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Zielfisch Hecht: Alte Liebe rostet nicht

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Zielfisch Hecht: Alte Liebe rostet nicht
Ein starker Esox konnte nicht widerstehen.

35 Jahre Hechtangeln: Jürgen Haese blickt zurück.

Wohl jeder von uns ist auf seine Art begeistert von Freund Esox: Von den Großen und von den Kleinen, vom Ersten im Leben und vom einhundertsten Meterlangen, von den wild Raubenden und den nicht Beißenden, den urplötzlich Angreifenden und den wild Kämpfenden. Ich selbst beschäftige mich nun schon seit meinem sechsten Lebensjahr mit dem Spinnfischen und dem Servieren von Kunstködern vor mehr oder weniger große Hechtmäuler. Immerhin geht das jetzt bereits über 35 Jahre so. Im Nachhinein bewundere ich die Geduld meines Vaters und die seines Bruders. Sie standen mir unermüdlich zur Seite, um mir den richtigen Umgang mit Kunstködern beizubringen. Beide waren schon zur damaligen Zeit eingefleischte Spinnfischer und haben so auch meine Weichen entscheidend gestellt. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich die von den Erwachsenen gefangen Hechte stundenlang bestaunte und davon träumte, dass sich ein solcher Fisch auch mal auf meinen Blinker stürzen würde. Auch wenn es dann eine halbe Ewigkeit dauerte, bis ich den ersten Esox landen konnte, stand für mich ohne jeden Zweifel fest: Das ist meine Angelart, und das ist mein Zielfisch Nummer eins!

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich die von den Erwachsenen gefangen Hechte stundenlang bestaunte und davon träumte, dass sich ein solcher Fisch auch mal auf meinen Blinker stürzen würde. Auch wenn es dann eine halbe Ewigkeit dauerte, bis ich den ersten Esox landen konnte, stand für mich ohne jeden Zweifel fest: Das ist meine Angelart, und das ist mein Zielfisch Nummer eins! Interessante EntwicklungEin ganz entscheidender Aspekt ist die Flexibilität, die mir das Spinnfischen bietet. Mit einer Handvoll wirklich guter Kunstköder kann ich mich an jedem Gewässer und unter allen Bedingungen durchschlagen. Dabei liegt es maßgeblich an mir, den Köder so zu präsentieren, dass sich ein Raubfisch dafür interessiert und zulangt. Bleibt der Biss aus, muss ich stets auch mein eigenes Können auf den Prüfstand stellen. Packt ein Hecht zu, habe ich alles richtig gemacht. Als Lohn spüre ich die Attacke von der erste Sekunde an, setze den Anhieb und kämpfe mit dem Fisch – Adrenalin pur! Erfolg und Misserfolg liegen dabei nahe zusammen. Ständige Lernprozesse, die alle Facetten des Spinnfischens gleichermaßen betreffen, und die mich ein ganzes Anglerleben lang beschäftigen können. Als besonders beeindruckend empfinde ich die ständige Weiterentwicklung der verschiedenen Methoden, sowohl das Angelgerät als auch die Technik betreffend. Das Fischen mit Jerkbaits zum Beispiel. Schon sehr früh habe ich mich dafür begeistert und den Umgang mit diesen Ködern zu meinem persönlichen Steckenpferd gemacht. Es war eine besondere Herausforderung, sich in diese Technik einzuarbeiten. „Learning by doing“, war hier anfangs angesagt.

Einer der vielen Reize des Spinnfischens: Schwierige Würfe an heiklen Plätzen, hier beim Hechtangeln in Holland.

Aber auch für die Hechte hierzulande waren die amerikanischen „Schlaghölzer“ ohne Tauchschaufel noch neu. Entsprechend arglos stürzten sie sich auf die unverdächtigen Köder.

Erheblich schwieriger war es da schon, das richtige Equipment zu bekommen. Vor zehn Jahren gab es genau ein Rutenmodell für die Jerkbait-Angelei in deutschen Fachgeschäften zu kaufen. Und der Knüppel war so dick, dass man damit Schnee hätte schaufeln können. Inzwischen gibt es eine reiche Auswahl an brauchbaren Ruten und Ködern. Wenn Esox sprechen könnteDas Schöne bei allen Techniken des Spinnfischens – den alten wie den neuen – ist: Man lernt nie aus! Ein besonders einschneidendes Erlebnis hatte ich vor kurzem bei einem Filmdreh mit Henning Stühring in den Niederlanden. Vor laufender Kamera demonstrierte ich den Lauf eines Jerkbaits, Typ Glider. Dabei erklärte ich, dass die Beschleunigung gefühlvoll erfolgen sollte und nichts mit wildem Gezerre zu tun hat. Zur besseren Veranschaulichung schlug ich den Köder übertrieben hart und erklärte, dass ich jetzt ganz bewusst mal übertreibe, um zu zeigen, dass der Köder dann schnell verkantet. Genau auf diesen „falsch“ geführten Jerk stürzte sich ein Esox. Wenn Hechte sprechen könnten, hätte der Bursche wahrscheinlich geunkt: „Was erzählst du da für einen Mist? Klar gefällt uns das wilde Gezerre!“ Und die Entwicklung der Kunstköder geht beständig weiter.

Schon zeichnen sich die nächsten Trends ab. Aktuell ist das Angeln mit Riesentwistern von 25 Zentimetern Länge genauso populär wie der Einsatz von No-Action-Shads, die – ohne große Eigenbewegung – im Freiwasser oder dicht über Grund einfach eingekurbelt werden. Wichtiger jedoch, als jeden Trend mitzumachen, ist es in meinen Augen, dass man seine eigenen Gedanken zum Hechtangeln entwickelt. Wer versucht, wie ein Esox zu ticken, um die Instinkte und Triebe zu verstehen, der kann sich auch eher in eine konkrete Angelsituation hineindenken. Ein fundiertes Wissen über die biologischen Abläufe und die jahreszeitlich bedingten Prozesse in der Natur trägt zum besseren Gesamtverständnis bei. Vom LKW überfahrenDer wesentliche Erfolgsfaktor ist, sein Material zu kennen und zu beherrschen. Dann gelingen auch anspruchsvolle Würfe an heiklen Stellen. Übung macht bekanntlich den Meister, aber selbst dann läuft nicht immer alles glatt. Oder ist Ihnen schon mal ein Lieferwagen über den Wobbler gefahren? Nein? Mir schon! Wir waren an einem stürmischen Herbsttag im Poldergebiet Nordhollands unterwegs. Gegen Ende des Angeltages schlenzte ich meinen Wobbler mit einem sehr lässigen, aber völlig unkontrollierten Unterhandwurf quer über den schmalen Graben. Im Flug wurde der Köder von einer Böe erfasst und flog bis auf das Pflaster der angrenzenden Straße – genau vor einen heranfahrenden Lieferwagen. Noch bevor ich den Wobbler wegziehen konnte, war der LKW auch schon drüber weg gedonnert. Ich hatte nur noch die Einhängeöse und ein Stück Draht am Vorfach. Der Rest lag in tausend Stücke verteilt auf dem Asphalt.Ihr steht, auch bei uns so genannten „Profis“ geht nicht immer alles glatt. Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass viele von Euch glauben, wir fangen immer Fische und natürlich hauptsächlich kapitale. Weit gefehlt! Rabenschwarze Tage gehören auch bei uns dazu. Dann heißt es, für jeden Biss zu kämpfen und mit Disziplin und Ausdauer die Flaute zu überwinden. Ganz wichtig dabei: Es muss zu jedem Zeitpunkt Spaß machen! Die Jagd nach Rekorden hat mich dabei noch nie sonderlich beeindruckt. Weder was die Quantität, noch was die Qualität angeht.

Mich reizt es vielmehr, in schwierigen Situationen die Oberhand zu behalten und auch dann noch Fische zu fangen, wenn andere sich sehr schwer damit tun. Natürlich sage ich nicht nein, wenn ein besonders großer Hecht anbeißt. Aber einen Kult oder gar einen verbissenen Kampf werde ich daraus nie machen. Die Großen beißen sowieso immer dann, wenn man gerade nicht dran denkt. Da träumt man ein ganzes Anglerleben vom Fang des 30-Pfünders, und nichts passiert. Auf einmal, an einem Tag im Mai 2000, steigen dann gleich zwei „Omas“ dieser Preisklasse innerhalb von einigen Minuten ein. Eine bei Mathias Fuhrmann, eine bei mir. Was soll man da sagen? Ist der Bann jedenfalls einmal gebrochen, geht es wie von allein. Ich will damit nicht sagen, dass mir seitdem die 30-Pfünder um die Ohren geflogen sind, nur weitere 30 Jahre brauchte ich dann auch nicht auf den nächsten zu warten… Mehr als alle Zahlen zählen für mich die Erlebnisse in der Natur und der Spaß mit Freunden am Wasser. Fußmärsche durch die ausgedehnten Poldergebiete in Holland oder an den Steinpackungen des Rheins entlang können mich genauso begeistern wie ausgedehnte Bootstouren auf den Flüssen unserer Nachbarländer oder den Boddengewässern rund um Rügen.

Fotos: H. Stühring

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