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Zielfisch Forelle: Weiche Welle für Forelle

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Zielfisch Forelle: Weiche Welle für Forelle

Twister und Shad bringen nahezu jeden räuberischen Fisch an den Haken. Komisch, dass die Gummis sich beim Salmonidenangeln nicht durchsetzen. Doch genau darin liegt die große Chance, meint Jan Lock.

Wie ein Indianer pirsche ich mit meiner leichten Spinnrute am Flussufer entlang. Immer schön stromauf, um die Fische nicht so schnell zu vergrämen. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, ob sich in den frühen Morgenstunden eine schöne Forelle auf die Schuppen legen lässt. Wurf für Wurf arbeite ich mich Stück für Stück voran. Bis jetzt kann ich nur einen Nachläufer verzeichnen. Die Bachforelle stupste den silbernen Mepps zwar ein paar Mal an, wollte aber nicht so richtig zupacken. Vielleicht kann ich sie ja auf dem Rückweg mit meinem „Geheimköder“, den sie bestimmt noch nicht kennt, überlisten…

Hinter der nächsten Kurve kommt die Fußgängerbrücke. Seit ihrem Bau hat die Strömung um die Betonfundamente zwei tiefe Gumpen gewaschen, die an diesem Angeltag mein eigentliches Ziel sind. Mit den herkömmlichen Forellenködern wie Spinner und Wobbler konnte ich wegen der starken Strömung hier nie grundnah fischen. Mit meiner ganz persönlichen „Geheimwaffe“ will ich heute endlich auch mal die oft so heiße Bodenzone nach großen Salmoniden abklopfen.

 

Jans Köder-Favoriten: kleine Twister und Gummifische in dezenten Farbtönen.

Aber der Reihe nach: Im Zusammenhang mit der 100-Euro-Aktion war es letzten Sommer meine Aufgabe, eine maßige Forelle zu fangen. 24 Stunden Zeit sowie 100 Euro für die Ausrüstung standen mir an einem Salmonidengewässer zur Verfügung. Damit ich trotz des begrenzten Budgets eine breite Köderpalette an dem mir unbekannten Flüsschen zur Verfügung hatte, deckte ich mich im Angelladen neben zwei Wobblern und Spinnern mit ein paar kleinen Gummifischen und Twistern samt passenden Bleiköpfen ein. Während der Aktion war das Glück auf meiner Seite, recht schnell konnte ich ein paar gute Fische fangen. Leider blieben aber die beiden kleinen Wobbler an den Zweigen der überhängenden Äste hängen…

Aus Verzweiflung

Am nächsten Tag befanden sich ausschließlich Spinner und die besagten Mini-Shads in meiner Tasche. Komischerweise registrierte ich nur noch Nachläufer auf die Blechköder – sowohl Forellen als auch wunderschöne Saiblinge der 40-Zentimeter-Klasse verfolgten zwar den Spinner, drehten dann aber vor meinen Füßen wieder ab. War das Wasser zu klar, die Fische verangelt, mein Gerät zu grob? In meiner Verzweiflung knotete ich schließlich an einer tief ausgespülten Kurve der Lauterach einen der kleinen Gummiköder an die 0,20er Schnur.

Per Unterhandwurf schlenzte ich den „Wabbler“ zum gegenüberliegenden Ufer. Ohne abzuwarten, bis der Bleikopf den Grund erreichte – was die klassische Variante wäre – kurbelte ich den Shad einfach mit leichten Ruck-Bewegungen bodennah ein. Sofort spürte ich einen guten Biss! Nach turbulentem Drill hielt ich eine stramme Bachforelle in den Händen – und war sprachlos. Womit ich nicht gerechnet hatte, war eingetreten: An diesem Platz hat der weiche Köder den harten geschlagen! Es kam aber noch viel besser! Innerhalb kurzer Zeit konnte ich noch weitere richtig gute Saiblinge und Forellen überlisten. Wie aus dem Nichts attackierten die Salmoniden aus ihren Einständen heraus die Gummiköder. Ein Saibling biss binnen Sekunden sogar noch ein zweites Mal, nachdem er den Köder bereits einmal voll genommen, sich dann aber im Drill verabschiedet hatte! Eine mit der Rute aufs Wasser „gezeichnete“ Acht musste den Räuber wohl völlig kopflos vor Wut gemacht haben…

Dieser Angeltag markierte für mich einen Höhepunkt der vergangenen Saison, und zwar einer mit dem berühmten Aha-Erlebnis. Wieder zu Hause an meinem Hausgewässer, der Sieg, angekommen, gab ich den Gummifischen auch hier eine Chance. Was die konservativen Forellen in Bayern mögen, dürften die liberalen Fettflossenträger aus Nordrhein-Westfalen erst recht zum Fressen gern haben!

So wird‘s gemacht: Jan hat einen Hot Spot entdeckt – in den Krautfahnen müssten doch Forellen stehen!
Gefühlvoll wirft Jan den kleinen Gummifisch bis haarscharf an die Kante des wuchernden Tausendblatts.
Und schon spritzt das Wasser! Ein Salmonide ist dem Köder bis zu Jans Uferseite gefolgt und hat zugepackt.
Aber es ist keine Forelle. Ein bildhübsch gepunkteter Saibling zeigt sich an der Oberfläche.
Ein besonderer Beifang, der Jan strahlen lässt und restlos von der Fängigkeit der Gummis überzeugt.

Triumph an der Sieg

Entsprechend euphorisch ging‘s zum ersten Test. Nach allen Regeln der Twisterkunst servierte ich meine Gummis: Nach dem Einwerfen den Shad sinken lassen und dann mit kurzen Sprüngen am Grund einholen. Eine Sache hatte ich jedoch nicht bedacht: Während die Bodenbeschaffenheit an der Lauterach eher sandig ist, weist die Sieg mehr felsigen Charakter auf. So hatte ich mit den Bleiköpfen laufend nervige Hänger.

Aber ein kleiner Führungstrick schaffte hier schnell Abhilfe. Fortan ließ ich den Köder – wie bereits an der Lauterach vorexerziert – gar nicht mehr tief durchsacken, sondern begann schon frühzeitig mit dem Einkurbeln, eben wie beim Spinnen. Etwas leichtere Bleiköpfe taten ein Übriges. Die Ruckbewegungen beim Einholen behielt ich bei. Jetzt fing ich Forellen, und es stellte sich heraus, dass die weichen Verführer in bestimmten Situationen den klassischen Forellenködern wirklich überlegen sind.

Gerade in schneller Strömung, wenn Spinner und Wobbler an ihre Grenzen geraten und sich nicht mehr fängig präsentieren lassen, punkten kleine Shads. Selbst im schäumenden Gebrodel schwänzeln sie noch verführerisch, ohne dabei einen zu großen Wasserwiderstand zu erzeugen. Bei überhängendem Astwerk lassen sie sich prima mittels Unterhandwurf an die fängigen Stellen befördern – sobald sie in das Wasser eintauchen, bewegen sich die quirligen Gummis. Genau richtig für Fische, die gierig auf Beute warten, die von den Zweigen abstürzt! Und sollte dabei trotz aller Vorsicht der Shad doch einmal am Ast hängen bleiben, ist der Verlust viel leichter zu verschmerzen, als wenn ein teurer Wobbler abgerissen wird. Last but not least: Gummiköder bekommen die Forellen nur vergleichsweise selten vor die Nase gesetzt – umso größer sind die Fangaussichten.

Was die Fortsetzung des eingangs geschilderten Erlebnisses betrifft, so erlebte ich unter der Brücke tatsächlich den erhofften „Einschlag“ auf Weichplastik. Aber es war nicht die Riesenforelle aus der Sieg, sondern ein dicker Döbel – soft fängt eben oft, wenn auch manchmal anders, als man denkt!

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