Schon 2018 habe ich hier im Sammlerblog über die seltsame Wandlung des O-Ke Spinners von DAM berichtet.
Damals hatten wir bereits über den ungewöhnlichen Köder-Namen spekuliert, der eine Abkürzung für Otto Kuntze sein soll, dem damaligen Inhaber von DAM. Die Form des ersten O-Ke Spinners ist mit seiner Fischform und den beiden seitlichen Spitzen sehr typisch und unverwechselbar.
DAM bewirbt den O-Ke Spinner 1936 (Bestellnummer 7251) wohl erstmals in der Sonderpublikaton „Der moderne Angler“, dann beispielsweise auch noch Anfang 1938 in „Der Deutsche Sportangler“.
Fast genau dieser Köder taucht damals mit der Katalognummer 650/47 auch im Programm von Stanislav Vlček aus Přepeře (deutsch: Pschepersch) in Nordböhmen (Tschechoslowakei) auf. Das Städtchen Přepeře liegt in Tschechien kaum 50 km von der heutigen deutschen Grenze entfernt. Im Oktober 1938 wurde auch diese Region von den Deutschen besetzt. Hier ist eine Katalog-Abbildung zu sehen (weit nach unten scrollen!)…
Stanislav Vlček wurde 1911 geboren. Er machte eine Ausbildung zum Klavierbauer und baute bis zum März 1931 Klaviere. 1935 begann er mit der Produktion von Angelgeräten. Kurz danach führt auch DAM den O-Ke Spinner. Vlček exportierte sein Programm bis 1937 hauptsächlich in die Schweiz, hatte er doch auch Jucker und Zocker speziell für die Alpenseen im Programm. Nach dem Krieg lieferte er auch nach Großbritannien und Skandinavien. Sechs Arbeiter hatte er zu dieser Zeit beschäftigt. Aber schon 1948 wurde sein Betrieb verstaatlich, bis 1953 konnte er die Produktion als Kleingewerbe noch weiterführen. Auch danach baute er auf den alten Stanzen immer noch Köder, die er an Prager Fachhändler lieferte. Angler konnten auch direkt bei ihm einkaufen.
Augenblinker mit Glasaugen wurden übrigens recht häufig und in den verschiedensten Modellen in Böhmen produziert, denn dort lag damals auch ein europäisches Zentrum der Glasperlen-Produktion. Auch viele Köder, die wir von Agilette kennen, hatten tschechische Produzenten damals ebenfalls in extrem ähnlicher Ausführung im Programm.
Den O-Ke Spinner gibt es in gemarkter und ungemarkter Form, beide Köder sind aber in der Form nur fast identisch. Bei den ungemarkten Ködern sind die Seitenkanten oft leicht eingebuchtet und die Montierungen weichen ab. Bei gemarkten DAM-Ködern sind diese Kanten oft schnurgerade, es gibt aber je nach Ködergröße auch Abweichungen. Ist es also unwahrscheinlich, dass diese und andere Köder von Stanislav Vlček an DAM geliefert wurden. Oder vielleicht gab es über die Jahre verschiedene Stanzformen. Oder DAM hat einfach nur abgekupfert oder in Lizenz diesen Köder gestanzt? Fragen über Fragen…
Trotz stundenlangen Grübelns kann ich die Abkürzung “O-Ke” nicht in Zusammenhang mit Vlček oder Böhmen bringen. Wahrscheinlich handelt es sich nur um eine eingedeutschte lautmalerische Schreibweise der englischen Abkürzung “Okay” oder “O.K.”, die “alles korrekt” bedeutet. Dass “O-Ke” für Otto Kuntze steht ist nicht unbedingt einleuchtend, es müsste dann eher “O-K” oder wenigstens “O-Ku” heißen. Auch hätte man bei einer Abkürzung eher “O.K.” mit Punkten geschrieben, wie der zeitgleich von DAM in der Werbung veröffentlichte “E.B.” (Abkürzung steht für Excenter Bar-Spoon) zeigt. Das ist aber alles nur Spekulation…
Wer weiß mehr? Infos an thomas.kalweit@paulparey.de