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AL Viktoria-Stationärrolle

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Viktoria-Stationärrolle von Adolf Legrand, die frühere Version mit rundem Rollenkörper.
Viktoria-Stationärrolle von Adolf Legrand, die frühere Version mit rundem Rollenkörper.

Heute möchte ich die ziemlich seltenen Stationärrollen von Adolf Legrand aus München vorstellen.

Diese hochwertigsten Rollen sind überkompliziert, waren extrem teuer und aufwändig in der Herstellung, und trotzdem auf Dauer nicht ganz praxistauglich. Die Engländer würden hier eindeutig von „German overengineering“ sprechen. Bei meiner Rolle etwa hat sich der Messing-Mitnehmer im komplizierten Bügelumschlagmechanismus längst abgenutzt.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als im März des Jahres 2000 bei Hildebrandt’s in Breuna-Wettesingen zwei Exemplare der Version mit Kunststoffdeckeln versteigert wurden. Diese seltenen Rollen waren damals das Highlight der Auktion und sie gingen zur Hochzeit der Sammelei regelrecht durch die Decke. Bei der Nummer 181 hieß es im Katalog: „Seltene Stationärrolle von Legrand, München, Rollenfuß und Kurbelarm einklappbar, Modell „Viktoria Stationär“, rote Kurbel, schwarze Bremsmutter, in sehr gutem Zustand, auf dem Gehäusedeckel A+L-Logo, Made in Bavaria Western Germany, DGM + Dpa.“ Startpreis waren seinerzeit 500-700 DM. Bei der Nummer 182 hieß es: „Gleiches Modell wie 181, jedoch mit schwarzer Kurbel, in ebenfalls sehr guten Zustand.“

Es gab diese Rolle also mit rotem, schwarzem und auch gelbem Kurbelknauf. Bei meiner Rolle fehlt der Zusatz „Made in Bavaria Western Germany“, es könnte sich dabei also um ein früheres Modell handeln. Das „Deutsche Patentamt“ wurde 1949 nach dem Krieg in München neu gegründet. Der Zusatz „DP a.“ (Deutsches Patent angemeldet) könnte also frühestens aus der Zeit der frühen 1950er Jahre stammen.

Von der AL Viktoria-Stationärrolle gibt es auch noch ein zweites Modell, das wir im Portona-Wathosen-Katalog (Freising/Bayern) des Jahres 1963 finden können. Im Text heißt es: „Der Anschlag des Schnurfängers wird durch einen kräftigen Puffer elastisch abgefangen.“ Anscheinend besaß diese Rolle einen besonderen Bremsmechanismus. Sie war laut Katalog für 59 DM zu haben. Die viel einfachere Plate Atlantis kostete ähnlich viel, Modelle von DAM und Mitchell waren sogar noch ein paar Mark teurer. In Katalogen der Zeit taucht die AL-Stationärrolle kaum irgendwo auf, auch nicht heute in Sammlerkreisen, die produzierte Stückzahl muss also recht klein gewesen sein.

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Das Getriebegehäuse ist mit einem schwarzen Kunststoffdeckel verschlossen.
Das Getriebegehäuse ist mit einem schwarzen Kunststoffdeckel verschlossen.
AL Viktoria Stationär, Deutsches Gebrauchsmuster (DGM) und Deutsches Patent angemeldet (DPa.).
AL Viktoria Stationär, Deutsches Gebrauchsmuster (DGM) und Deutsches Patent angemeldet (DPa.).
Die Kurbel kann nicht angeklappt, nur durch Entfernen des Splints halb abgenommen werden. Diese Konstruktion macht den Kurbelarm sehr wackelig.
Die Kurbel kann nicht angeklappt, nur durch Entfernen des Splints halb abgenommen werden. Diese Konstruktion macht den Kurbelarm sehr wackelig.
Auch der Fuß kann zu Reparaturzwecken ausgetauscht werden.
Auch der Fuß kann zu Reparaturzwecken ausgetauscht werden.
Der Bügelmechanismus ist unnötig kompliziert, funktioniert deshalb auch nicht mehr sicher.
Der Bügelmechanismus ist unnötig kompliziert, funktioniert deshalb auch nicht mehr sicher.
Im März 2000 wurden bei Hildebrandt's zwei Exemplare dieser Rolle versteigert. Diese Rollen hatten rote und schwarze Knäufe.
Im März 2000 wurden bei Hildebrandt's zwei Exemplare dieser Rolle versteigert. Diese Rollen hatten rote und schwarze Knäufe.
Das Nachfolgemodell im "Portona" Wathosen-Katalog von 1963.
Das Nachfolgemodell im "Portona" Wathosen-Katalog von 1963.
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