ANZEIGE

Quick Standard mit Shakespeare-Griffen?

723
Ziemlich identisch: Die Kurbelknäufe an einer 1952er Quick Standard und an einer Shakespeare-Multirolle.

DAM Quick Standard-Experte Uwe Wenzel hat wieder eine Entdeckung gemacht: Die Griffe an der Shakespeare-Multirolle 1944M Modell EH sind mit vielen Griffknäufen der DAM Standard ab ca. 1952 identisch.

Er schrieb uns per Mail: „Hallo Thomas, ich hatte vor ein paar Wochen mal wieder eine kleine Entdeckung gemacht! Die letzte Version des Standard-Kurbelknaufs scheint ein US-Zukaufteil zu sein? Die Maße des Knaufs sind zöllig, daher glaube ich nicht, das sie in Deutschland produziert worden sind. Die Maße der runden Standard-Knöpfe sind nämlich metrisch! Was meinst du dazu? Viele Grüße Uwe“

Weitere Infos dazu auf uwewenzel.com…

Hallo Uwe, stimmt, das kann kein Zufall sein. Eventuell hat sich DAM aber auch durch die Griffe der Shakespeare-Multi „inspirieren“ lassen. Man wollte ja damals in Deutschland als Firma modern sein und für den Weltmarkt produzieren. Dass die Griffe teuer aus den USA importiert wurden, ist natürlich auch möglich, aber irgendwie unwahrscheinlich. Denn um 1950, so kurz nach dem verlorenen Krieg, kostete Arbeitszeit bei uns hier überhaupt nichts, die Kassen der Firmen waren leer – warum dann teuer von den Siegermächten importieren? Leider konnte ich nicht herausfinden, wann genau die Multirolle 1944M Modell EH produziert wurde, 1944 ist ja die Typnummer und nicht das Herstellungsjahr. Ich konnte nur grobe Produktionsdaten dieser Rolle von Anfang der 1950er bis ca. 1963 im Netz finden. Vielleicht hat Shakespeare sogar die Griffe bei DAM gekauft? Wenn DAM diese Griffe für Shakespeare hergestellt hat, dann sicher auch in Zollmaßen, damit sie bei den amerikanischen Rollen auch passen. Und weil man die Form schon einmal hatte, hat man sie gleich bei der Standard mitverwendet!? Aber das ist reine Spekulation… Dass man sie in den USA gekauft hat, halte ich immer noch für unwahrscheinlich. Nach dem Krieg hatten die am Boden zerstörten deutschen Firmen nicht viele Devisen, um in den USA etwas einzukaufen.

Zum Abschluss noch eine interessante Geschichte: Von Bert Rost, dem DAM-Exportleiter aus den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg, weiß ich, dass damals viele amerikanische Offiziere in Gunzenhausen eingekauft haben. Er wurde überhaupt nur von DAM als Mitte-Zwanzigjähriger eingestellt, weil er als einziger etwas Englisch konnte. Rost war zuvor Dolmetscher des amerikanischen Stadtkommandanten von Bayreuth. Ein Major und auch der Oberst dort waren Angler. Mit Rost ist man in Jeeps nach Gunzenhausen zu DAM einkaufen gefahren. Es gab damals in den US-Kasernen „Rod & Gun Clubs“, die Angelgeräte brauchten.

Rost hat übrigens 1958 Brink in Bonn gekauft, 1962 dann auch Noris. Diese Firmen konnte er Anfang der 1960er an Shakespeare in die USA verkaufen (daraus wurde dann 1963 Noris-Shakespeare). Anfang der 1980er wurde er sogar für drei Jahre Präsident des US-Konzerns. Langer Rede, kurzer Sinn: Um 1950 hatte DAM also sehr gute Kontakte zu Amerikanern in Deutschland. Ob da Rollenknäufe gekauft oder verkauft wurden, wer kann das sagen? Um diese Zeit wurden übrigens keine größeren Posten von DAM in die USA exportiert. Die ersten Verkäufe (vor allem von der Schnur Damyl) gingen nach Portugal, Griechenland oder in die Türkei. Beste Grüße Thomas

P.S.: Was auch sein kann, dass eine der damals vielerorts (vort allem auch in Deutschland) aufkeimenden Kunststoff-Produzenten (z.B. Plate in Bonn, Dynamit Nobel in Troisdorf etc.) diese Knäufe hergestellt und an beide Firmen verkauft hat 😉

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Anmerkung vom 13. Juni 2023:

Auch den Amerikanern ist aufgefallen, dass DAM-Multirollen Teile besitzen, die extrem ähnlich bis identisch mit Teilen an Shakespeare-Multirollen sind: https://reeltalk.orcaonline.org/viewtopic.php?t=15871

Entweder hat man da schamlos abgekupfert oder sehr eng kooperiert…

ANZEIGE
Abo Fisch&Fang