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Prymnesium: Sachliche Richtigstellung des IGB

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Brackwasseralge Prymnesium parvum
Die giftbildende Brackwasseralge Prymnesium parvum unter dem Mikroskop. Foto: Katrin Preuss/IGB

Kürzlich wurde in den Medien eine Darstellung über das Vorkommen der giftbildenden Brackwasseralge (Goldalge Prymnesium parvum) in Brandenburger Gewässern verbreitet, die suggerierte, eine Prymnesium-Massenentwicklung könne auch ohne Salzbelastung entstehen.

Dies ist aus wissenschaftlicher Sicht des Leibniz-Institutes für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) nicht zutreffend.

Massenentwicklung von Prymnesium parvum nur in salzbelasteten Gewässern möglich

Zum Nachweis geringer Mengen der giftbildenden Brackwasseralge Prymnesium parvum in verschiedenen Brandenburger Gewässern wird aus Forschungssicht eine irreführende Darstellung verbreitet: Die in Medien unter Berufung auf den Landesfischereiverband Brandenburg/Berlin e.V. verbreitete und von Institutionen aufgegriffene Interpretation, dieser Nachweis würde den Zusammenhang zwischen Algenvermehrung und Salzkonzentration widerlegen, ist nach wissenschaftlichem Kenntnisstand falsch. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ordnet den Sachverhalt daher wissenschaftlich ein:

Massenvermehrung in der salzbelasteten Oder

Zur Oder-Katastrophe im August 2022 kam es, weil sich die Brackwasseralge Prymnesium parvum im Odergebiet in stark mit Salz angereichertem Wasser massenhaft vermehren konnte, und zwar bis auf mehr als 100 Millionen Zellen pro Liter Flusswasser. Aufgrund dieser hohen Algenkonzentration führte das von der Alge produzierte Gift Prymnesin damals zum Tod von etwa 1.000 Tonnen Flussfischen sowie von Schnecken und Muscheln.

Seitdem forscht das IGB weiter an den Ursachen und den Auswirkungen der Katastrophe. Unter anderem wird seit März 2023 monatlich analysiert, wie sich das Vorkommen der Brackwasseralge im deutschen Abschnitt der Oder entwickelt. Prymnesium parvum ist dort tatsächlich in geringen Konzentrationen wieder aufgetreten, hat sich aber bislang nicht massenhaft vermehrt. Die maximale Dichte entsprach im Sommer 2023 nur etwa einem Hundertstel (1 Prozent) der Dichte vom August 2022, sodass bis zum jetzigen Zeitpunkt in diesem Abschnitt keine Fische vergiftet wurden.

Nur minimale Prymnesium-Dichten in anderen Brandenburger Gewässern

Ob die toxinbildende Brackwasseralge Prymnesium parvum auch in anderen Brandenburger Gewässern vorkommt, ist eine wissenschaftlich interessante Fragestellung. Der Landesfischereiverband Brandenburg hatte dem IGB zu diesem Zweck einige Proben aus unterschiedlichen Brandenburger Gewässern zur Verfügung gestellt. Auch in diesen Einzelproben fanden die IGB-Forscher Prymnesium-Zellen, allerdings in geringen Dichten. Sie entsprachen nur etwa einem Tausendstel (0,1 Prozent) der Algendichte, die im August 2022 in der Oder gemessen wurde.

Dieser erste und vorläufige Eindruck deckt sich mit dem internationalen Forschungsstand, demzufolge die Brackwasseralge durchaus in geringen Konzentrationen in vielen Gewässern vorkommen kann. Bei solchen niedrigen Konzentrationen ist allerdings von keiner direkten Gefahr auszugehen. Ein Risiko von Fischsterben entsteht erst durch die Massenentwicklung von Prymnesium parvum, wie sie ausschließlich in salzbelasteten Binnengewässern und im Brackwasser auftreten kann.

Reduktion der Salzkonzentration nach wie vor dringend nötig

Wie viel Salz maximal in ein Gewässer eingeleitet werden darf, ohne dass das Risiko einer solchen Massenentwicklung dieser Alge entsteht, ist eine wichtige Frage. Dafür existiert noch kein wissenschaftlich fundierter Grenzwert. Das IGB führt derzeit im Rahmen des vom Bundesumweltministerium geförderten Verbundprojekts ODER~SO wissenschaftliche Untersuchungen dazu durch.

Die IGB-Forscher unterstreichen, dass eine Reduktion der Salzfracht bzw. -konzentration nach dem aktuellen Forschungsstand die wichtigste Stellschraube ist, um Massenentwicklungen der Brackwasseralge zu verhindern.

-Pressemitteilung IGB-

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