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Kleine Knotenkunde

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Kleine Knotenkunde
Ein Doppelter Blutknoten zum Verbinden von zwei Schnüren.

Albright, Grinner, Palomar – warum heißen Knoten so, wie sie heißen? Thomas Kalweit hat die wichtigsten Verknüpfungen unter die Lupe genommen.

„Erlaube nie einem wohlmeinenden Freund, dass er Dein Gerät zusammenbaut. Ein Knoten ist eine sehr persönliche Sache!“ Diese goldene Anglerregel gaben Hechtpapst Fred Buller und Lachs-Ikone Hugh Falkus ihren Leser schon 1975 mit auf den Weg. Und es ist etwas dran: Ein perfekt geknüpfter Knoten ist ein magisches Ding, fast schon Zauberei, wie er fest verschlungen aus sich heraus zusammenhält.

Blutknoten

Was hat ein Knoten mit Blut zu tun? Der Angel-Autor Arnold Backmeister führte uns 1969 auf eine falsche Fährte: In seinem „Großen Lexikon der Fischwaid“ schrieb er die Erfindung des Blut-Knotens einem gewissen „Mr Blood“ zu. Das englische „blood knot“ soll dann fälschlich als Blut-Knoten ins Deutsche übertragen worden sein. Einen Herrn Blood hat es leider nie gegeben, denn ursprünglich hatte der Knoten mit dem martialischen Namen einen anderen Sinn: In England wurden diese mehrfachen Überhandknoten früher auf die Schnüre von neunschwänzigen Katzen oder Ochsenpeitschen gebunden. Durch seine Fassform konnte er dem Gezüchtigten beim Auspeitschen übel blutende Wunden zufügen, verrät „The Ashley Book of Knots“ von 1944, die Bibel der „Knotologen“. Andere Quellen gehen davon aus, dass der Blutkoten ursprünglich von Chirurgen zum Abbinden von stark blutenden Gefäßen genutzt wurde.

Ursprünglich war der Blutknoten also kein Schnurverbindungsknoten wie im heutigen Sinne. Eigentlich müsste diese Verbindung von zwei Angelleinen „Doppelter Blutknoten“ heißen, da er aus zwei Blutknoten besteht. Im heutigen Sprachgebrauch ist aus dem Doppelknoten nur noch der Blutknoten geworden, seine beiden Bestandteile wurden zu „Halben Blutknoten“ degradiert. Der Halbe Blutknoten ist übrigens identisch mit dem allseits bekannten Clinch- oder Wedge-Knoten (englisch: „to clinch“ = umklammern, „to wedge“ = einklemmen). Auf die Idee zwei Blutknoten zum Verbinden von Schnüren zu verwenden, kam übrigens ein Angler. Zum ersten Mal wurde er 1910 in „Letters to a Salmon Fisher’s Son“ erwähnt, einem Buch für Lachsangler von A.H. Chaytor. Chaytor hatte sich den Knoten von Jock Purvis, einem Schiffsingenieur der White Star Line, abgeschaut. Purvis war ebenfalls Lachsangler, er hatte einfach zum Verbinden von Seidenwurmdärmen zwei Blut-Knoten miteinander kombiniert. An diesem Einfall hat er lange getüftelt: Nach dem Angeln goss er seine Versuchsknoten in Wachs ein, schnitt die ausgehärteten Blöcke mit der Rasierklinge der Länge nach auf und studierte sie unter dem Mikroskop. Er nannte seine Erfindung noch „Doppelten Blutknoten“.

Grinner-Knoten

Dieser Knoten geht auf das Konto von Altmeister Richard Walker. Der „Grinner“ wurde 1970 von ihm entwickelt und erstmals als Öhrknoten für Fliegen in der Zeitschrift „Trout and Salmon“ vorgestellt. Leser schlugen dann vor, diesen Knoten in der doppelten Form auch als Schnurverbinder einzusetzen. Der Grinner-Knoten ist im Grunde nur eine Weiterentwicklung des guten alten Blut-Knotens. Walker bevorzugte seinen Knoten um Wirbel und Einzelhaken mit der Schnur zu verbinden, ursprünglich knüpfte er ihn in einer besonderen Form. Erst legte er vier Wicklungen mit dem freien Ende um die Hauptschnur, dann bildete er eine Schlaufe und wickelte erneut vier Mal das Ende der Schnur entgegengesetzt über die ersten vier Wicklungen. Mit Speichel befeuchtet, lässt sich dieser Knoten nur vorsichtig zusammenziehen. „Beim Grinnerknoten werden die Schnurenden durch all die Wicklungen festgeklemmt und können so nicht durchrutschen, wie das beim populären Blutknoten vorkommen kann“, schwärmte Richard Walker.

In dieser vereinfachten Form wird der Grinner-Knoten heutzutage gebunden.
Ursprünglich bevorzugte Richard Walker aber diese komplizierte Bindeweise.

In den meisten Büchern findet man heute den Grinner-Knoten in einer vereinfachten Bindeweise, das komplizierte Original von Walker taucht nirgendwo mehr auf. Dick Walker band seine vertrackte Urversion mit verbundenen Augen an ein winziges Fliegenöhr. Doch warum heißt der Knoten denn nun Grinner? Benannt wurde er von Walker nach seinem jüngsten Sohn. Der 1974 geborene Robert war eine regelrechte Frohnatur und wurde mit Spitznamen „Grinner“ gerufen (englisch: to grin = grinsen). Die Amerikaner nennen den Grinner-Knoten übrigens „uni knot“.

Albright-Knoten

Dieser Knoten wurde erst um 1980 erfunden. Sehr schnell trat er seinen Siegeszug um die Welt an. Der damals berühmte Angelguide und seiner Zeit führende Salzwasser-Fliegenfischer aus Florida, Jimmy Albright, hat den Schnurverbinder entwickelt. Er ist der ideale Verbindungsknoten für Schnüre unterschiedlicher Durchmesser, etwa geflochtener Hauptschnur mit dicker Schlagschnur. Albright hat damit vor allem nylonummanteltes Stahlvorfach mit der Vorfachschnur verbunden. Jimmy Albright wurde im US-Statt Indiana geboren, zog aber schon 1935 nach Florida. Ursprünglich arbeitete er dort als Rettungsschwimmer, doch nebenbei heuerte er als Angelguide auf einem Charter-Boot an. Er wurde als Guide so berühmt, dass er den US-Präsidenten Herbert Hoover und die Hollywood-Legende James Stewart beim Fischen betreute. Er soll sogar mit Ernest Hemingway hinausgefahren sein. Albright war einer der Pioniere der Salzwasser-Fliegenfischerei, er angelte mit Vorliebe auf Bonefish und Tarpon in den Flats der Florida Keys. Jimmy Albright starb 1998 im Alter von 82 Jahren. Er erfand übrigens auch den Nagelknoten.

Der beste Knoten zum Verbinden von zwei unterschiedlich dicken Schnüren wurde von Jimmy Albright erfunden.

Palomar-Knoten

Er wird von vielen als der genialste Angelknoten der Menschheitsgeschichte bezeichnet: Er ist sehr einfach zu binden, erreicht höchste Tragkraftwerte und funktioniert sogar bei Geflochtener. Sogar die IGFA (International Game Fish Association) lobt den Palomar als stärksten bekannten Knoten. Angeblich soll er die Tragkraft der Schnur bis zu 96 Prozent erhalten. Wichtig ist, dass beim Zusammenziehen die Schnurstränge möglichst parallel liegen. Der Palomar tauchte zum ersten Mal 1972 im Katalog der amerikanischen Angelgerätefirma „Garcia“ auf. Mit einer Zeichnung, die in den Folgejahren von vielen Autoren kopiert wurde. Doch das tat der weltweiten Erfolgsgeschichte des Knotens keinen Abbruch, er wurde er zum erfolgreichsten Angelknoten der letzten Jahre!

Einfach und genial: der Palomar gilt als populärster Anglerknoten weltweit.

Lange rätselte die Welt über den Namensgeber des Knotens. In einigen Fachbüchern wird sogar der Berg Palomar bei San Diego als möglicher Pate erwähnt. Doch die amerikanische Zeitschrift „Popular Mechanics“ lüftete im Juni 1980 das Geheimnis: Der Erfinder heißt Chet Palomar, ein einfacher Angler aus Kalifornien. Er entwickelte den elegantesten, schönsten und einfachsten Angelknoten aller Zeiten.

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