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Der Welt-Blinker aus Frankreich

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Der
Der "Le Mondiale" von Louis Kunsler (L.K.). Viele Informationen zu französischen Kunstködern finden sich in Bouttaz/Martin/Rattez/Rigazio: "Les Leurres de Peche en France".

Heute möchte ich einmal einen sehr interessanten und besonders hübschen französischen Köder vorstellen: den „Le Mondiale“ von Louis Kunsler (Firma L.K.) aus Paris.

Der Köder ist ein Mischwesen, eigentlich von der Bauweise eine Art Heintz-Blinker, aber das Kiemendeckel- und Flossen-förmige Zusatzgewicht am Kopf erinnert stark an den DAM Pepita-Spinner.

Deshalb habe ich mich einmal in der Fachliteratur auf die Suche begeben. Der Pariser Louis Kunsler (oft auch Kunslers geschrieben) war damals Casting-Weltmeister, der seine Popularität nutzend in der Vorkriegs- und frühen Nachkriegszeit einige Kunstköder auf den Markt gebracht hat. Darunter auch den hier gezeigten und ganz unbescheiden „Le Mondiale“ (Die Welt) getauften Blinker, den er sich in der Zeit um 1935 amtlich schützen ließ. Unter anderem hatte er in dieser Zeit auch einen winzigen Köder unter Gebrauchsmusterschutz, den „L’Alevin (Brutfisch), der mit dem uns bekannten Pepita von DAM aus den 1950er Jahren identisch ist. Offenbar war der Musterschutz irgendwann abgelaufen und er konnte überall nachgebaut werden. Es gab damals übrigens auch eine amerikanische Version, den bereits 1929 patentierten und ziemlich baugleichen Pflueger Pippin. Der Pippin ist eindeutig das Vorbild für den L’Alevin und dann den DAM Pepita. Witzig ist, dass L’Alevin und auch der Pepita im Glasröhrchen verkauft wurden.

Lange habe ich darüber gegrübelt, was der Ködername „Pepita“ eigentlich bedeuten könnte. In den 1950er Jahren war dieser Begriff vor allem als zweifarbig karierter Pepita-Stoff bekannt, sogar der damalige Bundeskanzler Adenauer trug im Urlaub einen schwarz-weißen Pepita-Hut. Schaut man sich unten im Foto die schwarz-silbernen Köderchen an, könnte das den seltsamen Namen erklären. Andere Ideen?

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Im 1935er Katalog von Theo de Deken, Paris, findet sich der Le Mondial und auch der französische Vorläufer der Pepita-Spinners. Quelle: Les Leurres de Peche en France"
Die obere Zusatzdrilling ist von innen aufwändig angeschraubt.
Eventuell war auch nur für die Marke"L.K." Musterschutz (Deposé) angemeldet worden und nicht für jeden einzelnen Ködertyp.
DAM Pepita-Spinner, das zweifarbige Design könnte ein Hinweis auf den Ködernamen sein.
DAM Pepita-Spinner, das zweifarbige Design könnte ein Hinweis auf den Ködernamen sein.
Der rote DAM Pepita sieht dem Welt-Blinker aus Frankreich noch ähnlicher.
Der Pepita-Spinnfisch im DAM-Katalog von 1954.

Literatur-Tipps:

Hugot, S.: Les Leurres LK, September 2020.

Bouttaz, P., Martin, J.-Y., Rattez, M., Rigazio, A.: Les Leurres de Peche en France de 1850 a 1950. Oktober 2013.

Caminade, B.: Leurres de Peche. Publicites et brevets francais 1893-1960. 2005.

Anmerkung vom 6. Februar 2024:

Diese Zeichnung hat Jan Wolter in einem DAM-Katalog von 1936 gefunden. Offenbar hat sich damals jemand den Vorläufer des Pepita-Spinnfischs aus Frankreich genau abgezeichnet. Das Papier für die Zeichnung stammt anscheinend aus Freiburg, da liegt die französische Grenze nur wenige Kilometer entfernt.

Genaue Konstruktionszeichnung für eine Art Pepita-Blinker, mit Einzelteilen und Blechstärken. Wahrscheinlich stand der L'Alevin von LK hier Modell.
Die Rückseite des Papiers verrät, dass es wohl aus Freiburg stammt.
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