Die Wolf ist für Fliegenfischer immer eine Reise wert: Sowohl Bach- als auch Regenbogenforellen lassen sich betören. |
Eine Rotgetupfte zum Vorzeigen. Der prächtige Räuber konnte der Trockenfliege nicht widerstehen. |
„Das Wetter war toll, die Fische war’n klein, das kann nur der Schwarzwald sein. Darum: Hopp, hopp, hopp, Schoppe in de Kopp!“ – schrieben drei lustige Saarländer vor zwölf Jahren in das Gästebuch der Wolfsklause in Oberwolfach. Aber das Gläschen Wein gegen Angelfrust ist heute nicht mehr nötig.
Von H. und R. Pollmeier
Denn das war vor der Zeit von Karl-Ludwig Echle. Der hat vor zwölf Jahren begonnen, eine Fliegenfischerstrecke an der Wolf zu bewirtschaften. Und seitdem lesen sich die Eintragungen anders. Der Engländer Rob Thomas notierte sinngemäß: „Hier fing ich die größten Bach- (45 Zentimeter) und Regenbogenforellen (52 Zentimeter), die ich in mehr als 20 Jahren Fliegenfischerei erbeuten konnte. Und das mit einer Trockenfliege der Größe 14. Ich habe an vielen Orten gefischt und besitze eine Jahreskarte am Avon, doch an die Wolf werde ich immer gern zurückdenken.“ Das Gewässer ist also vor allem für Fliegenfischer eine Reise wert.
Den scheuen und putzmunteren Schwarzwald-Salmoniden nähert man sich behutsam mit gezügelter Energie, angemessener Ausrüstung und den Fähigkeiten eines Indianers. Denn Bachfischen heißt Pirschen, Tarnen, Kriechen und Klettern. „Wer sich zu fein ist, die letzten Meter auf Knien ans Wasser zu robben, hat keine Chance“, sagt Kenner Karl-Ludwig Echle.
Bei schneller Strömung und flinken Forellen müssen die Würfe zielsicher gesetzt werden. Eine feinfühlige Rute der Klasse 5 bis höchstens 2,40 Meter Länge ist unter Bäumen und Sträuchern am kleinen Revier vorteilhaft, eine längere Gerte sollte für breitere Abschnitte zur Hand sein. Greifen Sie nie auf einen Schnellschuß-Apparat mit Keulenschnur zurück! „Mehrfacher Anwurf verärgert die Forellen“, sagt Karl-Ludwig: „Wer seine Imitationen an einer Nilpferdpeitsche ins Wasser klatscht, sollte gar nicht erst auspacken“.
Es sind nur wenige Besonderheiten zu beachten: Frühjahr und Sommer lassen im Gebirge auf sich warten. Maifliegen sind zwar eher untypisch für Schwarzwaldbäche, aber an der Wolf treten sie nicht selten bis weit in den Juni hinein auf. Ohne entsprechende Muster entgeht einem phantastisches Fischen. Kriebelmücken treiben als erste Insekten wie Schmutzpartikel im Oberflächenfilm. Also gehören Smuts, kleine Fasanenschwanz- und einige Schlupfnymphen in die Box. Häufig tummeln sich an den Schwarzwaldbächen die „Gelben Särchen“, wie man dort sagt, also gelb-grüne Steinfliegen (Isoperla grammatica) mit ihren flach aufliegenden, unbehaarten Flügeln.
Im September schwärmen ihre Verwandten, die bräunlichen Weidenfliegen (Leuctra geniculata). Sie können durch Hechel- und palmerartige Fliegen abgedeckt werden. Gut gerüstet ist, wer diesem Sortiment noch Red Tag, Blue Dun, Rehhaar-Sedge und Moskitos beimischt.
Bedächtig angeln
Die Hausstrecke der „Wolfsklause“ beginnt am Wehr oberhalb des Campingplatzes in Schapbach und endet nach knapp drei Kilometern bei der Brücke nahe der Fabrik. Hier fühlen sich kapitale Salmoniden wohl, die man in einem fünf bis sechs Meter breiten Bach eigentlich nicht vermutet. 40er Bachforellen sind immer drin, 50er können überlistet werden.
Waten ist mit Rücksicht auf die Unterwasserfauna nicht erlaubt. Für gute Wurfpositionen darf man allerdings quer ins Wasser treten. Doch bitte ganz vorsichtig! Die Flossenträger reagieren panikartig auf jeden unbedachten Schritt und verderben mit hastiger Flucht alle Chancen auf einen prächtigen Fang.
„Wählen Sie die längsten Vorfächer, mit denen Sie zurechtkommen“, rät Karl-Ludwig Echle, der seine Gäste gerne persönlich einweist. Er kennt die Standorte seiner geschuppten „Lieblinge“ und verrät, wie man sie angehen muß.
Gewiss werden übermäßig viele Raubforellen geschont. Doch hier ist ein in die Natur verliebter Idealist am Werk, der seine Bestände sorgsam hegt und pflegt. Mit den Einnahmen wird das Revier Jahr für Jahr verbessert. Und das sehen Fliegenfischer weitaus lieber als üble Geldschneiderei mit Catch & Release, zumal Entnahme nach Absprache möglich ist.
Insgesamt ist die Strecke genau das Richtige für begeisterte Angel-Spezialisten, die sich auf große, selektive Forellen versuchen wollen – und bereit sind, dazuzulernen.
Wer Lust auf einfachere Rutengänge hat, sollte sich die Gaststrecke des Angelsportvereins Oberwolfach vornehmen. Hier treten vor und nach der Laichzeit sogar vereinzelt Barben auf. Wird Ihnen fast die Rute entrissen, dann hat sich solch ein Geselle an die Nymphe verirrt. Aber auf dem gut vier Kilometer langen Abschnitt zwischen Gasthaus Schützen bis Bauhof lauern auch starke Forellen. Da bleiben vehemente Überraschungen nicht aus.
Info
Gasthaus „Wolfsklause“, Familie Echle, Schulstr. 14, 77709 Oberwolfach, Tel. 07834/308;
Angelsportverein Oberwolfach, Gaststätte Schwarzwaldstube, Rankach 5, 77709 Oberwolfach, Tel. 07834/1433, oder direkt im Rathaus in Oberwolfach.
Mindestmaße/Schonzeiten: Bachforelle 25/1.10.-31.3., Regenbogenforelle 25/1.10.-31.3., Barbe 40/1.5.-15.6. .
Gebühren: „Revier Wolfsklause“: Tag 30 DM. Nur Hausgäste, nur Fliege mit Schonhaken, Entnahme nach Absprache.
Revier Angelsportverein Oberwolfach: Tag 22 DM. Nur Gäste mit Kurkarte Oberwolfach, nur Fliegenfischen. Entnahme: drei Forellen.
Der mittlere Schwarzwald liegt zwischen Kinzigtal und Höllentalstraße.
Stand 1998
Foto: Verfasser