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Zielfisch Hecht: Stahl der Wahl

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Zielfisch Hecht: Stahl der Wahl

Wer auf Hecht fischt, braucht ein bissfestes Vorfach. Jürgen Haese sagt, was hält.

Hunderte rasiermesserscharfe Zähne dulden keine faulen Kompromisse. Deshalb gilt ohne Wenn und Aber: Zwischen Köder und Hauptschnur gehört ein Stahl- oder Titanvorfach! Nur diese Werkstoffe bieten nach einem Biss sicheren Schutz. Leider gibt es noch immer Petrijünger, die, allen Erkenntnissen zum Trotz, Kevlar-Leinen oder dicke Monogeflechte als Vorfach beim Hechtfischen einsetzen. Da wird dann über die vermeintliche Scheuchwirkung der Drahtleinen und über einen eingeschränkten Köderlauf philosophiert. Völliger Quatsch! Glauben Sie mir: Die modernen, hoch flexiblen, superfeinen und dennoch sehr belastbaren Geflechte lassen keinen Wunsch mehr offen, und für jede Angeltechnik steht das passende Material zur Verfügung. Also: Riskieren Sie nicht den Fisch des Lebens – und riskieren Sie auch nicht das Leben der Fische!

Die Preisunterschiede der einzelnen Fabrikate sind beachtlich. Wer darüber Bescheid weiß, was er sinnvollerweise benötigt, optimiert nicht nur den Köderlauf, sondern schont auch den Geldbeutel. Die Luxusversionen der Drahtgeflechte bilden die so genannten 7×7-Konstruktionen. Exakt 49 einzelne Drahtfäden werden dabei zu einem besonders beweglichen Vorfach geflochten, das sich sogar knoten lässt. Immer dann, wenn ein Maximum an Flexibilität gefragt ist, kommt das extrem bewegliche Material zum Einsatz. Mini-Wobbler, kleine Spinner und Blinker, Streamer, Zocker sowie Weichplastikköder an leichten Jigköpfen können ohne Einschränkung ihr ganzes Können zeigen. Der Köderlauf wird optimal unterstützt, und in den entsprechenden Durchmessern schöpft kein Entenschnabel irgendeinen Verdacht. Allein die stolzen Verkaufspreise verhindern, dass wir nur noch mit 7×7-Vorfächern zu Werke ziehen. Gut und gern zehn Euro muss man für eine 5-Meter-Spule berappen! In hängerträchtigen Gebieten kann das schnell sehr teuer werden.

 

Beim 7×7-Vorfach sorgen 49 miteinander verflochtene Einzelfäden für maximale Beweglichkeit.

Kompromiss ohne Abriss

Erheblich kostengünstiger ist die 1×7-Baureihe. Die Konstruktion besteht aus sieben verflochtenen Strängen. Natürlich ist dieser Typ nicht so flexibel wie ein 49er Geflecht. Größere Wobbler, Shads und Twister, aber auch Spinner ab Blattgröße 3 – kurzum alle Köder, die über genügend Masse und Eigenbewegung verfügen, werden per 1×7-Vorfach mit der Hauptschnur verbunden. Das Material setze ich zudem ein, wenn regelmäßige Abrisse an einer bestimmten Stelle drohen, die mit einem 49er Draht zu sehr ins Portemonnaie gehen würden. Weiterhin an Plätzen, die nur mit sehr langen Vorfächern befischt werden können. Dazu zählen steil abfallende Kanten, mit denen vor allem Uferangler, zum Beispiel an Talsperren, in Kontakt geraten.

Nachteil der wenigen Einzelstränge: Es bricht schneller mal eine einzelne Litze. Die Folgen sind natürlich gravierender als bei einem 49-drähtigem Geflecht. Daher das Stahlvorfach regelmäßig auf Schadstellen kontrollieren und im Zweifel sofort austauschen. Flexibler als 1×7 und billiger als 7×7 sind die 1×19-Geflechte. Das Material wird in entsprechenden Längen vor allem von Schleppfischern favorisiert.

Nicht zu vergessen sind die nylon-ummantelten Stahlvorfächer. Zumeist handelt es sich dabei um kunstoffüberzogene 1×7-Varianten. Kostengünstige Lösungen, die oft im 10er-Pack angeboten werden. Sieht man von den oft unzureichenden Einhängern ab, gibt es in puncto Belastbarkeit nicht viel zu bemängeln. Die serienmäßigen Snaps tausche ich gegen US-Qualitätsprodukte aus und habe dann ein prima Vorfach, um große Bucktail-Spinner oder auch gleitende Jerkbaits zu fischen. Miniköder lassen sich damit zwar nicht fängig präsentieren, aber Verführer mit einer ausreichenden Eigendynamik stecken die Trägheit des Materials locker weg. Die fehlende Flexibilität stellt sich sogar als Vorteil heraus, weil dadurch verhindert wird, dass sich die Drillinge der teils wild hin- und herschießenden Köder im Vorfach verfangen. Über einen längeren Zeitraum gefischt, können gerade Jerkbaits den genannten Seven Strands arg zusetzen. Besser stecken die nylonummantelten Drähte diese Belastungen weg. Wer nur gelegentlich zur Spinnrute greift, hat mit diesen Materialien und nach entsprechendem Tuning mit neuen Snaps eine prima Alternaive zum teuren Profistahl.

Steif beim Jerken

Tatsächlich gibt es einige Angelmethoden, bei denen eine besondere Geschmeidigkeit des Vorfachs überhaupt nicht erwünscht ist. Erwähnt wurde bereits der Umgang mit Jerkbaits und Bucktail-Spinnern. Aber auch die Drillinge von großen Wobblern oder die Fehlbiss-Systeme bei 23er Shads werden von flexiblen Vorfächern geradezu magisch angezogen, und regelmäßig gibt es Verhedderungen schon beim Auswerfen.

Spinnstangen sind Vorfachlösungen aus einadrigem Draht. Das Gestänge legt sich bei jedem Rutenschlag von einer Seite auf die andere, und zwar immer entgegengesetzt zur „Fahrt-richtung“ des Köders. Das Prinzip funktioniert auch bei Gegenwind sowie bei schnellen Aktionen, und nur selten verfängt sich tatsächlich mal ein Haken im Vorfach. Spinnstangen sind zudem sehr belastbar und vertragen auch eine härtere Gangart in jedem Fall besser als die geflochtenen Stahladern. Man denke nur an die ruckartigen Bewegungen beim Jerken …

Großköder lassen sich verwicklungsfrei mit Spinnstangen servieren. Entweder mit Spiralverschluss (oben) oder mit Karabiner.

Wichtig ist, dass die Stangen wirklich gerade sind. Verbogene Drähte haben einen sehr negativen Einfluss auf das Laufverhalten der vorgeschalteten Köder. Daher immer mal ein Auge drauf haben – insbesondere nach harten Drills und gelösten Hängern. Die meisten Spinnstangen bestehen aus Federstahldraht und lassen sich problemlos in die Ursprungsform zurückbiegen.

Recht neu ist die Verwendung von Titan als Basismaterial. Der Werkstoff hat die sehr nützliche Eigenart, immer wieder in seine Ausgangsform zurück- zukehren. Der so genannte „Memory-Effekt“ bewirkt, dass Titan-Vorfächer auch unter Belastung nicht so schnell verkringeln und dass Spinnstangen länger gerade bleiben. Aber auch die-se Vorteile muss man sich teuer erkaufen. Fakt ist aber auch, dass die wertvollen Titan-Vorfächer – Abrisse natürlich außen vor gelassen – eine viel längere Lebensdauer haben.

Titan-Vorfächer sind zwar recht steif. Dafür kringeln sie nicht und halten ewig.

Hard-Mono keine Lösung

Ein weiteres Plus der Titanprodukte ist die dunkle beziehungsweise matte Oberfläche. In klaren Gewässern haben stark reflektierende Oberflächen eine gewisse Scheuchwirkung. Wasserfeste Stifte können leicht Abhilfe schaffen. Die genannten 7-Strands sind in verschiedenen Farbtönen, unter anderem in Braun und in Grün, erhältlich.

Optimal wäre es in der Tat, wenn ein Vorfach unsichtbar wäre und tatsächlich den scharfen Zähnen eines Hechtes standhalten könnte. Hard-Mono soll angeblich diese Eigenschaften haben. Zwischenzeitlich weiß ich aus eigener Erfahrung und auch aus vielen anderen Quellen, dass starke Zweifel angebracht sind, da mehr oder minder regelmäßig Materialbrüche vorkommen. Aus diesem Grund ist das „Wundervorfach“ für mich keine Alternative für den Zielfisch Hecht.

Das beste Vorfach nutzt nichts, wenn es nicht stark genug ist, um auch einem kräftigen Esox Paroli zu bieten. Beim Einsatz von Wobblern und Shads verwende ich Geflechte mit Tragkräften von neun bis zwölf Kilo. Bei erheblich größeren Ködern und auch beim Jerken kommen bis zu 16 Kilo haltende Vorfächer zum Einsatz. In starker Strömung ist es ebenfalls empfehlenswert, auf die stärkeren Ausführungen zurückzugreifen.

Für Kunstköderangler sollten Stahlvorfächer mindestens 30 Zentimeter lang sein. Es gilt nicht nur, ein Überbeißen zu verhindern. Auch wenn der kämpfende Fisch sich im Drill ins Vorfach rollt, brauchen wir eine Mindestreserve schützenden Stahls. Schleppangler müssen den Faktor „Überbeißen“ besonders berücksichtigen. Für sie und für Uferangler, die ihren Jig konstant an steilen Kanten hoch führen, sind Längen von zirka 70 Zentimetern angesagt.

Achtung Rolle! Wer jetzt ein zu kurzes Stahlvorfach hat, riskiert, dass der Hecht die Hauptschnur zwischen die Zähne bekommt.

Geflechte Marke Eigenbau

Stahlvorfächer lassen sich mit wenigen Handgriffen natürlich auch kostengünstig selbst herstellen. Eine beliebte und zuverlässige Methode zum Herstellen von 7×7-Vorfächern ist die Verwendung von Quetschhülsen. Das auf Länge geschnittene Stahlmaterial wird dabei durch Messinghülsen geschoben, die anschließend zusammengedrückt werden. Garantiert fransenfrei gelingt der Zuschnitt mit einer scharfen Schere, wenn die Schnittstelle zuvor mit einem Feuerzeug oder über einer Kerze kurz erhitzt wurde.

Die Verarbeitung der Hülsen sollte unbedingt mit einer speziellen Quetschhülsenzange erfolgen. Gute Modelle verfügen über fünf Druckpunkte, um ein Maximum an Belastbarkeit zu gewährleisten.

Auf die gleiche Art und Weise können 1×19- und 1×7-Konstruktionen verarbeitet werden. Das 1×7 kann zusätzlich „getwisselt“ werden. Dabei wird mit einem hakenförmig gebogenen Werkzeug das lose Ende des Drahts um den Hauptstrang gewickelt. Die Montage hält bei richtiger Ausführung bombensicher und ist mit etwas Übung ein Kinderspiel.

Zum Selberknüpfen empfiehlt sich eine Quetschhülsenzange, die fünf Druckpunkte setzt.

An die Vorfachenden gehören natürlich noch Einhänger und Wirbel. Verwenden Sie dafür nur beste Qualität. Achten Sie darauf, dass die Tragkräfte der Komponenten der Belastbarkeit des Stahls angepasst sind. Als Einhänger bevorzuge ich rundnasige Versionen, da die am besten ein perfektes Köderspiel gewährleisten. Spinnstangen sind in verschiedenen Versionen auf dem Markt. Einmal mit den Rundbogen-Snaps und zum anderen mit
einer Art Schraubmechanismus. Ein Drahtstück in Korkenzieherform bildet den Verschluss. Eine bombenfeste Konstruktion, die kein Hecht aufbekommt, und die einen Köderwechsel in Sekundenschnelle erlaubt.

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