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Dropshotten auf Renken

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Der kleine, aber scharfe Hegenen- Haken sitzt sicher im Maulwinkel. Auch gweorfen bringen die kleinen Nymphen Fisch.

Heben und Senken, lautet die traditionelle Erfolgsformel beim Renkenangeln. Werfen und Zupfen heißt die neue, revolutionäre Alternative von Birger Domeyer.

Die Hechte dürfen noch ein bisschen Schonzeit genießen, es war so kalt in diesem Frühjahr. Aber ich werde die Renken freigeben. Warum kommst du nicht vorbei, um darauf zu angeln?“ Tja, warum eigentlich nicht? Das Angebot von Ansgar Hehenkamp, dem Fischer am Laacher See, kann ich nicht ausschlagen. Zwar habe ich noch nie auf Renken geangelt, aber Ansgar versichert mir, er habe ein paar fängige Hegenen für mich vorbereitet. Und als Fischer kennt er natürlich auch den ein oder anderen Hotspot. Kurzfristig überzeuge meinen Kumpel Steffen, mit an den Laacher See zu kom- men. Auch er ist ein Renken-Neuling, hat sich aber gleich ins Internet geklickt und diverse Kurzfilme aufgestöbert, in denen die richtige Technik erklärt wird.

 

Renkenangeln einfach: Hegene mit Dropshotblei auswerfen, zupfen und fangen.

„Man soll die Hegene nur ganz langsam anheben und absenken, um mit den Nymphen steigende Mückenlarven zu imitieren“, verrät mir Steffen morgens am Steg. „Und halt dabei bloß still, das ist kein Barschangeln, bei dem wild mit der Rute rumgefuchtelt wird“, klingen mir seine mah- nenden Worte in den Ohren. Ich nehme mir fest vor, alle bereits automatisierten, nervösen Bewegungen, die ich vom Raubfischangeln kenne, zu unterdrücken.

Kommt starker Wind auf, müssen Renkenangler pausieren, weil sich der Köder nicht mehr kontrollieren lässt.

Rudern für Renken

Aber zunächst legen wir uns ordentlich in die Riemen, denn unser Angelplatz liegt etwas vom Steg entfernt nahe einer flachen Bucht. Auf dem Weg dorthin verrät das Echolot bei einer Gesamttiefe von 18 Metern einen Fischschwarm im Freiwasser. Spontan versuchen wir unser Glück. Vielleicht sind das ja schon Renken. Leider passiert zunächst nichts. Aus dem Augenwinkel sehen wir allerdings zwei andere Boote im Flachen stehen, deren Besatzungen den einen oder anderen Fisch landen. Also nichts wie hoch mit dem Anker und flacher angeln.

Bei nur sechs Metern Wasser unterm Kiel ankern wir. Gleich danach werden die Hegenen zum Grund abgelassen. Jetzt ist wieder sehr langsames Heben und Senken angesagt. Fast schon etwas einschlä- fernd, da bin ich vom Kunstköderangeln anderes gewohnt. Aber Moment mal, war das nicht gerade ein Biss? Kaum spürbar hat etwas an der Schnur gezuppelt. Ich sag lieber erstmal nichts und fische weiter. Wenig später zupft es erneut. So zart, als wäre eine Pappelflusel in die Schnur geflogen. Sind das etwa Bisse? Wie soll ich die denn verwerten? Steffen guckt mich ganz verdutzt an, bei ihm das gleiche Schauspiel: „Sag mal, sind das die Bisse von Renken? So vorsichtig?“

Anscheinend, denn pro Ankerplatz gibt es drei bis vier solcher Anfasser, dann kehrt Ruhe ein, und wir müssen den Platz wechseln. Ganz schön mühselig, muss ich zugeben. Doch plötzlich hängt bei mir ein Fisch und krümmt meine feine Spinnrute erheblich. Eine etwa 30 Zentimeter lange Renke kommt zum Vorschein, im Maul die unterste, schwarze Nymphe. Meine erste Maräne, und ich bin überrascht, wie gut der kleine Fisch kämpft! Da kann ein gleichgroßer Barsch nicht mithalten.

Renke im Drill. Jetzt ist Vorsicht geboten, die Fische schlitzen leicht aus.

Werfen statt Vertikalangeln

Nach diesem Erfolg passiert jedoch zunächst nicht viel, außer weiterer, extrem zaghafter Kontakte. Das ständige Ankerplatz-Wechseln und die monotone Köderführung schüren allmählich meine Ungeduld. Schließlich ertrage ich das lahme Vertikalangeln nicht mehr und werfe die Hegene wie eine Dropshot-Montage einfach aus. Wenn die Renken um das Boot stehen, kann ich doch so viel mehr Fläche abfischen!

Kaum zu Ende gedacht, ruckt es auch schon in der Rute, und eine Renke hängt am Haken. Das ging ja schnell. Ob das Zufall war? Wurfangeln auf Renken, davon habe ich noch nie gehört. Aber wie heißt es doch so schön: Frechheit siegt. Also werfe ich die Hegene erneut aus. Diesmal führe ich sie etwas aktiver, ähnlich wie beim Barsch-Dropshotten im Winter. Leichte Zupfer in den locker durchhängenden Schnurbauch sollen die Nymphen zum Leben erwecken. Zack, schon kommt der nächste Biss, und die Renke hängt.

„Das gibt‘s doch nicht, und ich fange hier gar nichts beim Vertikalangeln!“, schimpft Steffen. Bei mir läuft es dagegen wie am Schnürchen, eine Renke nach der anderen schnappt sich die recht aktiv gezupfte Hegene. Die Bisse sind alles andere als zaghaft, teilweise stürmen die Renken sofort davon und nehmen einige Meter Schnur von der weich eingestellten Rollenbremse. Auch Steffen hält es jetzt nicht mehr beim Heben und Senken.

Steffen freut sich über seine erste Renke. Sie hat beim Wurfangeln mit der Hegene gebissen.

Kurzerhand fliegt auch seine Montage im hohen Bogen ins Flachwasser. Mittlerweile steht es schon sechs zu null, das Wurfangeln hat bisher klar die Nase vorn. Lange dauert es auch nicht und Steffen erhält ebenfalls die ersten stürmischen Bisse. Alten Gewohnheiten folgend, zieht er die Anhiebe voll durch, was ein sofortiges Ausschlitzen der Fische zur Folge hat. Aber mit etwas Übung klappt es auch bei ihm, und Renke um Renke zappelt an der Hegene.

Unterbrochen nur von einer kleinen Sturmpause, fangen wir bis zum Abend weit über 20 Renken, von denen wir einige der delikaten Speisefische zum Essen entnehmen.

Warum die geworfene Hegene zumindest an diesem Tag deutlich erfolgreicher gewesen ist, darüber kann ich nur spekulieren. Mir scheint es aber so, als ob die schräg aufsteigenden Nymphen natürlicher wirkten, als die statisch unter der Rutenspitze hängenden, wie es beim Ver- tikalangeln der Fall ist. So können die Fische den Köder genau inspizieren und gehen nur zaghaft zu Werke. Geworfen angeboten, bewegt sich die Nymphe jedoch etwas schneller, und die Renke muss sich zügig entscheiden, sonst ist der Leckerbissen weg. Entsprechend rabiat kommen die Bisse.

Trotzdem sollte man es mit der Geschwindigkeit und dem aktiven Zupfen nicht übertreiben. Zu hektische Bewegungen brachten keine Bisse, hier ist also etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Hat man den Bogen aber erstmal raus, klappt das Dropshotten auf Renken hervorragend. Und es ist wesentlich spannender als das monotone Heben und Senken, versprochen!

Birger freut sich über eine Renke aus dem Laacher See. Gebissen hat sie beim Wurfangeln.
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