Im Dezember 1963 pries der Ingenieur Rudolf Schröpfer aus dem damaligen Karl-Marx-Stadt in der DDR-Zeitschrift „Deutscher Angelsport“ seine Dienste an.
Er hatte einen sehr eleganten und einfachen Weg gefunden, die legendäre Neulac mit Halbbügel auf Vollbügel umzurüsten. Schon im „Jahrbuch des Anglers“ von 1963 berichtet er über seinen gelungenen Umbau. Offenbar neigte die ursprüngliche Neulac mit Halbbügel zur „Schlingenbildung“. Durch seinen Umbau konnte die Schnur nicht mehr unter die Spule laufen. Gegen 1 DM Versandkosten stellte er Interessierten einen Bauplan zur Verfügung. „So mancher Sportfreund wird seine Neulac, die er schon abgelegt hatte, wieder in Form bringen, zumal das Angebot von Weitwurfrollen noch nicht der Nachfrage standhält. Wir nutzen so stille Reserven aus, die im Angelschrank schlummern“, schrieb Schröpfer in seinem Artikel. Auch für die oft abgebrochenen Rollenfüße bei der Neulac hatte er eine Lösung gefunden. Er ersetze diese mit einem 2mm dicken Blechstreifen und zwei Nieten.
Hergestellt und erdacht wurde die ursprüngliche Neulac im Jahr 1949 von Ingenieur Albert Neumann in der Kastanienstraße 5 in Coswig, Bezirk Dresden, damals noch Sowjetische Besatzungszone. Diese Rolle wurde über Berliner Händler 1949 auch im Westen verkauft. Bis etwa 1957 wurde die Neulac in der DDR-Angelpresse beworben, um dann 1963 noch einmal von Schröpfer eine Verjüngungskur zu bekommen. Es hat damals in der DDR offenbar Rollenmangel geherrscht. Angeblich soll es 1955 auch schon eine Vollbügel-Version der Neulac ab Werk gegeben haben, aber da ist mir nichts Weiteres zu bekannt.
Rudolf Schröpfer hat die Rollen, die ihm zum Bügelumbau überlassen wurden, auch neu lackiert, in der Regel schwarz, es gibt aber auch grüne Exemplare. Seine überarbeiteten Versionen sind auf dem neuen Bügelmechanismus mit „RS“ gemarkt.
Ich habe übrigens auch eine grau-blaue Neulac mit angebautem Vollbügel in der Sammlung. Diese Rolle besitzt einen angenieteten neuen Rollenfuß aus 2mm-Blech, genau wie von Schröpfer beschrieben. Der neue Vollbügel ist aber von ganz anderer Bauweise. Schröpfer berichtet in seinem Artikel auch von einem Sportfreund Hänsel aus Radebeul, der Neulac-Rollen umbaut.
Über den Namen Neulac kann man ebenfalls spekulieren. Es gibt auch ganz seltene Exemplare dieser Rolle, die mit „Neulaco“ gemarkt sind (siehe: Lutze Gehre, Bildband Neulac, 2019). Hier ist damals die Ähnlichkeit zur Leipziger Traditions-Angelgerätefirma „Belaco“ wahrscheinlich zu groß gewesen und das „o“ musste wegfallen. Um nicht eine neue und teure Gussform für den Seitendeckel anfertigen zu müssen, wurde das “o” wahrscheinlich anfangs einfach in der Form mit Metall aufgefüllt oder bei den Deckeln weggefeilt. Man sieht noch heute bei manchen Rollen einen etwas überlangen Unterstrich, wie bei diesem gründen Modell. „Neu“ im Rollennamen steht jedenfalls ganz sicher für den Erfinder Albert Neumann.
Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de