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Schneckengehäuse zum Fischfang

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Delfin beim „Shelling“. Bild: Dr. Sonja Wild/Dolphin Innovation Project

Studie der Konstanzer Biologin Dr. Sonja Wild weist erstmalig nach, dass Delfine ihre Jagdtechniken nicht nur von ihrer Mutter, sondern auch von weiteren Artgenossen lernen.

Eine Studie der Universität Zürich unter Leitung der Konstanzer Biologin Dr. Sonja Wild vom Exzellenzcluster Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour der Universität Konstanz weist erstmalig nach, dass Delfine ihre Techniken zum Beutefang auch außerhalb der Beziehung zwischen Mutter und Kalb untereinander weitergeben und erlernen. Ihr kulturelles Verhalten ist demnach jenem von Menschenaffen ähnlicher als bisher gedacht. „Diese Ergebnisse sind ziemlich überraschend, da Delfine normalerweise die Jagdstrategien ihrer Mütter übernehmen. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass Delfine durchaus in der Lage und auch motiviert sind, neue Jagdtechniken außerhalb der Beziehung zwischen Mutter und Kalb zu erlernen. Das trägt zum Verständnis bei, wie sich Delfine durch Verhaltensveränderung an variierende Umweltbedingungen anpassen können“, erklärt Sonja Wild.

Wie Chips ganz unten in der Packung…

Die Studie, deren Ergebnisse aktuell veröffentlicht worden sind, wurde zwischen 2007 und 2018 im westlichen Golf von Shark Bay (Westaustralien) durchgeführt. Von einem Boot aus beobachteten die Forscherinnen und Forscher Delfine (Indopazifische Große Tümmler) und dokumentierten, wie sich ein neues Jagdverhalten, genannt „Shelling“, in der Population ausbreitete. Shelling ist eine Technik, die Delfine anwenden, wenn sich ihre Beute in großen leeren Gehäusen riesiger Meeresschnecken versteckt. „Sie benutzen ihren Schnabel, um die Schneckengehäuse an die Oberfläche zu bringen, und schütten dann das nun in der Falle sitzende Essen in ihren Mund – wie die letzten Chips ganz unten in der Packung“, schildert Sonja Wild. Das Team kombinierte Verhaltens-, Umwelt- und genetische Daten, um die Ausbreitung des Shelling zu dokumentieren. Die Ergebnisse zeigen auf, dass dieses Jagdverhalten durch soziales Lernen von Artgenossen weitergegeben wird.

Die Studie wurde im Rahmen des Promotionsprojekts von Sonja Wild an der University of Leeds (Großbritannien) durchgeführt. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Current Biology (25. Juni 2020) veröffentlicht.

Lesen Sie den ausführlichen Artikel in campus.kn, dem Online-Magazin der Universität Konstanz.

Originalpublikation: Sonja Wild, William J.E. Hoppitt, Simon J. Allen, Michael Krützen. Integrating genetic, environmental and social networks to reveal transmission pathways of a dolphin foraging innovation. Current Biology. 25 June 2020. DOI: 10.1016/j.cub.2020.05.069

-pm-

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