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Schädliche Bakterien in Nord- und Ostsee überwachen

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Gesundheitsschädliche Vibrobakterien können sich bei warmen Temperaturen auch in Nord- und Ostsee vermehren. Bild: Tina Wagner, Alfred-Wegener-Institut
Gesundheitsschädliche Vibrobakterien können sich bei warmen Temperaturen auch in Nord- und Ostsee vermehren. Bild: Tina Wagner, Alfred-Wegener-Institut

Mit steigenden Wassertemperaturen erhöht sich die Gefahr, dass verschiedenste für Mensch und Ökosysteme schädliche Bakterien zunehmend auch in Nord- und Ostsee massenhaft auftreten, wie wir es aktuell eher aus tropischen Regionen kennen.

Frühere Forschungen am Alfred-Wegener-Institut zeigten, dass Bakterien der Gattung Vibrio in gemäßigten Sommern nur vereinzelt im Meerwasser nachweisbar sind. Sie können sich aber bei Hitzewellen explosionsartig vermehren, wenn die Wassertemperatur 22 Grad Celsius übersteigt – und die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht sich mit dem Klimawandel. Diese Vibrionen können Durchfallerkrankungen oder schwere Entzündungen hervorrufen.

Frühwarnsystem vor Vibrobakterien

„Wir sind aktuell nicht in der Lage, die Gefahren, die von pathogenen Vibrionen und anderen schädlichen Mikroorganismen für die Gesundheit von Mensch und Ökosystemen ausgehen sowie deren negativen wirtschaftlichen Folgen für Europa beurteilen und vorhersagen zu können“, sagt Dr. Katja Metfies, Molekularökologin am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). „Daher freue ich mich sehr, dass wir das Thema im Rahmen von PrimePrevention jetzt angehen können“, so die Leiterin des Verbundprojekts weiter. Ziel des Forschungskonsortiums ist es, am Ende technologie- und datenbasierte Empfehlungen für Frühwarnsysteme und Informationsketten zur Minderung der Auswirkungen mariner biologischer Gefahren abzugeben. Hier wird das Projekt die Politik und Gesellschaft mit dem technologischen und wissenschaftlichen Hintergrund für angepasste marine Überwachungs- und Bewertungsstrategien versorgen. Beteiligt sind mehr als 30 Fachleute für Mess-Sensorik, Sozialforschung und Mikrobiologie.

Dafür ist es essentiell, potentielle biologische Gefahren im Meer zu kennen. Das Forschungsteam wird neuste Technologie für die Identifizierung von marinen Mikroorganismen wie Bakterien mit den aktuellsten molekulargenetischen Analysemethoden in die Umweltbeobachtungen integrieren, die auch die medizinische Diagnostik oder die Forensik nutzen.

Messsysteme für Bakterien

Außerdem entwickelt das Team modular aufgebaute, verteilte Messsysteme für zielgenaue Messungen im Feld. Damit Informationen über potentielle Umweltgefahren die Bevölkerung im Bedarfsfall auch erreichen, wird es eine enge Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft, Politik und Behörden geben und ein Informationssystem für die Öffentlichkeit entwickelt.

Neben den biologischen Gefahren betrachtet die Forschungsmission mareXtreme weitere thematische Schwerpunkte. Weitere Informationen…

-Pressemitteilung Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung-

Auch für Muscheln gefährlich

Die Bakteriengattung der Vibrios stellt nicht nur für Menschen eine Gefahr dar. Bei Wassertemperaturen von mehr als 19 Grad Celsius können die Bakterien auch in den Riffen der Pazifischen Auster großen Schaden anrichten – vor allem dann, wenn die Bakterienstämme auf Muscheln treffen, die kurz vor dem Ablaichen stehen und ohnehin geschwächt sind. Steigt dann auch noch die Wassertemperatur über die kritische Grenze, versagt das Immunsystem der Austern. In Laborversuchen festgestellt, dass laichbereite Pazifische Austern bei hoher Wassertemperatur in größerer Zahl an Vibrio-Infektionen sterben, als Austern, die zwar dem warmen Wasser und den Krankheitserregern ausgesetzt sind, sich jedoch nicht im Fortpflanzungsmodus befinden. Diese Erkenntnis erklärt zum Beispiel auch, warum in warmen Sommern in den natürlichen Austernriffen des südlichen Wattenmeeres die Zahl toter Muscheln besonders hoch ist.

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