Seit 1984 wird jedes Jahr der „Fisch des Jahres“ gekürt. Die Ernennung zum „Fisch des Jahres“ stimmt der Deutsche Angelfischer-Verband (DAFV) mit weiteren Partnern wie dem Bundesamt für Naturschutz (BfN), dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) und der Gesellschaft für Ichthyologie e.V. (GfI) ab.
Der DAFV möchte in Zukunft allen Interessierten die Möglichkeit geben an der Wahl zum „Fisch des Jahres“ teilzunehmen. Dazu hat der Verband eine Online-Abstimmung erstellt, bei man seine Wahl unter vier Kandidaten treffen kann. Die Abstimmung besteht nur aus einer Frage und dauert nur wenige Sekunden…
Die Kandidaten
Der DAFV und die drei Projektpartner haben alle einen Kandidaten für den Fisch des Jahres 2024 vorgeschlagen:
Elritze (Phoxinus phoxinus)
Elritzen sind kleine Weißfische (Familie Leuciscidae) aus der Ordnung der Karpfenartigen (Cypriniformes). Sie werden kaum größer als 10 cm und leben in Schwärmen in kiesgeprägten, strukturreichen Fließgewässern, seltener auch im Uferbereich sommerkühler Stillgewässer.
Äußerlich ähneln sie mit ihrer torpedoförmigen Körperform ein wenig den Forellen, mit denen sie sich häufig auch den Lebensraum teilen, haben aber im Gegensatz zu diesen keine Fettflosse. Zur Laichzeit fallen die Elritzen durch ihre intensive rotgrüne Färbung auf, wie sie kaum eine andere heimische Fischart hat. Zum Ablaichen benötigen sie sauberen, durchströmten und sauerstoffreichen Kiesgrund. Eier und Larven entwickeln sich tief versteckt im Kieslückensystem. Da viele unserer Bäche und Flüsse heute extrem unter Versandung und Verschlammung der Gewässersohle leiden, ist eine erfolgreiche Reproduktion vielerorts kaum noch möglich, und die Elritzen sind aus vielen Gewässersystemen verschwunden.
Wie inzwischen festgestellt wurde, handelt es sich bei „der Elritze“ Phoxinus spec. nicht nur um eine Art (bisher allgemein als Phoxinus phoxinus bezeichnet) sondern um einen sogenannten Artenkomplex, von dem derzeit 23 genetische Linien und 13 gültige Arten bekannt sind. Aus Deutschland sind derzeit mit Csikis Elritze Phoxinus csikii, der Morella Elritze Phoxinus morella und der Europäischen Elritze Phoxinus phoxinus zumindest drei Arten bekannt. Das mag zunächst verwirren, zumal sich diese Arten äußerlich sehr ähnlich sind, zeigt aber eine bisher stark unterschätzte biologische Vielfalt innerhalb unserer Fischfauna. Oder andersherum formuliert: Jedes Gewässersystem hat möglicherweise seine eigene Art mit ganz eigenen Anpassungen an den Lebensraum. Für die Praxis bedeutet das, dass z.B. bei Besatzmaßnahmen besondere Sorgfalt geboten ist, um diese natürliche Vielfalt zu erhalten.
Der Nagelrochen (Raja clavata)
Der Nagelrochen hat eine rautenförmige Körperscheibe mit relativ spitzen Flossenenden und eine breite, zu einer kurzen Spitze zulaufende Schnauze. Die Körperoberfläche ist bedeckt mit rauen Hautzähnen. Jungtiere und Männchen weisen auf der Unterseite an Scheibenrand und Schnauze raue dornige Partien auf, während bei Weibchen die gesamte Unterseite rau ist. Der Schwanz ist in etwa so lang wie der Körper und trägt zwei kleine, voneinander getrennte Rückenflossen. Bei jungen und ausgewachsenen Weibchen verläuft eine Mittelreihe von 30-50 Dornen vom Nacken bis zur ersten Rückenflosse, bei ausgewachsenen Männchen ist diese Reihe im Rumpfbereich unterbrochen. Besonders größere Weibchen haben oft starke, an der Basis verdickte hakenförmige Dornen auf der Ober- und manchmal auch auf der Unterseite. Zwischen den Rückenflossen, die sich fast am Ende des Schwanzes befinden, können bis zu zwei Dornen vorkommen, diese können aber auch fehlen. Die Färbung kann stark variieren, der Schwanz ist aber meist charakteristisch mit abwechselnd dunklen und hellen Streifen versehen. Die Körperoberseite ist braun bis grau mit helleren (gelben) und dunklen Punkten oder Flecken. Die Körperunterseite ist weiß, oft mit einem grauen Rand. Nagelrochen können maximal 15 Jahre alt und bis zu 18 kg schwer werden. Männliche Nagelrochen erreichen eine maximale Länge von 105 cm, weibliche Individuen werden maximal 139 cm groß.
Der Nagelrochen lebt küstennah am Boden in Wassertiefen von 10-600 Metern im Bereich von den flachen inneren Küstengewässern bis hin zum äußeren Kontinentalschelf und zum oberen Kontinentalhang. Nagelrochen führen saisonale Wanderungen durch: im Herbst und Winter wandern sie in tiefer gelegene Offshore-Gebiete und im Frühjahr wandern sie zurück in flachere Gewässer.
Nagelrochen fressen am Boden lebende Krebstiere und Fische. Männliche Tiere dieser eierlegenden Art werden mit 60-77 cm Körperlänge, weibliche Tiere zwischen 60 und 85 cm Körperlänge geschlechtsreif, wobei die Tiere dann zwischen 7 und 8 Jahren alt sind. Die Weibchen legen in den Frühjahrsmonaten je nach Größe vermutlich zwischen 48 und 74 Eikapseln in geringer Tiefe vor allem auf sandigen und schlammigen Böden ab. Die Eikapseln sind eher rechteckig mit spitzen, hornähnlichen Fortsätzen und sind ohne Fortsätze 7-9 cm lang. Die Entwicklungszeit in den Eikapseln dauert 4-5 Monate und die Jungen schlüpfen anschließend mit einer Größe von 10-13 cm. Die Jungtiere halten sich nach dem Schlüpfen in Aufwuchsgebieten in flachen Meeresbereichen auf. Es wurde festgestellt, dass Eikapseln von einem Weibchen in einer Laichsaison von verschiedenen Männchen befruchtet waren.
Der Nagelrochen ist eine nordostatlantische Art, die von Island und Norwegen, um die Britischen Inseln, in der Nordsee und den Übergangsgewässern bis in die westliche Ostsee, entlang der Biskaya, um die Iberische Halbinsel bis nach Marokko sowie im Mittelmeer und im westlichen Schwarzen Meer vorkommt. Nagelrochen sind weiträumig in der Nordsee, im Skagerrak, Kattegat und gelegentlich in der westlichen Ostsee verbreitet.
Der Rapfen (Aspius aspius)
Der Rapfen, ein Mitglied der Familie der Cyprinidae (Karpfenfische), zeichnet sich durch seinen stromlinienförmigen Körper aus und kann eine Länge von bis zu 80 Zentimetern (maximal 120 Zentimeter) erreichen. Das Maul des Rapfens ist oberständig, zahnlos und weist eine beachtliche Größe auf.
Während der Fisch in seiner Jugend als typischer Friedfisch lebt, ernährt er sich mit fortgeschrittenem Alter räuberisch. Er ist neben dem Döbel der einzige Karpfenfisch in unseren heimischen Gewässern, der vorwiegend räuberisch lebt. Die Laichzeit des Rapfens erstreckt sich von April bis Juni und in dieser Zeit zeigen die Männchen Laichausschlag.
Rapfen sind äußerst mobile Fische, welche auch außerhalb der Laichzeit große Strecken in kurzer Zeit zurücklegen können. Ursprünglich wurden Rapfen oft an Strömungskanten in Flüssen gefunden, mittlerweile jedoch breiten sie sich auch in angrenzenden Kanälen aus. Die Hauptgefährdungsursachen für diese Fischart sind Flussverbauungen, Kanalisierung, Beseitigung von Kiesbetten und Verschlammung potenzieller Laichplätze. Darüber hinaus bedroht starke Abwasserbelastung in den größeren Flüssen den Nachwuchs. Zudem wird der Aufstieg in die Mittelläufe der Nebenflüsse oft durch Querverbauungen verhindert. Der Schutz und die Erhaltung der Laichplätze sind von besonderer Bedeutung für die Sicherung der Rapfenbestände.
Der atlantische Dorsch (Gadus morhua L.)
Der Kabeljau ist einer der bekanntesten Bewohner unserer Küstengewässer. In der Ostsee und als Jungfisch oftmals auch unter dem Namen Atlantischer Dorsch bekannt, erreicht er eine durchschnittliche Größe von ca. 100 cm, kann aber auch bis zu 1.6 m groß, über 40 kg schwer und bis zu 25 Jahre alt werden. Der ausgewachsene Kabeljau ist ein gefräßiger Räuber, dessen Nahrung vor allem aus anderen Fischen besteht. In der Ost- und Nordsee ist er als effizienter Räuber von Heringsschwärmen bekannt die er über teilweise längere Distanzen verfolgt. Der Kabeljau bildet zwar teilweise lokale, nicht wandernde Bestände an den nordischen Küsten Europas aus, der Großteil der Nordatlantischen Population macht jedoch lange jährliche Wanderungen zwischen den eher südlich gelegenen Paarungs- und Laichgebieten im Winter vor der norwegischen Küste und den kälteren Nahrungsgründen im Nordpolarmeer. Der Kabeljau gilt dabei als ausgeprägt vokaler Fisch. Er erzeugt insbesondere während der Laichzeit mit seiner sogenannten „vokalen“ Muskulatur unterschiedliche Töne, mit denen die Männchen und die Weibchen kommunizieren und Partner zur Fortpflanzung finden.
In Nordeuropa und Nordamerikas gilt der Kabeljau als eine der wichtigsten kommerziell genutzten Fischart mit einer langen Geschichte in der menschlichen Kultur und Fischereiwirtschaft. Obwohl der Kabeljau zu den fruchtbarsten Fischen auf der Erde zählt und ein 15 kg schweres Weibchen bis zu 7,5 Millionen Eier mit einem Durchmesser von etwa 1,5 mm ablaicht, gilt der Kabeljau aufgrund seiner hohen Beliebtheit als Speisefisch in Bezug auf seine Schutzstatus als besorgniserregend. Seit Jahrzehnten leidet der Kabeljau unter massiver Überfischung, was zu einem drastischen Rückgang der Population weltweit geführt hat. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat den Atlantischen Dorsch als gefährdet eingestuft und warnt ausdrücklich vor einer weiteren Dezimierung dieser ökologisch und ökonomisch wichtigen Fischart.
Eine weitere Bedrohung für den Kabeljau insbesondere in den südlichen Verbreitungsgebieten ist der menschengemachte Klimawandel. Die zunehmende Erwärmung der Meere führt zu Veränderungen in der Verbreitung und dem Wanderverhalten des Kabeljaus, so dass eine langfristige Verlagerung der fischereilich wichtigen Bestände insbesondere aus der Nordsee in Richtung Nordatlantik zu befürchten ist, sowie eine Destabilisierung der „Dorsch“-Bestände der Ostsee.
-Pressemitteilung DAFV-