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Forellen mit der Tremarella-Technik

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Mit der richtigen Rute zum animieren der Tremarella-Montage landen schnell die ersten Forellen im Kescher.

Tremarella heißt die noch junge Erfolgsmethode am Forellenteich. Was das genau ist, und wie es funktioniert, hat Willi Frosch FISCH & FANG-Redakteur Birger Domeyer gezeigt.

Nene, das musst du so tun, Birger, schau her!“ Oje, Willi ist schon ganz schön kritisch beim Auffädeln der Bienenmaden, die in einem perfekten „L“ am Haken baumeln müssen. Aber der Reihe nach, denn bis hierher musste ich schon die eine oder andere Schelte einstecken. Als eingefleischter Spinnangler ist die aktuelle Forellensee-Szene voll an mir vorbei gelaufen. Deshalb lädt mich Willi Frosch an einen Forellensee ein. Das Tremarella-Angeln will er mir zeigen. Was sich für mich wie ein Pizza-Belag anhört, ist in Wirklichkeit eine recht ausgefeilte Angeltechnik aus Italien, mit der kleine Köder wie Bienenmaden oder Teig verführerisch präsentiert werden können.

Willi hat drei Ruten mit schnell, mittel und langsam sinkenden Montagen vorbereitet.

Mit Feingefühl

Bereits beim Anblick der Ruten komme ich ordentlich ins Staunen. Lang, weich und extrem dünn sind sie. Zum Zanderangeln ein Albtraum, aber darum geht es hier ja nicht. Willi erklärt: „Die müssen so weich sein, nur so kannst du den Köder gut animieren. Das wirst du gleich noch sehen.“ Gut, ich lasse mich überraschen. Derweil fällt mein Blick auf etwas, das aussieht wie preiswerter Schmuck für alte Damen. Hintereinander geschaltete Glasröhrchen mit Perlen oder Spiralen als Abstandhalter, fein säuberlich auf eine Schnur aufgefädelt. „Sieht aus wie ein Designer-Ohrring“, stelle ich amüsiert fest. Willi klärt mich aber gerne auf: „Das ist eine typische Tremarella-Montage.“

Sind die Bienenmaden perfekt in der „L-Form“ aufgezogen, und die Glasperlen in der richtigen Sinkrate montiert, steht dem Erfolg am Forellensee nichts mehr im Weg.

Für den Einstieg

Wer es gerne mit der Zittertechnik am Forellensee probieren möchte, muss sich die Montagen nicht unbedingt selbst zusammenstellen. Es gibt mittlerweile fertige Tremarella-Systeme für jede Gelegenheit – von langsam bis schnell sinkend und fertig vormontiert.

Wir fischten mit den Systemen von Balzer.Da die Glasröhrchen-Kette kein Weitwurfwunder ist, bietet sich diese Technik vor allem in Mittel- und Nahdistanzen an, wie es am Forellensee oft der Fall ist.

„Die Glaskörper dienen als Wurfgewicht und sind zudem sehr unauffällig. Außerdem sinken sie nicht so schnell ab, weil die spezifische Dichte von Glas geringer ist als die von Blei.“ Die verschiedenen Formen haben natürlich alle einen bestimmten Zweck, versichert mir Willi. Und die Spi- ralen bringen mehr Spiel in den Köder, die Glasperlen klicken unter Wasser, geben so einen zusätzlichen akustischen Reiz.
Die gesamte Montage ist dabei denkbar einfach.

Die weiche Rute wird mit einer winzigen Stationärrolle bestückt, die wiederum mit einer monofilen 0,18er Schnur bespult ist. Daran wird unser Tremarella-System geknotet. Ans Ende der Glasröhrchen-Kette kommt dann noch ein etwa 1,50 Meter langes Vorfach plus ein 8er Forellenhaken. Das war‘s schon, das kann ich schaffen.
Was jetzt folgt, scheint so etwas wie die Königsdisziplin beim Tremarella-Fischen zu sein: die Anköderung. Willi rät mir, die beiden Bienenmaden wie ein „L“ anzuködern. Klar, dann drehen die sich unter Wasser, hab ich verstanden. Mein Ergebnis löst aber mehrfach Kritik seitens Willi aus. Mein „L“ ist nicht richtig, also übernimmt Willi sofort fachmännisch die Bienenmaden-Anköderung. Den Unterschied zu meinem „L“ sehe ich zwar nicht, aber gut. Der Forellensee-Profi wird schon wissen, was er tut …

Zittern im Akkord

Meine schließlich perfekt geformten Bienenmaden fliegen in den Teich. Das Werfen mit der weichen Rute ist für mich schon sehr gewöhnungsbedürftig, bin ja eher straffere Modelle gewohnt. Willi erklärt die Führung: „Jetzt musst du die Rutenspitze stetig hoch und runter wackeln lassen, damit der Köder eine zuckende Bewegung vollführt.“ Ich folge dem Tipp und lasse es ordentlich schwabbeln. Aber anscheinend mal wieder nicht ordentlich genug. Gleich nach dem ersten Würfen hagelt es Kritik, ich würde die Rute nicht genug schwingen. Willi demonstriert es mir geduldig noch einmal und fängt auch auf Anhieb eine Forelle. Ich gebe alles, mein Rutenblank beschreibt mittlerweile die Form einer ste- henden Welle.

Teamwork: Willi zeigt, wie es geht, Birger fängt Forellen.
Der Balzer-Teamangler greift selbst zur Rute und drillt bereits nach wenigen Würfen eine spritzige Forelle.

Der Köder muss unglaublich attraktiv durchs Wasser zucken. Es dauert auch nicht lange, bis die erste Forelle einsteigt und sich fast selbst hakt. Der Drill an dem feinen Gerät erfordert etwas Fingerspitzengefühl, ist aber definitiv ein Erlebnis. Einige gefangene Forellen später beißt es zunehmend zögerlicher, und ich verschlage mehrere Anhiebe. Willi weiß Rat: „Das ist der Vorteil der weichen Rute. Beißt ein Fisch, kannst du ihm mit der Spitze folgen und dann erst den Anhieb setzen.“ Aha, der Tipp ist Gold wert, denn bisher hab ich einfach draufgeschlagen, wenn es gezuckt hat. Einen Biss als solchen zu registrieren, wenn die Rutenspitze ununterbrochen wackelt, ist jedoch nicht leicht. Willi hat darin mehr Erfahrung und versemmelt bei weitem nicht so viele Attacken wie ich.

Gegen Mittag beißt es plötzlich gar nicht mehr, lediglich schwarzer Forel- lenteig, im Schatten eines Baumes serviert, bringt mir noch einen schönen Abschlussfisch. Aber wir können uns nicht beschweren, die Tremarella-Technik hat uns heute etwa zehn Forellen beschert. Zufrieden treten wir den Heimweg an, Willis Räuchertonne wartet.

Birger mit einer prächtigen Regenbogenforelle. Die Lektion von Meister Willi zahlt sich aus.
Gemeinsam zum Fisch: Willi hilft gern beim Keschern dieser Regenbognerin.
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