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Seltsame Achsrolle – von DAM?

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Die schwarzen Griffknäufe mit den charakteristischen Rillen sind eindeutig von DAM. Auch die berühmten rhombischen Knebelschilde kennen wir nur von diesem Hersteller.

Frank M. schickte uns Bilder von dieser seltsamen Grundrolle: Die schwarzen Griffe mit den typischen Rillen und die rhombischen Knebelschilde schreien geradezu „DAM“, aber der Rest?

Frank schrieb dazu: „Hallo Thomas, ich habe vor kurzem eine schöne Rolle bekommen, die ich nicht zuordnen kann. Den Griffen nach könnte es sich um eine DAM halten. Vieleicht kannst du ja Licht ins Dunkle bringen, vor allem was es sich mit der Öffnung auf der Rückseite auf sich hat. Durchmesser der Rolle ist 11 cm. Gruß Frank M.“

Hallo Frank, Du hast vollkommen Recht, das sind DAM-Griffe. Auch die spitz-rhombischen Knebelschilde kenne ich von DAM-Holzrollen oder auch von der frühen DAM Mars. Bei dieser Mars sind diese Knebelschilde auch angenietet und an einer Alurolle verbaut. Diese Mars ist nirgends in einem Katalog zu finden, nur in einem Neuheiten-Blättchen von 1912. Wenn Deine Rolle von DAM ist, würde ich sie auch grob in diese Zeit um 1920 datieren.

Leider kann ich die Form des Klicker-Schiebers auf den Fotos nicht genau erkennen. Vielleicht schickst Du uns da noch ein zusätzliches Foto. Er scheint mützenförmig zu sein, oben drauf sitzt aber eine seltsame Mutter. Der Rest der Rolle sieht nicht zwingend nach DAM aus. Jedenfalls kenne ich so eine Rolle bisher aus den Katalogen nicht. So eine sich konisch verjüngende Rückwandhalterung gab es aber auch bei der Praxa/3050A Berlin. Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder handelt es sich um bisher unbekanntes Sondermodell, oder um eine Resteproduktion von DAM mit übriggebliebenen Ersatzteilen in oder kurz nach den Kriegen. Vielleicht hat sich auch ein ambitionierter Bastler aus Teilen alter, defekter Rollen eine neue gebaut? Für die letzte Möglichkeit sieht die Rolle aber zu professionell aus. Vielleicht weiß da ein anderer Sammler mehr.

Das Fenster an der Rückseite kann verschiedene Gründe haben. Ich fische selbst auch mit der Centrepin, deshalb weiß ich, dass fürs Grundangeln im Fluss so eine Rolle eine Ablaufsicherung haben muss, damit die Strömung nicht ständig Schnur von der Rolle zieht. Die Angler haben sich dann einfach ein kleines Stöckchen oder einen Strohhalm in die Löcher der Rückwand gesteckt. So konnte man die Bremsmutter offen lassen und beim Biss wurde Schnur freigegeben, weil der Strohhalm unknickte. Wie Du siehst, ist die Rückwand ja auch durchbohrt. Es kann aber auch sein, dass durch diese Aussparung die Spule mit dem Zeigefinger gebremst oder vor dem Wurf im Freilauf gehalten werden konnte. Auch bei heutigen Centrepins gibt es solche Aussparungen in der Rückwand. Eventuell ist das auch eine nachträgliche „Verbesserung“ durch den angelnden Besitzer, dafür ist die Aussparung aber eigentlich zu perfekt. Dass diese Öffnung zum schnelleren Trocknen der Schnur gedacht war, glaube ich nicht, dafür ist sie einfach zu klein. Beste Grüße Thomas

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Ein Griffknauf in der Nahaufnahme. Die Achsmutter sieht nicht zwingend nach DAM aus.
Die Spule mit ihren sauber gesetzten Bohrungen macht einen sehr professionellen Eindruck.
Auf der Rückwand sehen wir eine Aussparung in der Form eines Tortenstücks. Wozu hat sie gedient?
Zum Vergleich: Rhombische Knebelschilde bei einer frühen DAM Mars.

Nachtrag vom 20. Februar 2023

Frank M. hat uns das angefragte Foto vom Klicker-Schieber geschickt. Er schrieb dazu: „Hallo Thomas, der Verarbeitung nach ist das kein Eigenbau. Es ist alles sehr wertig und zu genau. Was es mit der Schraube auf dem Klicker auf sich hat, weiß ich nicht. Ansonsten alles symetrisch und durchdacht. Gewicht 280g. Grüße Frank“

Der Klicker-Schieber scheint spitz und mützenförmig zu sein, wie bei DAM zu erwarten. Offenbar wurde er einmal bei einer Reparatur durchbohrt und mit einer Schraube und Mutter gesichert.
Diese Rolle ist ganz sicher kein Eigenbau. Die Spule sitzt auf Bruchteile eines Millimeters genau im Gehäuse.

Anmerkung vom 22. Februar 2022

Peter Taudor schickte uns Fotos von einer DAM-Rolle, bei der der mützenförmige Schieber ebenfalls durchbohrt ist, aber das schon ab Werk. Eventuell hat sich bei Franks Rolle ein ähnlicher Schieber mit den Jahren gelockert, dann hat der Angler ihn mit einer neuen Schraube samt Mutter wieder befestigt. Eine weitere Info: Bei Holzrollen haben die Knäufe bei Rollen mit rhombischen Unterlegscheiben oft keine Rillen. Das ist das Einzige, was mich stutzig bei dieser Rolle macht. TK

Bei dieser DAM-Rolle ist der mützenförmige Schieber ebenfalls durchbohrt. Auch diese Rolle hat eine sich konisch verjüngende Rückwandhalterung.

Anmerkung vom 27. Februar 2022

Michael Schlecht schrieb per Mail: „Hallo Thomas, zu der unbekannten Achsrolle mit einem Spulendurchmesser von 110 mm fällt mir nur noch die Grundrolle von Gepa ein. Hergestellt in Berlin, also nicht weit weg von DAM. Und vor 1961 war noch allerhand möglich. Eigentlich wurden bei der Firma Pannicke Standheizungen für Fahrzeuge eingebaut und gewartet (sogenannte Sirocco-Heizungen). Und das bleibt dann auch noch bis zur Wende, dann aber in Berlin Mitte. Mit 110 mm Spulendurchmesser ist mir nur die Gepa Grundrolle (noch nie gesehen) und die DAM Ever Ready bekannt. Mit den besten Wünschen Michael“

Werbung für die Gepa-Grundrolle aus Deutscher Angelkalender 1956. Wie die 110mm große Achsrolle genau ausgesehen hat, ist unbekannt.

Ergänzung vom 1. März 2023

Jan Wolter schrieb via Facebook: „Zu Franks Rolle habe ich noch was. Bin ich gerade durch Zufall drüber gestolpert, im 1932er DAM-Katalog. Es geht um die Knäufe der Rolle, diese sind hier im Katalog mit Rillen. Es könnte also doch durchaus möglich sein, dass sie so original sind aus der Zeit.“

DAM-Katalog von 1932: Rhombische Knebelschilde dazu Griffknäufe mit den typischen DAM-Rillen.
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