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Angelgeräte von Geco

1985
Mit "Geco" gemarkter Spinner. Dieser Köder wurde in Troisdorf bei Bonn hergestellt.

In der frühen Nachkriegszeit haben sich zahlreiche deutsche Firmen auch an Angelgerät versucht. Die Produktion dauerte meist nur wenige Jahre, bis die „global player“ wie Mitchell oder auch DAM den heimischen Markt wieder sicher in der Hand hatten.

Gerhard Dee ist jetzt auf den Munitions- und Waffenhersteller „Geco“ mit Werken in Berlin und Troisdorf gestoßen, der um 1948 auch Angelgerät produziert hat. Gerhard schrieb uns per Mail:

„Hallo Thomas, vor einiger Zeit bin ich durch ein kleines Din A5 Werbeblatt von 1948 auf die Firma Gustav Genschow & Co. AG (Geco) aufmerksam geworden. In dem Flyer werden Ruten, Rollen und Kleinteile für Angler angeboten.

Hauptgeschäftsfeld von Geco war ursprünglich die Herstellung und der Vertrieb von Waffen und Munition. In den Nachkriegsjahren waren aber Waffenherstellung und -handel in Deutschland verboten oder zumindest stark eingeschränkt. In diesen schwierigen Zeiten versuchte sich Geco durch den Verkauf von Lederwaren sowie Jagd- und Sportartikeln (darunter auch Angelzubehör) über Wasser zu halten.

Jetzt habe ich zum ersten Mal ein mit „Geco“ gemarktes Angelteil, einen kupferfarbenen Spinner, gefunden. Es wäre interessant zu erfahren, ob andere Sammler weiteres Geco-Angelgerät (insbesondere die Rolle mit Spule aus Lignofol) besitzen oder Informationen/Bilder dazu haben.

Die Rolle könnte so ähnlich ausgesehen haben wie ein ungemarktes Exemplar, das schon seit einigen Jahren bei mir in der Vitrine steht (siehe Fotos). Die Beschreibung auf dem Flyer passt jedenfalls recht gut: 80 mm Durchmesser, Rollenhalter aus Leichtmetall, Schnurrolle aus Lignofol (?), ausschaltbare Knarre und verstellbare Bremse. Herzliche Grüße, Gerhard“

P.S. Lignofol ist übrigens ein hochbelastbarer Pressholz-Kunstharz-Verbundwerkstoff, der z.B. auch für stark beanspruchte Getriebeteile und Zahnräder geeignet ist. Weitere Infos dazu findet man u.a. auf der Internet-Seite des „Kunststoff Museum Troisdorf“.

Hallo Gerhard, großartige Informationen! Leider ist mir noch nie ein Geco-Angelgerät untergekommen, wo ich doch Gerät aus dem Rheinland sammele. Interessant ist die räumliche Nähe der Firma zu Plate, die ein paar Jahre später im kaum 15 km entfernten Bonn ebenfalls Angelgeräte und Schnur hergestellt hat. Das von Geco angebotene Monofil „Trofil“ wird übrigens heute noch von der Monofil-Technik GmbH (Nachfolger der Firma Plate) in Hennef hergestellt.

Ich habe mal etwas online recherchiert: In der Allgemeinen Fischereizeitung von 1947, ca. Seite 128, soll eine Anzeige von Genschow zu finden sein. Leider besitze ich diesen Jahrgangsband nicht. Vielleicht hast Du ja diese Ausgabe im Regal stehen. Ab etwa 1950 scheint Geco nicht mehr so stark im Angelmarkt aktiv gewesen zu sein, das spiegeln jedenfalls die Adressbücher wider. Ab 1952 durfte Geco nämlich wieder Sport- und Schrotpatronen herstellen. Beste Grüße Thomas

Infos zur Firma Geco bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

In der Nahaufnahme ist das Firmenlogo mit dem großen "G" und dem kleinen "eco" noch besser zu sehen.
Die ungemarkte Vorderseite des Geco-Spinners.
Werbeblatt der Firma Geco aus dem Jahr 1948. Gustav Genschow & Co. hatte neben Spinnern auch Rollen und Ruten aus Leichtmetall im Programm.
Dass das Werbeblatt aus dem Jahr 1948 stammt, beweist das Datum des Poststempels.
Geco-Preisliste mit Sportartikeln aus Leder.
Könnte das eine Geco-Rolle sein? Die Spule besteht jedenfalls aus einem holzähnlichen Pressstoff, auch der Durchmesser stimmt. Es könnte aber auch eine Spule aus einer mit Kunstharz getränkten Fasermatte sein.
Die Rückwand der möglichen Geco-Rolle.

Anmerkung vom 31. Dezember 2022

Gerhard Dee schrieb per Mail: „Hallo Thomas, den 1947er Jahrgang der Allgemeinen Fischereizeitung habe ich leider auch nicht. Im 1949er Jahrgang sind jedenfalls keine Anzeigen von Geco mehr zu finden. Auch in anderen Angelzeitschriften von 1947 – 1949 konnte ich keine Reklame von Geco entdecken. Welchen Durchmesser haben eigentlich die Rollen aus dem Blogbeitrag „Holzrolle aus den 1950ern?“ Bei 80 mm Durchmesser würde die Beschreibung aus dem Geco-Flyer auch zu ihnen passen. Und könnte das Schichtholz der Spulen nicht auch Lignofol sein, so wie es auf der Internetseite des Museums beschrieben ist? Gruß Gerhard“

Hallo Gerhard, das habe ich mir auch schon gedacht, die Spule der Schichtholz-Rolle hat genau einen Durchmesser von 80 mm. Das Material aus gepressten Holzschichten scheint mir aber recht brüchig, man kann es mit dem Fingernagel am Rand leicht abknibbeln. Das kann aber auch am Alter liegen. Lignofol wird auf der Museumsseite sogar als Werkstoff für Zahnräder mit extremer Festigkeit beschrieben, im Grunde war es aber laut Beschreibung nur ein Buchenpressholz mit Kunstharz. Das könnte vom Material und von der schönen Maserung durchaus passen! Auch die im Faltblatt angegebenen 150 Gramm könnten passen, die Rolle ist sehr leicht.

Das Material Deiner Rolle sieht eher wie Fasermatten aus, die in Bakelit getränkt wurden, nicht so sehr nach Holzschichten, die verklebt wurden – vergleichbar mit einer Emté-Spule aus meiner Sammlung. Beste Grüße Thomas

Besteht diese Schichtholz-Spule aus Lignofol?
Ist das etwa eine Geco-Rolle aus Troisdorf?
Emté-Automatik mit einer faserverstärkten Bakelitspule.
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