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Zielfisch Forelle: Die perfekte Welle

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Zielfisch Forelle: Die perfekte Welle

Aus gebückter Haltung schlenzt Du Deinen Spinner stromauf. Plötzlich löst sich aus der Tiefe des Gumpens ein großer Schatten, kommt auf den Köder zu – drei, zwei, noch einen Meter. Dein Herz hämmert bis zur Kragenbinde, dann explodiert das Wasser… Jens Bursell über die Faszination Bachforellen-Angeln.

Die ersten Sonnenstrahlen brechen gerade durch das Blattwerk der Bäume, als ich mich der dänischen Au in Jütland nähere. Der Nebel hängt noch flach über der Niederung, und das hohe Gras ist feucht vom Tau. Das Einzige, was man hören kann, ist das Ticken des Elektrozaunes, der die Kuhweide umgibt. Am Ufer des Baches wuchern dichtes Schilf und hohe Brennnesselwälder.

Aus der guten Deckung werfe ich einen zehn Zentimeter langen Wobbler per Unterhandwurf stromauf. Perfekt serviert: Der Köder setzt in gut zehn Meter Metern Entfernung auf, exakt eine Handbreit vor dem Ufer einer lang gezogenen Außenkurve. Ich weiß, dass dort das Wasser tief ist und den Bachforellen gute Einstände bietet. Aber nichts geschieht.

Vorsichtig, wie ein Indianer, schleiche ich mich ein paar Meter weiter stromauf. Den nächsten Wurf platziere ich hart am Rande eines Krautfeldes, das für einen Strömungsschatten sorgt. Und da geschieht es: Noch bevor der Wobbler das Krautfeld passiert, türmt sich hinter ihm eine große Welle an der Wasseroberfläche auf, die jedoch kurz vor dem Köder seitlich wegbricht. Verflixt, das ist eine richtig gute Bachforelle gewesen!

 

Häuptling Jens spannt den Flitzebogen. Ein Spezialwurf für dichtes Gestrüpp, der allerdings nicht ganz ungefährlich ist.

Mit zitternden Fingern und rasendem Puls wechsle ich den Köder und knote einen Rapala Countdown an. Die provozierende Firetiger-Farbe soll es richten. Gerade will ich wieder servieren, da zieht ein stechendes Schmerzgefühl durch beide Hände. In der ganzen Aufregung habe ich doch glatt die Brennnesseln vergessen und voll hineingelangt. Beim schnellen Aufrichten gerate ich zu allem Überfluss auch noch ins Straucheln. Als ich mich wieder gefangen habe, pirsche ich weiter, schnurstracks stromauf. Aber schon der nächste Wurf bringt mich wieder aus dem Gleichgewicht: Hänger! Der schöne, teure Rapala hat sich an einer Baumwurzel auf dem gegenüber liegenden Ufer verhakt.

Ich kam, sah und fing nicht!

Es folgt das hässliche Geräusch eines Köder-Abrisses. Aber es nützt ja nichts, das gehört nun mal zum Angeln! Diese Hurra-Geschichten nach dem Motto „ich kam, sah und fing“ erlebe ich meist nur bis zum Sehen. Petrus lässt mich wohl lieber erst einmal leiden, bevor mir sein Heil vergönnt ist. Um das Anglerglück zu unterstützen, montiere ich jetzt meine Geheimwaffe: Einen Spinner, der statt mit Drilling mit einem Einzelhaken an einem kurzen Schnurstück bewehrt ist.

Eine halbe Stunde später stehe ich an der vielleicht aussichtsreichsten Flussbiegung. Kurz nachdem der Spinner das erste Mal die Oberfläche küsst, baut sich tatsächlich dicht hinter dem rotierenden Blatt das Wasser zu einer Welle auf. Sekundenbruchteile später folgt ein Riesenschwall, und ich spüre den heiß ersehnten Ruck in der Rute – und was für einen! Aller Ärger und Frust sind schlagartig verflogen, jetzt gibt es nur noch diese Forelle und mich. Und die wehrt sich mit spektakulären Sprüngen, rasanten Fluchten und bockigen Kopfstößen. Aber dann ist es endlich soweit: Die herrliche Rotgetupfte wird müde, legt sich auf die Seite, dass ich mit dem etwas sperrigen 60-Zentimeter-Kescher zur Landung ansetzen kann. Augenblicke später umgarnt das Netz eine Bilderbuch-Bachforelle. Die bringt schließlich satte 2,9 Kilo auf die Waage!

Rot auf Gold getupft – der Traum eines jeden Bachforellenanglers. Den 2,9-Kilo-Fisch fing Jens auf einen Mepps Aglia Spinner.

Im Gegensatz zu vielen anderen Tagen war dieser mal wieder von einem überwältigenden Erfolg gekrönt. Einer jener Fänge, die mich immer wieder aufs Neue motivieren, auch längere Durststrecken zu überwinden und Kilometer um Kilometer an unseren Bächen und Flüssen zu pirschen. Wenn Sie mich fragen, gibt es kaum etwas Schöneres, als aktiv auf Salmoniden im Wildwasser zu fischen.

Eine Frage der Taktik – stromauf oder stromab?

Eigentlich ist die Spinnangelei auf Bachforellen eine relativ einfache Angelegenheit. Da die Fische mit dem Kopf voran gegen die Strömung stehen, ist es normalerweise am leichtesten, den Fluss stromauf zu befischen. Ein Angler, der sich dagegen stromab am Ufer bewegt, würde viel schneller ins Sichtfeld der Forellen geraten und sie vergrämen.

Zudem ist man taktisch klug beraten, nicht mehr als eine Handvoll Würfe von ein und dem selben Platz aus anzubringen. Denn die sensiblen Salmoniden registrieren meist schon den ersten Wurf. Das gilt umso mehr, je kleiner der Bach ist. Besser man macht Strecke, statt sinnlos auf dem Fleck zu stehen.

Wenn ich stromauf spinne, verfahre ich nach folgendem Prinzip: Den Wurf gegen die Strömung legen und den Köder einholen. Dann bewege ich mich am Ufer zwei bis fünf Meter vor, das heißt stromauf, und schließlich folgt der nächste Wurf gegen die Fließrichtung. Dafür haben sich als Köder kleine, aber schnell sinkende Wobbler sowie Spinner bewährt, die schon unter geringem Zug lebhaft rotieren. Auch nicht zu verachten sind fingerlange Blinker, zum Beispiel der Lill Øringen von ABU. Durch Heben und Senken der Rutenspitze lassen sich die Kunstköder in die Strömungskanten und Gumpen hinein sowie über Steine und Krautfelder hinweg dirigieren.

In solch kleinen Auen schwimmen oft kapitale Bachforellen! Wenn Platz zum Ausholen fehlt, ist der Unterhandwurf Trumpf.

Wann immer möglich, versuche ich stromauf zu fischen. Allerdings kann es passieren, dass die äußeren Umstände, wie die Uferbeschaffenheit, mich ganz einfach dazu zwingen, von dieser Taktik abzugehen. Da ich mich nun den Forellen nicht mehr von hinten, sondern von vorn nähern muss, ist natürlich eine gute Tarnung gefragt. Und nicht nur die, auch bei der richtigen Anbiete-Taktik liegen die Dinge komplizierter. Um zum Beispiel den Forellenbiss unter einem überhängenden Baum auf meiner Uferseite zu provozieren, lasse ich den Kunstköder, zum Beispiel einen Schwimmwobbler, zunächst aus sicherer Entfernung mit der Strömung abtreiben. Dabei bleibt der Rollenbügel geöffnet, um entsprechend Schnur nachzugeben. Mit dem Einkurbeln beginne ich erst, aber dann auch sofort, wenn der Wobbler den Hot Spot passiert hat.

An Stellen, an denen weniger Hindernisse im Weg sind, wird natürlich geworfen. Allerdings kommen für das Stromab-Casten eher relativ schwere und tief laufende Köder, die sofort nach dem Auftreffen eingekurbelt werden und die weniger Auftrieb haben, infrage.

Man sieht, die Strömung muss kein Feind sein, der Angler muss sich nur richtig darauf einstellen. Soll zum Beispiel eine tiefe Rinne am gegenüber liegenden Ufer befischt werden, so kann dies zwar auf den ersten Blick als unmöglich erscheinen. Denn oft lässt der große Strömungsdruck unsere Kunstköder buchstäblich abschmieren. Aber experimentierfreudige Petrijünger fanden eine Lösung. Sie haben speziell präparierte Wobbler in der Box, bei denen die Tauchschaufeln jeweils an einer Seite derart abgefeilt sind, dass sie die Tendenz haben, von links nach rechts beziehungsweise umgekehrt zu ziehen.

Heiße Stellen für Bachforellen

Wenn wir wissen, wie Kunstköder er-folgreich angeboten werden, dann müssen wir natürlich auch in Erfahrung bringen, wo das der Fall sein sollte. Die bevorzugten Forellen-Standplätze sind leider nicht immer genau vorherzusehen. Aber es gibt doch einige, regelmäßig für starke Fänge bekannte Favoriten. Die größten Salmoniden stehen oft in den tiefsten Löchern oder entlang der ausgeprägtesten Strömungsränder. Ähnlich ergiebig sind die Außenkurven einer langen Flussbiegung, die am stärksten erodiert und dementsprechend tief sind. Aber Vorsicht – keine Regel ohne Ausnahme: Im Schutz der Dunkelheit rauben oft auch die kapitalen Exemplare sogar im knöcheltiefen Wasser der Innenkurven und anderen Rieselstrecken des Baches!

Wasserschwall: Die Rotgetupfte schnappt sich den Spinner und dreht ab.

Auch an Plätzen, an denen Äste oder Büsche bis über die Oberfläche ragen, lohnt ein Versuch. Zumal dann, wenn hier noch ein großer Stein oder eine Wurzel im Wasser liegen, die den Strömungsdruck reduzieren. Nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sind Untiefen mitten im Strom, und selbst kleinere Löcher am Grund können schon gewichtige Überrraschungen bergen. Wieder andere Hot Spots entstehen erst mit Fortschreiten der Saison. Denn die im Sommer höher wallenden Krautfelder und -fahnen bieten Bachforellen ebenfalls den ersehnten Strömungsschatten.

Keineswegs sollte man große Bachforellen auch nur in großen Gewässern erwarten. Ich habe oft genug erlebt, dass Fische der Kiloklasse in kleinen, unscheinbaren, teils sogar begradigten Bächen von weniger als zwei Metern Breite schwammen. Rinnen, die viele Kollegen links liegenlassen, entsprechend kapital wachsen die Forellen ab…

Weniger Gesprächsstoff als die Taktik- oder Platzwahl bietet die Zusammenstellung des Geschirrs. Denn das Gerät für das leichte Spinnfischen auf Bachforellen muss nicht sonderlich teuer oder fortschrittlich sein. Man benötigt lediglich eine fünf bis sieben Fuß lange Rute (1,50 bis 2,10 Meter) mit einem Wurfgewicht von etwa fünf bis zwölf Gramm und einer parabolischen bis semiparabolischen (halbdurchgehenden) Aktion. Dazu passt eine kleine, robuste Stationärrolle in 2000er Größe, die über eine solide arbeitende Bremse verfügt. Wird viel stromauf gefischt, sollte ein Modell mit hoher Übersetzung zum Einsatz kommen. Denn wer seinen Köder mit der Strömung einholt, muss natürlich schneller kurbeln können.

Fingerlange Rapala Schwimmwobbler – die Klassiker für Forellenangler. Durch eine Einholpause lässt man den Köder auftauchen, so dass Pflanzen, Wurzeln und Steine prima überfischt werden können.

Für die Forellenangelei eignen sich sowohl monofile als auch geflochtene Leinen. Allerdings bevorzuge ich mittlerweile die dehnungsarmen Geflechtschnüre. Mit diesen Leinen gelingt es einfach besser, beim Anhieb den Haken ins Fischmaul zu treiben. Ganz abgesehen davon, dass der direktere Kontakt ein unvergleichlich intensiveres Drillerlebnis beschert. Im Frühjahr, wenn das Kraut noch noch kein Thema und der Uferbewuchs niedrig ist, reicht mir eine geflochtene Schnur im Kaliber 0,08 bis 0,10 Millimeter, zum Beispiel die unter Wasser nahezu unsichtbare Fireline Crystal. Später in der Saison, im Sommer, wenn das Grün kräftig in die Höhe geschossen ist, bieten sich etwas kräftigere Leinen mit Durchmessern von 0,13 Millimetern an. Nicht nur im Drill, auch im Hinblick auf die vermehrt im Pflanzendschungel drohenden Hänger punktet dann die stärkere Schnur.

Rolle rückwärts gegen Hänger

Eines haben die meisten der genannten Plätze gemein: Viel Platz zum Servieren hat man nur selten – entsprechend wichtig ist es, Spezialwürfe, die nicht nach großen Ausholbewegungen verlangen, zu beherrschen. Dazu zählt etwa der gute, alte Unterhandwurf.

Nicht nur in dieser Hinsicht bringt Gefühl oft mehr als Kraft. Haben Sie zum Beispiel Ihren Spinner über einen Ast geworfen, sollten Sie nicht versuchen, ihn einfach wieder drüber weg zu zerren. Viel effektiver ist es, den Köder zunächst locker herabbaumeln zu lassen, zirka 15 bis 30 Zentimeter unterhalb des Zweiges. Dann gibt man über die Rute einen leichten Impuls. War das Timing für den Ruck perfekt, macht der Köder quasi eine Rolle rückwärts – der Spinner hüpft über den Ast und ist frei.

So einig sich die Experten über das große Geschirr sind, am kleinen Vorfach scheiden sich die Geister. Mein Kompromissvorschlag wäre: An noch jungfräulichen Gewässern darf der Köder direkt an die Hauptschnur geknotet, an stärker befischten Revieren muss ein Stück Fluorocarbon zwischengeschaltet werden. Letzteres sollte im Kaliber 0,20 bis 0,23 Millimeter und etwa 100 Zentimeter lang sein. Als Verbindung zur Hauptschnur dient der Chirurgenknoten, der hinterher – wie alle Knoten bei mir – mit einem Tropfen
Sekundenkleber gesichert wird.

Die Spinner-Favoriten von Jens Bursell. Je stärker die Strömung, desto schmaler die zu wählende Blattform.

Das Bindeglied zum Köder schließlich stellt ein kleiner, stabiler Wirbel dar. Wie gesagt: klein! Volumen und Gewicht des Einhängers dürfen auf keinen Fall das oft sehr sensible Laufverhalten unserer Mini-Forellenköder beeinträchtigen! Allerdings würde ich nie ganz auf den Wirbel verzichten wollen. Zum einen reduziert das kleine Teil den Schnurdrall und zum anderen – für mich ist das der springende Punkt – erlaubt es einen blitzschnellen Köder-/Farbwechsel. Der ist gerade beim Forellenangeln oft gefragt, vor allem wenn zuvor Nachläufer gesichtet wurden.

Extra-Tipp: Mit Einzelhaken

 

Einer meiner Lieblingsköder ist der Spinner, allerdings mit einer Besonderheit: Der werksseitig montierte Drilling ist durch einen Einzelhaken ersetzt. Dadurch bekomme ich deutlich weniger Hänger, zudem können untermaßige Forellen schneller vom Eisen befreit und unversehrt zurückgesetzt werden. Ganz wichtig bei der Einzelhakenmontage: Alle Details müssen genau aufeinander abgestimmt sein, sonst bringt die Maßnahme eher Nach- statt Vorteile! Für einen Mepps Aglia der Größe 2 benutze ich zum Beispiel einen Prologic MP1 oder einen Drennan Wide Gape Specialist der Größe 4. Das Schnurstück zwischen Spinner und Haken besteht aus 0,38 Millimeter dickem Monofil von 1,5 Zentimetern Länge. Das Ende des Verbindungsknotens wird kurz mit einem Feuerzeug angesengt. Der dadurch entstehende „Teller“ verhindert ein Durchrutschen.

 

 

Um- und abgerüstet: Der Spinner mit Einzelhaken ist nicht nur waidgerechter, er verursacht auch weniger Hänger als der übliche Drilling.

 

Dagegen ist kein Kraut gewachsen

 

Im Spätsommer bekommt es mitunter auch der Bachforellenangler mit Kraut im Wasser zu tun. Um das Problem zu minimieren, binde ich ein Stück Schnur, 0,38 Millimeter dickes Monofil, ins Öhr des Kunstköders. Dadurch wird das Kraut zumindest etwas vom Haken fern gehalten, und zwar so, dass nicht verstärkt Fehlbisse drohen, wie das leider bei den meisten anderen Anti-Kraut-Maßnahmen/-Ködern der Fall ist. Aber Vorsicht: Testen Sie den präparierten Köder stets vor dem Einsatz auf korrekten Lauf, gerade kleine Wobbler können hier sehr sensibel auf zu viel Schnursalat vor der Lippe reagieren!

Einfach genial: das Schnurbüschel gegen Krautfahnen.

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