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Wobbler aus Bad Kissingen

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Der Körper des "Royal-Fischer" misst 7,5 cm. Besonders markant: die geschnitzte Schwanzflosse und das große Auge.

Nur sehr wenige alte deutsche Wobbler aus der frühen Nachkriegszeit lassen sich einen Hersteller zuordnen, denn in der Regel waren die Zeitungsanzeigen mit diesen Ködern immer ohne Bild.

Die kleinen Hersteller, meist nur 1-Mann-Betriebe, hatten nicht das Geld für aufwändige Werbung.

Wobbler-Abbildungen kenne ich nur vom Hersteller „Royal-Fischer“ von Peter P. Paaschen aus Bad Kissingen (Großenbrach). Im bei Sammlern bekannten Fischwaid-Sonderheft „Handel und Industrie“ (02/1950) wird die Firma „Royal Fischer“ unter dem Titel „Wobbler, der noch wenig in Europa verbreitete Spinnköder“ ausführlich in einem kleinen Beitrag vorgestellt. Das Besondere an der ganzen Sache: Drei Wobbler des bayerischen Herstellers sind mit einem guten Foto abgebildet, so dass man diese Köder eindeutig identifizieren kann. Dieses Bild hat sich vor Jahren auf meiner Netzhaut eingebrannt: Der dreiteilige Wobbler mit charakteristischer Rücken- und Schwanzflosse und Bachforellen-Dekor, ein zweiteiliges Modell und ein einteiliger Holzköder mit einem Puschel als Schwanz. Riesige Augen, der Sitz der Tauchschaufel und vor allem die Schwanzflosse machen diese Köder unverwechselbar.

Der Text im Sonderheft stammt vom Hersteller Paaschen selbst. Er preist die Fängigkeit des Köders, die wenigen Hänger mit diesen Schwimmködern, erklärt die richtige Montage mit einem Wirbelkarabiner. Ganz nebenbei erwähnt er seine innovativen „Leuchtwobbler mit Eigenfloureszenz“. Das kommt einem im Zeitalter UV-aktiver Köder doch sehr bekannt vor… Im Angeln ist alles schon einmal dagewesen.

Und was soll ich sagen, vor wenigen Tagen tauchte der zweiteilige Royal-Fischer auf ebay auf und fast niemand wollte ihn haben, so dass sich der Preis im Rahmen hielt.

Wer hat weitere alte Wobbler in seiner Sammlung? Bilder an thomas.kalweit@paulparey.de

Abbildung in der Fischwaid 02/1950. Wobbler der Firma Royal-Fischer aus Bad Kissingen. Die aus Holz geschnitzte Schwanzflosse macht die mehrteiligen Köder unverwechselbar.
Vergrößerung des zweiteiligen Wobblers. Deutlich ist ein Schuppendekor zu erkennen, das durch Sprühlackierung über Netzgaze entstanden ist.
Anzeige der Firma Royal-Fischer in der Fischwaid, Ende 1949. Erwähnt werden Leuchtwobbler und "übliche Wobbler".
Bei der Beleuchtung mit UV-Licht leuchtet der Köder fahl weiß, wie Firnis von alten Ölgemälden. Es scheint also keine besonders floureszierende Farbe zu sein.
Auch beim Anleuchten mit der Taschenlampe ist keinerlei Nachleuchten des Köder zu erkennen. Wahrscheinlich handelt es sich um das Normalmodell.

Anmerkung vom 11. Oktober 2021:

Peter Andres schrieb per Mail: „Hallo Thomas, ein sehr interessanter Bericht über diese kleine Manufaktur. Das hat mich an einen Holzwobbler erinnert, der schon viele Jahre in einer meiner Vitrinen liegt. Der Körper ist ca. 10 cm lang. Der Wobbler scheint ungefischt zu sein, da keine Kratzer oder Roststellen zu erkennen sind. Vielleicht stammt er auch aufgrund des Dekors aus den Händen von P. Paaschen aus Bad Kissingen. Mit freundlichen Grüßen Peter Andres“

Hallo Peter, das ist ja großartig mit dem Stempel „ROYAL“ unter dem Bauch! Ich habe bei meinem Wobbler nochmal genau nachgesehen und ebenfalls eine ausgeblichene und leicht abgekratzte Marke entdeckt. Besten Dank für den Hinweis und liebe Grüße, Thomas

Ganz klar ein Royal-Fischer! Unter dem Bauch ist ein Farbstempel "ROYAL" zu erkennen.
Royal-Fischer
Ein dreiteiliges Modell von Royal-Fischer.
Auch unter dem zweiteiligen Modell ist schemenhaft die Marke "Royal" zu erkennen. Es sieht fast so aus, als wäre sie einmal absichtlich weggekratzt worden.
Royal-Fischer

Anmerkung vom 19. November 2022:

Die Wobbler von Royal-Fischer gibt es anstatt mit dem Aufdruck „ROYAL“ auch mit dem Stempel „NORIS“. Anscheinend wurden sie in den 1950er Jahren auch von Noris vertrieben. Einer dieser Wobbler mit dem Schriftzug „NORIS“ ist jetzt in den USA aufgetaucht, leider mit Klarlack übermalt. In Bad Kissingen waren nach dem Krieg sehr viele US-Soldaten stationiert, so ist es gut möglich, dass sie sich Wobbler als Souvenirs mit nach Hause genommen haben.

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