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Köder aus dem Supermarkt

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Knobi-Karpfen: Die Knoblauchzehe erweist sich im Test als sehr fängig – zur Freude von Matze.
Knobi-Karpfen: Die Knoblauchzehe erweist sich im Test als sehr fängig – zur Freude von Matze.

Matze Koch geht im Lebensmittelgeschäft auf Entdeckungsreise. Dabei zeigt er sich sehr experimentierfreudig und schreckt auch vor exotischen Happen wie Weingummi, Rosinen oder Schaum-Mäusen nicht zurück.

Verrücktes muss nicht immer gut sein, öffnet aber immer den Geist für das, was andere nicht ausprobieren. Warum also nicht mal völlig verrückte Dinge ausprobieren, um sich neue Ködergebiete zu erschließen? Der Supermarkt ist doch voll von guten Lebensmitteln, die müssten doch auch den Fischen schmecken.

Heute kann sich kaum noch ein Angler vorstellen, dass es einmal ganz schön verrückt klang, Dosenmais als Köder einzusetzen. Aber eines Tages probierte es ein Engländer aus und hatte durchschlagenden Erfolg damit. Ähnlich lief es mit dem heutigen Wunderzusatz für Boilies namens „Robin Red“. Weil kein rotes Frühstücksfleisch für Barben mehr erhältlich war, suchte Rod Hutchinson nach einer Lösung und fand das Futter für Ziervögel, bestehend aus roter Paprika und Chili. Damit versuchte er, seinen bewährten Köder zu färben und war überrascht über die ganz neue Fängigkeit. Mit Logik ist es demnach nicht immer getan, denn trotz des Riesenerfolgs kann bis heute niemand erklären, was Karpfen und Barben an dem scharfen Zusatz so toll finden. Von „Black Pepper“ bis „Hot Chili“ ist alles in der Boiliemanufaktur zu finden – und fängt.

Neue Entdeckungen?

Sind neue Entdeckungen auch heute noch möglich? Das wollte ich wissen, und mir war eines von Beginn an klar: Die Suche muss nicht immer so glücklich enden wie bei Herrn Hutchinson, Fehlschläge muss man einplanen, und die kosten Zeit, Geld und Geduld. Köder einzusetzen, die man noch nie in Erwägung gezogen hat, raubt schnell die Motivation, wenn trotz  Anfütteraktion tagelang kein Biss erfolgt.

Versuchs-Köder sind im Einzelnen: Nudeln, Rosinen, Kaugummi, Weingummi, Knoblauch und Schaum-Mäuse. Wie fängig die jeweiligen Köder sind, beurteile ich mit einem Sternchensystem. Vier Sterne sind die beste Note, ein Sternchen die schlechteste.

Kommen bei Menschen wie Fischen gleichermaßen gut an: Nudeln.

Nudeln

Dass Nudeln Fische fangen, ist kein Wunderwerk, denn Teige haben schon immer gut Friedfische gefangen, und eine Nudel ist nichts anderes als ein Teig aus Mehlen, Wasser, Ei und Bindemitteln. Die Nudel ist daher ein toller Köder, der teils sogar supergünstig beim Mittagessen übrig bleibt. Eine Spaghetti lässt sich mit ein wenig Fummelei an einem 14er Haken anbringen.

Meine Strategie: Ohne vorzufüttern auf Brassen und Rotaugen.
Meine Präsentation: Mit der Wagglermontage an der leichten Matchrute, eine Nudel in Muschelform angeboten am 10er Brassenhaken. Die Bisse erfolgten seltener als auf Made, dafür fing ich die größeren Fische mit der Nudel.
Gesamturteil: ✶ ✶ ✶ ✶

Einen Biss gab es auf diesen Weingummi-Doppelschwanz. Im trockenen Zustand ist er gut anzuködern, nass widerlich klebrig.

Weingummi

Kunstköder aus natürlichem Material herzustellen, ist das Bestreben einiger Spezialisten. „Theoretisch essbar“ könnte man auch sagen. Weingummis sind bunt, sie sind weich, und sie schmecken auch noch gut. Mir jedenfalls. Doch sehen die Fische das auch so?

Das Zeug ist nicht für die Kunstköderangelei entwickelt worden und klebt widerlich. Das trockene Anködern lässt sich noch recht gut bewerkstelligen, aber wenn man nach einigen Würfen das Zeug auf dem Haken wieder zurechtrücken will, geht die Sauerei los. Nach einigen Stunden klebt der ganze Rutengriff. Die Bewegung ist dezent. Ich habe keine Wunder erwartet, aber erschwerend kam bei meinen Tests die niedrige Wassertemperatur hinzu. Liegt sie unter zehn Grad, bleibt die Süßigkeit zäh. „Zäh“ klingt gut für die Haltbarkeit, trotzdem hält so ein Teil kaum länger als 20 Würfe. Meist fehlt dann schon das Schwanzende, und die Anköderei geht von Neuem los.
Meine Strategie: Möglichst viel Aktion in den Köder bringen und aufreizend zupfen und jiggen, wie einen No-Action-Shad. Farblich abgestimmt, fischte ich in trüben Gewässern Gelb- und Rottöne und in klaren Gewässerabschnitten grünliche, weiße und bräunliche Gummis.
Meine Präsentation: Um zähe Gummis aufreizend spielen zu lassen, bot es sich an, sie vertikal anzubieten und die Auf- und Abwärtsbewegung deutlich zackiger als bei den „echten“ Vertikalködern zu gestalten. Da ich recht zügig einen Hammerbiss bekam, ermutigte mich das weiterzumachen, aber die Zeit offenbarte leider viele Schwächen dieser verrückten Methode. Die ständige Umköderei ging mir gehörig auf die Nerven. Dann lief ein Gummi wieder nicht so wie erwartet, und die Motivation schwand simultan zu den klebrig gewordenen Fingern.
Gesamturteil: ✶ ✶

Schaum-Mäuse treiben im Wasser auf. Für Matze sind sie gute Köder am Dropshot-System.

Schaum-Mäuse

Die kleinen Kalorienbomben haben eine Eigenschaft, die mir ausgezeichnet gefällt: Sie treiben auf – und das mit einem recht starken Auftrieb. Das verändert sich auch nach vielen Würfen  nicht. Leider hält auch die Maus nicht sonderlich gut am Haken. Nachdem ich einen  Kanalabschnitt mit vier bis fünf Mäusen verunstaltet hatte, die alle gut sichtbar an der Gewässeroberfläche trieben, ließ mich mein schlechtes Gewissen in Bezug auf das  Umweltverhalten den Versuch doch eher frühzeitig abbrechen. Den Enten wird‘s geschmeckt haben.
Meine Strategie: Lebhaft für Barsch oder Hecht angeboten, benutzte ich überwiegend die weißen „Modelle“, die im trüben Polderwasser sehr gut zu sehen waren.
Meine Präsentation: Dropshot. Die Maus bewegt sich erstklassig, und auch wenn es mein Zeitrahmen nicht zuließ, ausgiebigere Versuche zu machen, bin ich sicher, dass diese Führung Fische fängt. Die Maus wippt verführerisch auf und ab und steigt langsam auf, wenn man die Montage stehen lässt.
Gesamturteil: ✶ ✶ ✶

Kaugummi am Haar wird im Wasser sehr hart. Ein eher aussichtsloser Versuch, urteilt Matze.

Kaugummi

In meiner Jugend, es muss um das Jahr 1978 gewesen sein, kursierte das Gerücht, ein Karpfenangler, der seine Köder zuhause vergaß, hätte es mit seinem Kaugummi probiert und damit einen kapitalen Karpfen gefangen. Ob die Geschichte stimmt, lässt sich kaum nachprüfen, Fakt ist aber: Kleine, weiße, gummiartige Kugeln, die lecker duften, fangen Fische, unzählige Boiliesorten haben das in den folgenden fast 40 Jahren millionenfach bewiesen.

Darum ist der Gedanke an den Kaugummi zwar unappetitlich, aber nicht abwegig. Als Köder würde ich Kaugummi dennoch nicht ernsthaft empfehlen, es wird je nach Temperatur recht hart im Wasser und gibt nur wenig Duftstoffe ab. Das Anködern ist ebenfalls mehr als ekelig.
Meine Strategie: Vier Kaugummis weichgekaut und entsprechend der Hakengröße gerollt.
Meine Präsentation: 4er Haken für große Friedfische, 12er für kleine. Angeboten mit freier Hakenspitze. Fänge: keine. Nur leichte Zupfer am 12er Haken. Möglich wäre für einen völlig freien Hakensitz die Anköderung an einer klassischen Karpfenmontage am Haar.
Gesamturteil: ✶ ✶

Top-Köder für Karpfen: eine Knoblauchzehe. Echt dufte!

Knoblauch

Mögen alle Gourmets und Köche gerne lästern, aber ich hasse das Zeug. Vielleicht habe ich Vampire unter meinen Vorfahren. Die Haut der Dracula-Scheuchen schälte ich ab. Umso mehr Duftwirkung versprach ich mir. Wenn Karpfen Knoblauchboilies mögen, dann kann eine Zehe doch nicht schlecht sein. Ich bemerkte, dass die Zehen leicht auftreiben. Daher taugt die Knoblauchzehe in begrenztem Maß als Pop-up. Der Auftrieb ist allerdings gering. Die ersten Versuche verliefen ohne Fisch. Allerdings biss auf Boilie in den ersten Nächten ebenfalls nichts. Die Boilieruten dienten als Indikator, sonst hätte ich zu schnell die Motivation verloren, und man schiebt die Schneidernummer natürlich auf den vermeintlich ungeeigneten Köder. Merkwürdig kam mir aber schon vor, dass der einzige Biss der Nacht ausgerechnet auf die Knoblauchmontage kam. Ich redete mir ein, das müsse ein Schnurschwimmer gewesen sein.

Dann kam die Nacht, in der es besser biss. Ein Karpfen stieg auf einen Kokos-Hanf-Boilie ein. Der zweite Run kam. Es war kein Aland und auch keine Brasse, ein guter Karpfen zog auch hier rasend schnell Schnur von der Spule. Erst einige Sekunden später realisierte ich: „Matze, du hältst hier die Rute mit der Knoblauchzehe in Händen!“ Angelkumpel Krulli hatte von Beginn an starke Zweifel an der Fängigkeit und bekam sich während des Drills nicht mehr ein vor Lachen.

Matzes Knoblauch-Fazit: Eine echte Zehe ist eine gute Alternative zu Knoblauch-Boilies.
Matzes Knoblauch-Fazit: Eine echte Zehe ist eine gute Alternative zu Knoblauch-Boilies.

Meine Strategie: Ohne mit Knoblauch zu füttern (was jeden Preisrahmen sprengen würde), fischte ich die Zehe nur an einer Rute, bei einem normalen Karpfenansitz mit süßen Boilies (Kokos/Hanf), und zwar an einem See, mehrere hundert Meter abseits der Boilieruten. Ich bekam von Beginn an mehr Bisse auf die Zehe als auf Boilies. Ich bin im Nachhinein sicher, dass die gute Sichtbarkeit der weißen Köder und der enorme Duft, der auch am Morgen noch intensiv wahrnehmbar war, dafür verantwortlich sind. Trotzdem schnitt ich nach jeder Kontrolle und dem Fang jeweils eine dünne Scheibe ab, um neue Säfte austreten zu lassen.
Meine Präsentation: Eine recht große Zehe an der Haarmontage, mit extra-langem Haar am 4er Haken an einer gewöhnlichen, halbfesten Karpfenmontage mit einem Tarnblei von 113 Gramm an einem flachen See mit hartem Grund. Die Zehe ein wenig in Form geschnitten und die rötliche Haut zum größten Teil entfernt. Lediglich unter dem Stopper ließ ich sie stehen, um den Halt zu verbessern. Da die Zehe auftreibt, bändigte ich sie am Grund mit einem kleinen, weichen Bleischrot vor dem Haken. Letztlich ein Superköder, auf den man noch zurückkommen wird. Was kann mehr Knoblauchduft verströmen als Knoblauch? Die Zehe unterscheidet sich optisch kaum von einem weißen Boilie. Wer also mit weißen Knoblauchboilies anfüttert und eine Zehe am Haar anbietet, hat den gleichen optischen Effekt, aber den besseren Duft und zusätzlich einen verbesserten Halt, denn Brassen und andere Boiliediebe können Knoblauch nicht klein nuckeln.

Gesamturteil: ✶ ✶ ✶ ✶

Matze Koch ist skeptisch: Ob die Rosinen Fische fangen? Mal sehen, was der Versuch bringt ...
Matze Koch ist skeptisch: Ob die Rosinen Fische fangen? Mal sehen, was der Versuch bringt ...

Rosinen

„Klappt fantastisch“, wollte man mir in der Redaktion schwärmerisch weismachen. Besonders auf Schleien. Das hätten angeblich andere Angler schon erfolgreich probiert. Beweise mit Bild und Film blieb man mir schuldig. Wollen die mir nur Mut machen? Mit dieser eher armseligen Motivation ging ich mit den getrockneten Weintrauben ans Werk. Natürlich an einem Gewässer, an dem viele Schleien zuhause sind, die ich im Frühjahr selber dort beobachtet und auch schon gefangen hatte. Um die Trockenfrüchte ideal anködern zu können, habe ich sie aufquellen lassen. Das sieht ein wenig gruselig aus, aber es vergrößert die Rosine auf mindestens das doppelte Volumen, und sie wird schön weich. Das sollte den Fischen doch wohl schmecken, so sehr unterscheidet sich das Schrumpelzeug doch gar nicht von Dosenmais oder Kichererbse, redete ich mir ein. Mein Vertrauen hielt sich dennoch in Grenzen, das gebe ich gerne zu, darum machte ich mir die Mühe, dreimal mit kleinen Mengen anzufüttern, man kann bei je 100 Gramm eher von Kostproben sprechen. Sicher ist sicher. Leider entpuppte sich das Vorhaben als Flop. Auf Rosine bekam ich in mehreren  ausdauernden Versuchen noch nicht einmal einen einzigen Zupfer.
Meine Strategie: Mit je nur 100 Gramm gequollenen Rosinen anfüttern. Reine Angelzeit: Mehr als 20 Stunden in diversen mehrstündigen Versuchen. Drei unterschiedliche und bewährte Plätze hielt ich alle zwei Tage unter Futter.
Meine Präsentation: Eine Rosine am 12er Haken, Hakenspitze frei. Als Bisserkennung diente eine Wagglermontage an der leichten Matchrute. Sowohl abgelegt als auch langsam über Grund driftend.
Gesamturteil: ✶

Aufgequollen wachsen Rosinen zu doppelter Größe. Im Test fielen sie dennoch durch.
Aufgequollen wachsen Rosinen zu doppelter Größe. Im Test fielen sie dennoch durch.

Supermarkt-Klassiker

Mit einfachen Mitteln kann man aus dem Supermarktregal wirkungsvolle Futtermischungen zusammenstellen. Das Schöne daran: Man braucht nur wenig, und das meiste muss man nicht extra einkaufen, man hat es zuhause im Küchenschrank stehen.

Paniermehl als Lockfutter peppt man auf mit Vanillezucker, dunkelt es im Winter ab mit Kakaopulver, macht es locker mit Maismehl, erzeugt fürs Stillwasser im Sommer auftreibende Teile mit Kokosflocken, beschwert es mit Erde aus dem Maulwurfshaufen (nicht im Supermarkt erhältlich – Opas Geheimtipp!) und ändert den Geschmack mit Puddingpulver, Maggi oder Sojasauce.

Dosenmais eröffnet auch beim Anfüttern ungeahnte Möglichkeiten. Im Winter ist er oft schon zu viel des Guten, weil er stark sättigt. Wer vorsichtig anfüttert, aber am Angeltag keinen ganzen Mais, sondern pürierten einbringt, lockt mit einer Riesenwolke, sättigt aber nicht. Mais lässt sich rot, grün oder orange färben, über den Haken bis aufs Vorfach ziehen und ist dabei supergünstig mit kaum 40 Cent/Dose.

Kidneybohnen werden oft erst genommen, wenn man damit anfüttert. Ein Aha-Erlebnis hatte ich mit den großen Hülsenfrüchten, als ich mit Mais füttern wollte, aber nur noch „Dosenmais mit Kidneybohnen“ erhältlich war. Jede Dose beinhaltete kaum sechs der Bohnen, darum sortierte ich sie gar nicht erst aus, sondern fütterte die Bohnen mit. Ich fing nur kleinere Brassen, bis ich auf die Idee kam, eine Bohne anzuködern. Es wurde einer der besten Aland-Fangtage meines Lebens. Ein großer Fisch um die vier Pfund nach dem anderen landete am Ufer. Wie Boilies als Bonbons auf dem Maisteppich, so wirkten wohl die Bohnen auf dem Dosenmaisteppich.

Ein erstklassiger Friedfischköder ist Schmelzkäse (Scheibletten). Eine große Einwegspritze von innen ein wenig mit Öl eingerieben, die Scheiblette hineingedrückt, und man kann aus der Spitze, je nach Öffnungsgröße, eine saubere „Käsewurst“ um den feinen Rotaugenhaken pressen. Wer es fester mag, knetet mithilfe von Weizenmehl einen feinen, festen Teig draus. Topzusätze für alle Arten von Friedfischteig: Eier, Honig, Fisch-, Garnelen- oder Sardellenpaste, Leberwurst, Schmierkäse, Puddingpulver und Parmesan. Fleischwurst, in kleine Würfel geschnitten, ist ebenfalls erste Sahne.

Um den Köder auf die Schnelle vom Futter positiv abzuheben, gibt es spezielle Dips, auch im Supermarkt: Honig, Sirup, Melasse, Maggi, selbst ein Käsedip für Nachos ist auch für Fische zu empfehlen, ebenso wie Grill- oder Fleischsoßen.

Universalwaffe: Dosenmais funktioniert so gut wie immer - ob im Futter oder am Haken.
Universalwaffe: Dosenmais funktioniert so gut wie immer - ob im Futter oder am Haken.
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