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Attersee: Kinderstube für Perlfisch und Seelaube errichtet

1924


Bilder: ÖBf-Archiv/ Wolfgang Hauer; Technisches Büro für Gewässerökologie (blattfisch)
Perlfisch-Männchen mit typischem Laichausschlag.

Die Österreichischen Bundesforste und das Land Oberösterreich revitalisieren die Ufer am Attersee, um natürliche Laich- und Aufwuchsgebiete für Perlfisch und Seelaube wiederherzustellen.

Hochzeitsmarsch: Perlfische auf dem Weg zu ihren Laichplätzen.

Im Mai ist der Attersee Schauplatz eines einzigartigen Naturschauspiels: Tausende Perlfische und Seelauben begeben sich auf ihren „Hochzeitsmarsch“ in die Ufer- und Mündungsgebiete der Seezuflüsse, um ihre Eier abzulegen. Die geschlüpften Jungfische wandern anschließend in die seichten Uferzonen des Attersees und verbringen dort – geschützt vor Räubern und mit reichlich Nahrung versorgt – ihre ersten Lebensmonate. Der Perlfisch (Rutilus meidingeri) und die Seelaube (Alburnus mento) stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Wesentliche Bestände leben derzeit noch im Europaschutzgebiet Mondsee-Attersee.

Natürliche Ufer wieder herstellen

Gemeinsam mit dem Land Oberösterreich revitalisieren die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) rechtzeitig vor der Laichsaison Uferabschnitte am Attersee, um natürliche Flachwasserzonen als Rückzugsgebiete für den Nachwuchs von Perlfischen und Seelauben wieder herzustellen. „Sowohl der Attersee als auch der Mondsee weisen bereits einen sehr hohen Verbauungsgrad auf. Wir wollen deshalb natürliche Uferflächen wiederherstellen, um die Artenvielfalt in der Natur und den Weiterbestand bereits gefährdeter Fischarten zu sichern“, erklärt Manfred Haimbuchner, Landesrat für Natur- und Landschaftsschutz in Oberösterreich. Der Attersee ist einer von insgesamt 74 der größeren Seen Österreichs, den die Bundesforste im Sinne der Nachhaltigkeit betreuen und bewirtschaften. „Österreichs Gewässer bieten nicht nur zahlreiche Möglichkeiten für Naherholung, Freizeit und Tourismus. Sie sind auch sensible Ökosysteme und Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen“, ergänzt ÖBf-Vorstand Georg Schöppl. „Diese wertvollen Lebensräume wollen wir für zukünftige Generationen erhalten.“

Laichplätze für Perlfisch und Seelaube

 

Seelauben-Jungfisch-Schwarm im Flachwasser.

Um die Lebens-Bedingungen für den Nachwuchs von Perlfisch und Seelaube im Attersee zu verbessern, werden auf ÖBf-Flächen im Mündungsbereich des Alexenauer-Baches in Weyregg, an den ÖBf-Natur-Badeplätzen in Nussdorf und in Litzlberg sowie an einem privaten Badeplatz in Unterach Revitalisierungs-Maßnahmen durchgeführt. Bestehende Uferbefestigungen in Form von Stein- und Betoneinbauten werden dabei zugunsten flacher, natürlicher Ufer mit regionstypischem Kies und Schotter zurückgebaut.

Versenken astreicher „Raubäume“

Die Absicherung der Uferzonen wird naturnah durch die Verlegung sogenannter Raubäume, das sind ins Wasser versenkte, astreiche Baumteile, sichergestellt. Uferbegleitgehölz in Form von Baum-, Busch- und Strauchbeständen festigt das Ufer mit seinen Wurzelsystemen und beschattet die Flachwasserbereiche. Die Umbauarbeiten im Gewässer- und Uferbereich werden von den Bundesforsten übernommen. Die ökologische Bauaufsicht und das Projektmanagement vor Ort liegen beim Technischen Büro für Gewässerökologie (blattfisch), das auch für die Betreuung des Europaschutzgebietes verantwortlich zeichnet. Zwei Rückbauten – am Alexenauerbach in Weyregg und am privaten Badeplatz in Unterach – konnten bereits vor Beginn der diesjährigen Fisch-Laichsaison abgeschlossen werden. Die Arbeiten an den Uferzonen in Nußdorf und Litzlberg starten nach der Sommersaison im Herbst 2014. Das Projekt wird aus Mitteln des Landes Oberösterreich und der Bundesforste finanziert.

Hochzeitsmarsch im Attersee

 

Wiederhergestelltes Natur-Ufer am Alexenauerbach in Weyregg am Attersee.

Wenn sich im Mai das Wasser des Attersees und seiner Zuflüsse langsam erwärmt, begeben sich Perlfische und Seelauben auf Hochzeitsmarsch. Die männlichen Fische entwickeln dabei den typischen Laich-Ausschlag, dem der Perlfisch auch seinen Namen verdankt. In Scharen steigen sie die Attersee-Zuflüsse hinauf, um ihre Eier über schottrig-kiesigen Bereichen abzulegen. Die Larven werden nach dem Schlüpfen in den See abgetrieben und wachsen in geschützten und nährstoffreichen Flachwasserbereichen zu Jungfischen heran. Die Seelaube und der Perlfisch zählen zu den europaweit am stärksten gefährdeten Fischarten. Im Mond- und Attersee sind derzeit noch die vitalsten Bestände zu finden.

Europaschutzgebiet Mond- und Attersee

 

Arbeiten zur Wiederherstellung des Natur-Ufers am Alexenauerbach, Einbringen von Raubäumen.

Der Mondsee und Attersee gehören zusammen mit den Unterläufen der Fuschler Ache, der Zeller Ache, des Weißenbachs und der gesamten Seeache (ein die beiden Seen verbindendes Fließgewässer) seit Jänner 2006 zu einem EU-weiten Netzwerk an Schutzgebieten. Diese in Oberösterreich als Europaschutzgebiete ausgewiesenen Areale sollen aktiv dem Rückgang der Vielfalt an Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten entgegenwirken. Insgesamt erstreckt sich das Schutzgebiet auf über 6.000 Hektar, ein Großteil davon liegt auf dem Gebiet der Österreichischen Bundesforste.

Infos und Termine zum Laichzug der Perlfische und Seelauben am Attersee im Mai unter www.blattfisch.at

Bilder: ÖBf-Archiv/ Wolfgang Hauer; Technisches Büro für Gewässerökologie (blattfisch)

-pm-

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