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210 Pfund!

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210 Pfund
Teamarbeit: Armin Kuhn (links) und Roland Petri (rechts) präsentieren ihren Ausnahmewaller.
Po in Italien
Teamarbeit: Armin Kuhn (links) und Roland Petri (rechts) präsentieren ihren Ausnahmewaller.
Sideplaner
Sideplaner im Einsatz: Das bewegte Spiel in der Strömung verleiht den Ködern zusätzliche Attraktivität.
Waller
Sideplaner im Einsatz: Das bewegte Spiel in der Strömung verleiht den Ködern zusätzliche Attraktivität.

Roland Petri und Armin Kuhn wuchteten am 7. Juni in Italien ein 244 Zentimeter langes Welsungetüm über die Bootskante.

20.06.2007

Hier der spannende Fangbericht von Roland Petri im O-Ton: „Die Vorzeichen standen auf Erfolg: Erstmals musste ich keine Verantwortung für die Wallerforum-Veranstaltung tragen. Ich hatte ein in meinen Augen perfektes Angelboot unterm Hintern und einen langjährigen Angelpartner an der Seite. Bootsangeln ist und bleibt Teamarbeit, was sollte da noch schiefgehen!

Unterhalb der Oglio-Mündung bereiste ich innerhalb der letzten Jahre schon zig Mal den Po, lediglich das hinterste Stückchen Delta fehlte mir noch. Noch, denn jetzt war ich da, um diese Lücke zu schließen. Nach heftigen Regenfällen ließen wir es langsam angehen. Als ersten Programmpunkt machten wir am Sonntag eine Bootsfahrt bis zum Meer. Um halbsechs in der Früh ging es los und es war sehenswert. Irgendwann nach vielen Highlights sahen wir nur noch Wasser, ein sicheres Indiz dafür, dass der mächtige Po und auch wir am Ziel waren.

Wie im Amazonas-Dschungel

Unterwegs merkten wir uns interessante Seitenarme des Pos – wie zum Beispiel Maistra und Gnocca, um nur einige zu nennen. Wir befuhren wir den Maistra, er war deutlich kälter als der Hauptstrom. Wir staunten über die sensationelle Flora. Ein herrliches Wasser mit viel Holz, das einen Hauch von Amazonien verströmte.

Nur widerwillig verließen wir den Seitenarm und schauten am Gnocca vorbei – etwas wärmer und deutlich breiter, auf jeden Fall eine Alternative. Lediglich die Zufahrt kann zum Problem werden, wenn man nicht genügend Abstand zur Mauer lässt, die unter Wasser etwa 80 Meter weit in den Po reicht. Auf der Rückfahrt machten wir kurz hinter einer Brücke im Hauptstrom fest. Schnell die Posen raus! Aber leider war Sonntag und die Ausflugskähne fuhren unerwartet direkt an uns vorbei. Die beschilderte Durchfahrt lag zwar am anderen Ende der Brücke – aber so läuft’s nun Mal in Italien. Wir mussten zurück ins Camp, um nach der großen Erkundungsfahrt Sprit aufzutanken. Da kam schon eine große Strecke zusammen – und 90 PS sind 90 PS, auch wenn der 4-Takt-Honda für seine Leistung durchaus sparsam ist.

Bertl, der Chef vom Camp „Wallerparadies“, der immer und überall zu finden war, wo er gebraucht wurde, zeigte mir auf Wunsch in einer Karte die zurückgelegte Strecke. Und gleich ging es wieder los in Richtung Maistra, der Planet brannte mittlerweile gnadenlos…

Denn Bertl hatte uns erzählt, dass es dort 9 Meter tiefe Löcher geben sollte. Schnell hatten wir eine dieser Topstellen mit dem Echolot gefunden. Unmengen von Holz, schwierige Strömungsverhältnisse durch die Gezeiten, aber ein geiles Szenario versüßten Armin den Verlust von gleich vier kostspieligen Gorilla-Haken von Owner.

Außer Schweiß lief nichts

Trotz der allgegenwärtigen Meeräschen, gab es keinen Biss. Aber die Wassertemperatur stieg langsam. Daher wechselten wir nach einem kleinen Kurzaufenthalt im Camp lediglich den Platz und blieben vorerst dem Maistra weiterhin treu. Die knappen 20 km pro Strecke bewältigten wir mit dem blauen Technostrat-Blitz nahezu im Fluge. Infos über mein Wallerboot: www.technostrat.de.

Christian und seine Gruppe passierten uns und versuchten es noch weiter unten. Ich hatte uns eine schöne Stelle mit sauberen Untergrund und einer auf 6 Meter abfallenden Kante ausgesucht. Das Wetter verschlechterte sich, aber es blieb trotz bedrohlicher Wolken vorerst trocken.

Außer dem Schweiß lief nichts, weder bei uns noch bei den Österreichern, die wir am nächsten Morgen wie verabredet unterwegs trafen. Überhaupt war das mein schönstes Erlebnis. Wir machten mitten in der Wildnis fest, kletterten durch unwegsames Gelände und standen dann völlig unerwartet in einer kleinen Ortschaft mit einem Cafe und einem Laden. Beide besuchten wir natürlich, dass Cafe selbstverständlich etwas länger.

Trotz Spritmangel – aber mit voller Proviantkiste – fuhren wir direkt mit Christian an den Gnocca. Die Entscheidung war richtig. Als wir zum Hauptstrom rausfuhren, kam uns jede Menge Treibgut entgegen. Auch die Wassertemperatur war gefallen. Schaute übel aus, am Mittellauf musste es ordentlich geregnet haben.

Nach einigen Kilometern bogen wir in den Gnocca ein. Wassertemperatur 19 Grad, Durchschnittstiefe 3 bis 5 Meter – schaute gut aus! Eine mit Weiden dicht bewachsene Innenkurve hatte es mir sofort angetan. Nachdem ich mehrmals mit dem Echolot darüber hinweg gefahren war, stand mein Entschluss fest. Armin hatte anfangs zwar für die Außenkurve tendiert, vertraute dann aber meiner gründlichen Platzerkundung.

Mittlerweile, das Boot war vertaut und die Ruten ausgebracht, drückte es Treibgut aus dem Hauptstrom auch in den Gnocca rein. Grinsend wies ich Armin darauf hin – wir blieben Dank der Innenkurve verschont, Christian und Gerhard dagegen erwischte es voll.

160 Pfund zum Auftakt

Mit im Gepäck hatten wir Otter-Sideplaner von Big John, die wir über die Webseite www.tackle-import.com bei Kai Häffner bestellt hatten. Alle Sideplaner waren ohne Unterbrechung im Einsatz. Die Dinger sind einfach gestrickt, blitzschnell eingehängt und noch schneller hat man damit die Seite gewechselt, als Sahnehäubchen besitzen sie noch eingebauten Rasseln. Die Wirkungsweise der Teile ist sensationell: Wie von selbst macht die Pose Strecke, um danach wieder in die andere Richtung zu treiben – solange bis der Planer wieder Griff in der Strömung hat. Somit werden auch tote Köderfische beinahe lebendig! Um kurz nach 20 Uhr bekam ich einen heftigen Biss auf eine der Sideplaner-Ruten, Armins alte „Fulda Klassik“ nahm Haltung an und der Kampf begann. Ich machte noch einige Bilder, bis ich selbst ran musste. Mittlerweile war längst klar, dass ein guter Fisch den Aal im Mittelwasser genommen hatte. Je näher sich das Duell am Boot abspielte, desto stärker wurde die Gegenwehr. Typisch für Großwelse. Motor hoch und angepackt. Der erste Griff saß, der Schädel war gewaltig, aber der, „Gorilla Big Game-Haken“ hatte sich festgebissen wie eine Bulldogge.

Ein kräftiger Zug und stramme 222 Zentimeter mit geschätzten 80 Kilo lagen im Technostrat-Boot. Ein sehr bulliger Fisch mit herrlichem Stiernacken lag nach hartem Kampf geschlagen auf der Plane.

Die Freude war riesig und auch der Sideplaner hatte die Aktion ohne Schaden überstanden. Der Fisch wurde versorgt und müde versuchten wir wenig später trotz der lästigen Moskitos zu schlafen. Es dauerte nicht lange bis auch meine Rolle ablief. Anschlag, Drill und Landung. Wieder war es eine Sideplaner-Montage, die einem gut genährten 160er zum Verhängnis wurde. 5 Minuten später schwamm der Waller bereits wieder im Gnocca.

Biss mit Brachialgewalt

Am anderen Morgen traten wir mit Christian und einem weiteren Österreicher-Boot die Rückreise zum Camp an. Christian und Gerhard konnten nach einer sehr harten Nacht mit viel Treibgut in den Montagen trotzdem einen kleineren Waller überlisten. Mit dem letzten Tropfen Sprit erreichten wir gemeinsam das Camp bei Regen.

Mit den anderen Teilnehmern vom Wallerforum und mit Bertl kurz ausgetauscht, Treibstoff und Aale gefasst und schnell über den Markt von Porto Viro geschlendert. Und wieder sollte es an den Gnocca gehen, und wieder an die gleiche Stelle. Ich war sicher, da geht noch was…

Noch immer kämpften wir uns am Hauptstrom durch Treibgut, bis wir unser Ziel erreichten. Die Lage am Hauptstrom wurde immer schlimmer. Der Gnocca dagegen empfing uns mit strahlendem Sonnenschein und gestiegener Wassertemperatur, was mich noch optimistischer stimmte.

Mein Gott, war es heiß! So unerträglich, dass ich mehrmals den Kopf ins Wasser hielt. In der Ferne türmten sich bereits bedrohliche Schlechtwetter-Wolken am Horizont. Wenig später hörten wir die Gewitter rumpeln. Wir waren froh, dass wir einigermaßen geschützt unter den Weiden fischten.

Wir waren platt und schnell herrschte Stille auf dem Boot. Mitten in der Nacht, so gegen 1 Uhr, schreckte ich auf. Irgendetwas riss mit brachialer Gewalt Schnur von der Rolle, trotz Freilauf war einer der robusten Rutenhalter bereits verbogen. Es war wieder Armins Rute und ich hatte meine liebe Not den Guten wach zu bekommen. Zeit zum Augenreiben gab es nicht, die Post ging ab. Im Schein meiner Kopflampe erkannte ich schnell, dass der Fisch zwei Montagen abgeräumt hatte. Eine ohne und eine mit Sideplaner. Erstere konnte ich schnell aus der Hauptschnur lösen, die zweite eingefangene Montage bereitete mir allerdings große Sorgen. Nach einigen heftigen Fluchten hing eine Pose und der abgeräumte Sideplaner an Armins Rutenspitze – nichts ging mehr. Ich schaute zu Armin und sah pure Verzweiflung in seinem Gesicht. Im Drill hatte er wie gewohnt alles richtig gemacht und jetzt das. Es nützte nichts, ich musste schneiden, allerdings kümmerte sich der Gegner am anderen Ende der Leine nicht darum, mit welchen Problemen wir zu kämpfen hatten. Stur riss er immer wieder Schnur von der Rolle, eine dieser Attacken wurde mir beinahe zum Verhängnis. An der gespannten Hauptschnur konnte ich mich im letzten Moment wieder an Bord ziehen. Armin pumpte und ich schnitt mit äußerster Vorsicht weit über der Bordwand hängend nach und nach die Hauptschnur frei. Ein falscher Schnitt und… Nach unendlichen Minuten gelang es tatsächlich, eine Etappe hatten wir gewonnen.

244 Zentimeter bei 105 Kilo

Immer wieder riss der Waller trotzig Schnur von der Rolle, 10 Meter eingepumpt… 15 Meter runter… permanent das gleiche Spiel. Viel später hatten wir ihn erstmals nahe am Boot. Ich sagte zu Armin: „Wenn ER da ist, klopfe ich ihn nicht mehr ab, der kommt sofort rein!“ Armin sagte nur: „Ich wollte, es wäre schon soweit.“ „Alter!“, erwiderte ich, denn ich hatte erstmals das Vorfach greifen können.

Meine Hand glitt ins Wasser zum Maul. „Was für eine Kauleiste!“ dachte ich und griff sofort zu. Ich konnte nicht sehen wo der Haken saß. Glück gehabt! Armin war zwar nicht mehr müde, aber dafür total ausgepowert. Als er sah, dass ich mit der freien Hand noch die Zeltplane im Boot auslegte, verlor er die restliche Farbe in seinem Gesicht.

Der Rest ist Geschichte: 244 Zentimeter bei 105 Kilo Gewicht – eine hohe Meßlatte für die Zukunft!“

Roland Petri

Wallerforum.com

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