Regelmäßige Besucher im Sammlerblog kennen meine Leidenschaft für Eigenbau-Angelgerät aus der frühen Nachkriegszeit.
Deutschland lag in Trümmern, Angelgerät war unerschwinglich oder nicht vorhanden, dabei der Hunger groß. Deshalb haben sich viele handwerklich begabte Angler am Selbstbau von Angelgeräten erprobt. Blechteile und Schrott waren in den Trümmern einfach zu finden.
Diesmal präsentiere ich eine sehr grobschlächtige Angelrolle aus Bremen. Das würfelförmige Messinggehäuse gleicht eher dem Werk einer alten Standuhr. Mit zwei massiven Messingschellen wurde diese Winde damals auf eine Holzrute geschraubt, wahrscheinlich auf eine Bohnenstange, die zum Hechtangeln mit Proppen und Köderfisch umgebaut wurde. Dafür reichte die Montage nur eines Spitzenrings. Der Notvorrat aus Wurstkordel auf der Rolle war nur für den Drill gedacht. Auf dem Meer wurde diese Rolle wohl nicht eingesetzt, es finden sich keine Korrosionspuren durch Salzwasser.
Anfangs habe ich sogar gezweifelt, ob es sich wirklich um eine Angelrolle handelt. Für eine „Winch“ zum Heben größerer Lasten ist die Kurbel aber einfach zu klein, auch gibt es keinen Feststellmechanismus. Dafür aber eine Ratsche mit einer kreisrunden Feder, genau wie wir sie im Innenleben von alten Achsrollen finden (siehe Vergleichsfoto).
Wer hat weitere Eigenbau-Rollen in seiner Sammlung? Bilder bitte an thomas.kalweit@paulparey.de