet-Auktionsplattform Ebay, nicht nur in Deutschland (ebay.de), sondern auch in England (ebay.co.uk), Frankreich (ebay.fr) und den USA (ebay.com, Achtung: Für Postsendungen aus den USA wird Zoll fällig!).
4) Wer skandinavisches Angelgerät sammelt (zum Beispiel von ABU), kommt an einem Schwedischkurs und tradera.com nicht vorbei.
5) Sammler von Perlmuttködern aus der Schweiz sollten regelmäßig bei ebay.ch und ricardo.ch vorbeischauen (Achtung: Postsendungen aus der Schweiz werden verzollt!).
6) Für Sammler von alten Angelbüchern ist die Vereinigung aller Antiquariate auf abebooks.de die erste Adresse.
7) Flohmärkte können ebenfalls ein tolles Schnäppchen bereithalten. Bevorzugen Sie am besten Flohmärkte in Gewässernähe, denn dort wohnen viele Angler. Frühes Aufstehen ist Pflicht, denn kurz nach Sonnenaufgang haben die meisten sammelwürdigen Angelgeräte schon ihre Käufer gefunden. Leider kommt nur auf zehn Märkte ein wirkliches Schnäppchen, meistens geht man leer aus. Info: marktcom.de, flohmarkt.de.
8) Unbedingt besuchen sollte jeder Sammler Europas größten Angelgeräte-Flohmarkt, der jährlich Ende Oktober in Vught in den Niederlanden stattfindet. Info: vhv-daca.org.
9) Spezielle Flohmärkte für Angler veranstalten aber auch Vereine (vor allem im Winterhalbjahr). Am besten regelmäßig auf www.fischundfang.de unter „Termine“ nachschauen.
10) Besonders seltene und damit wertvolle (Achtung: könnte teuer werden!) Stücke bekommt man auch auf Auktionen von historischem Angelgerät. Das einzige Auktionshaus für „Piscatoriana“ in Deutschland: www.u-hildebrandt-tackle.de.
11) Sammeln heißt tauschen! Die ganz besonderen Stücke kann man für Geld nicht kaufen, denn diese sind in der Regel von den Angelgeräte-Sammlern nur für gute Tauschware zu haben. Eine Tausch-Plattform ist das Sammler-Forum auf altes-angelgeraet.de.
12) Sucht man etwas ganz Bestimmtes, dann kommt man oft mit der Internetrecherche weiter. Einfach mal die Artikelbezeichnung in eine Suchmaschine eintippen. In irgendeinem Antiquitäten-Laden auf der Welt schlummert vielleicht das gesuchte Rollenmodell. Wichtig: Immer mehrere Suchmaschinen ausprobieren! Was google.de nicht findet, findet manchmal google.com, google.nl, yahoo.de oder bing.com. Auch mal in verschiedenen Sprachen suchen: Nicht nur „Rolle“, sondern auch reel, molen, moulinet etc. eingeben.
13) Auch Nachfragen bei Antiquitätenhändlern und Haushaltsauflösern haben schon gute Stücke gebracht. Zusatztipp: Unbedingt Adresse da lassen – vielleicht bekommt der Händler ja nächste Woche was Tolles für Sie rein! Viele Sammler besitzen zu diesem Zweck sogar spezielle Visitenkarten.
14) Besonders verrückte Sammler verteilen entlang von guten Flussstrecken Wurfzettel, denn dort haben Angler schon immer gerne gewohnt, auch vor 100 Jahren. Hier gilt die Regel: Grundsätzlich war früher teures und heute sammelwürdiges Angelgerät in ländlichen Gegenden eher selten verbreitet. Nur im Umland von Großstädten wohnten die wohlbetuchten Apotheker, Arzte und Anwälte, die sich in der Vorkriegszeit die damals extrem teuren Ruten und Rollen leisten konnten. Arme Bauern auf dem Land fischten seinerzeit mit Zwirn und Haselnussstecken.
15) Fundiertes Wissen ist die Basis einer schönen Sammlung. Nur wer sich umfassend informiert, der weiß, was wirklich gesucht und selten ist. Schauen Sie am besten regelmäßig im „Sammler-Blog“ auf fischundfang.de vorbei.
Wie pflege ich meine alten Schätzchen?
16) Reinigen Sie Ihre alten Messingrollen und Kunstköder nie mit Stahlwolle oder Scheuermilch, auch Silber- oder Messingputzmittel sollten unbedingt im Schrank bleiben. Gerade die originale Patina macht die alten Schätzchen für die meisten Sammler erst wertvoll. Blankgeputzte uralte Rollen und Blinker sind im Grunde wertlos.
17) Schrauben Sie vor allem als Sammel-Anfänger besser keine alten Rollen auseinander. Falls Sie sich partout nicht zurückhalten können: Tun Sie’s mit allergrößter Sorgfalt! Denn zerkratzter Lack und ausgefranste Schrauben entwerten ebenfalls jedes Schmuckstück.
18) Restaurierungen sollten nur zur Werterhaltung und von Fachleuten durchgeführt werden. Eine neu lackierte Stationärrolle etwa gilt unter Sammlern als Fälschung und ist deshalb nicht sammelwürdig. Defekte Teile dürfen nur mit Originalmaterialien aus der Zeit ersetzt werden.
19) Gerade alte Kunstköder aus Messing oder Kupfer laufen gerne an und rosten schnell. Ein Fingerabdruck kann sich über die Jahre regelrecht in das Metall einbrennen. Vor der Einlagerung in die Sammlung sollte man die Schätzchen mit einem säurefreien und nicht verharzendem Öl, etwa dem Waffenöl Ballistol, abreiben. Achtung: Ballistol kann Lackierungen und Kunststoffteile angreifen! Besonders rostanfällige Kunstköder sollten daher mit Selicagel-Säckchen (nehmen Feuchtigkeit auf) in luftdicht verschließbaren Zipp-Beuteln oder Schachteln aufbewahrt werden.
20) Alte Köder bewahrt man am besten in speziellen Sammlungskästen aus Pappe auf (aus dem Mineraliensammler-Bedarf). Ich pinne sie mit Nadeln auf weichmacherfreiem Schaumstoff auf, den auch Schmetterlings- und Käfersammler benutzen.
21) Teile aus organischem Material, etwa Rutenfutterale und Federpuschel an Ködern, sollten Sie gegen Motten- und Milbenfraß schützen: am besten, indem sie vor der Einlagerung längere Zeit bei unter Minus 20 Grad im Dreisterne-Eisfach eingefroren werden. So sterben Eier von Schädlingen weitestgehend ab. Zur Not hilft auch die Behandlung mit einem Mottenmittel.
22) Historisches Angelgerät nie längere Zeit dem direkten Sonnenlicht aussetzen. Schnell bleicht die Sichtseite bei Holzruten oder alten Wobblern aus, und die Sachen werden unansehnlich. Ideal ist nicht die Lagerung in der Vitrine, sondern in der Dunkelheit – unsere Enkel sollen ja auch noch Freude an den schönen Sachen haben. Wenn schon Vitrine, dann steht sie am besten direkt mit dem Rücken an einem Fensterpfeiler, denn das ist oft der schattigste Platz in der Wohnung.
23) Lackierte Kunstköder nicht auf Styropor- oder normalen Schaumstoff pinnen, der Weichmacher darin löst über die Jahre den Köderlack an. So wird aus einem tollen Vorkriegswobbler schnell ein schrumpeliges altes Stück Schrott.
24) Gespließte Holz-Ruten sollten unbedingt hängend im Futteral aufbewahrt werden. Wenn sie an der Wand lehnen, dann werden sie über die Jahre krumm. Trockene, überheizte Räume sind über die Jahrzehnte tödlich für Holzruten. Ideal ist eine gleichbleibende Kühle und Luftfeuchtigkeit, etwa im ungeheizten Schlafzimmer oder trockenen Keller.
25) Achtung bei Kellermäusen! Die kleinen Nagetiere knabbern mit Vorliebe Korkgriffe von Angelruten an.
(aus dem leider vergriffenen FISCH & FANG-Sonderheft „Geschichte des Angelns“, Thomas Kalweit, Paul Parey Zeitschriftenverlag, 2011)
Bei Fragen wenden Sie sich an thomas.kalweit@paulparey.de