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Perfekte Imitation

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Hechtdrill
Im Kehrwasser des Wehres gaukelte der tote Köderfisch dem Pracht-Esox leichte Beute vor.
Hecht
Aktives Angeln mit totem Köderfisch: Paul Gustafson konnte diesen Prachtburschen aus dem Wehrgumpen von seinem System überzeugen.
Die Wobbelstange wird im Köderfisch verankert. Jeder kleine Zupfer mit der Rutenspitze überträgt sich direkt auf den Happen. An klaren und hindernisreichen Gewässern wie dem schwedischen Fluß Dalälven ist der tote Köderfisch am System äußerst fängig
Aktives Angeln mit totem Köderfisch: Paul Gustafson konnte diesen Prachtburschen aus dem Wehrgumpen von seinem System überzeugen.

Große Hechte, und die auch noch regelmäßig fangen – davon träumt jeder Raubfisch-Angler. Genau das aber verspricht das fängige Wobbel-System für tote Köderfische von Paul Gustafson.

Von Paul Gustafson

„Mit Köderfisch fängt man hier die kleinen, mit Blinker und Wobbler die großen Hechte“, erklärt mir Kalle Hedin, mein schwedischer Angelführer. Zwar räume ich ein, dass sich auch mit Kunstködern große Fisch fangen lassen, für optimal halte ich sie jedoch nicht. Nach meiner Erfahrung schlägt ein an der Spinnrute geführter toter Köderfisch alle anderen Techniken um Längen. Und genau das will ich mit meiner Wobbel-Montage, die ich vor zehn Jahren entwickelt, immer wieder verfeinert und unter unterschiedlichsten Bedingungen getestet habe, am Dalälven in Schweden beweisen.

Rekordbrecher

Direkt auf meinen ersten Wurf hin schlägt ein Hecht zu. Ich lasse ihn etwa 20 Sekunden lang Schnur abziehen, dann erst setze ich den Anhieb. Zehn Minuten später – ich war ganz schön ins Schwitzen geraten – gleitet ein prächtiger Hecht in den Kescher. Kalle traut seinen Augen kaum: Elf Kilogramm bringt der Prachtfisch auf die Waage. Mit einem einzigen Wurf ist damit der Flussrekord von neun Kilogramm gebrochen.

Aber das Beste sollte noch kommen. Wir fahren mit dem Boot den Fluss hinunter zu einer Stelle, an der große Felsen aus dem Fluss ragen. Ich montiere eine frisch getötete, etwa halbpfündige Forelle, werfe sie direkt hinter einen gewaltigen Findling und hole sie sehr langsam ein. Dabei lasse ich den Köder verführerisch in der Strömung spielen und immer wieder den Grund berühren. Gelegentlich erreicht er auch das Mittelwasser und die Oberfläche, um dann wieder mit der Strömung lockend in die Tiefe zu taumeln. Kurz bevor die Forelle das Heck unseres Bootes erreicht, packt der nächste Hecht das Wobbel-System.

Die starke Rute biegt sich zum Halbkreis. Ich halte mit aller Kraft dagegen, trotzdem kann ich den Hecht nicht stoppen. Er schwimmt 30 oder 40 Meter stromabwärts und nimmt Kurs auf einen Felsen. Kalle lichtet den Anker und folgt ihm. Nur mit knapper Not kann ich den Fisch daran hindern, um den mächtigen Felsbrocken herumzuschwimmen. Schließlich liegt ein knapp 14 Kilogramm schwerer Hecht im Kescher.

Haken-Duo

Am Ende gehen uns die Köderfische aus, und wir haben Hechte mit einem Gesamtgewicht von über 300 Pfund gelandet. Kein Wunder, dass jetzt auch Kalle Feuer und Flamme für die Montage ist.

Ich zeige ihm das längliche Gewicht und die beiden Haken, die an einem 30 Pfund tragenden, 40 Zentimeter langen Stahlvorfach hängen. An das Ende der Stahlseide montiere ich einen 6er Drilling. Diesen befestige ich nur mit einer Spitze in der Flanke des Fisches.

Etwa zehn Zentimeter darüber – der Abstand richtet sich natürlich nach der Größe des Köderfisches – bringe ich einen weiteren 6er Drilling oder einen Einfachhaken am Vorfach an. Diesen steche ich durch Ober- und Unterlippe des Köders. Am Öhr befestige ich mit einer Klemmhülse einen mehrere Zentimeter langen Vorfachabschnitt und ein Gewicht: ein massiver, fünf Millimeter dicker und sechs Zentimeter langer Stab aus rostfreiem Stahl oder Messing (Zeichnung). Diese Beschwerung drücke ich in den Schlund des Köderfisches. Aber Vorsicht: Zu kurz hineingesteckt, ragt sie bald unter den Kiemendeckeln hervor. Zu tief gesetzt, versteift sie die hintere Hälfte des Körpers, der dann nicht mehr richtig im Wasser spielt.

Direktübertragung

Der Vorteil dieser Montage: Nicht das Vorfach wird mit Blei beschwert, sondern das ganze Gewicht liegt im Inneren des Köders. Jede Bewegung der Schnur überträgt sich direkt auf ihn, wodurch er sich sehr natürlich bewegt. Hänger kommen sehr selten vor. Außerdem lässt sich der Verführer mit großer Präzision werfen, was besonders vorteilhaft für schlecht zugängliche Bereiche unter überhängenden Bäumen ist.

Für den Einsatz dieses Wobbel-Systems benutze ich eine 3,30 Meter lange Rute mit einer Testkurve von drei Pfund und eine Multirolle. Sie bietet einen direkteren Kontakt zu Köder und Hecht als eine Stationärrolle. Außerdem verleitet sie weniger zu übermäßig schnellem Einholen. Viele Angler geben nämlich den großen Räubern überhaupt keine Zeit, sich für ihr Angebot zu entscheiden. Führen Sie den Köder also so langsam wie möglich durch das Jagdrevier der Hechte.

Grundsätzlich verwende ich nur frische Fische; tiefgefrorene brechen zu schnell auf. Rotaugen oder Barsche mit etwa 180 bis 250 Gramm sind ideal. Sehr fängig sind auch Forellen, die jedoch nicht überall eingesetzt werden dürfen. Sie haben aber den Vorteil, dass sie wiederholtes Auswerfen und Angriffe von Raubfischen am besten überstehen. So lassen sich mit einem Fisch mehrere Hechte fangen. Aber auch Meeresfische wie Heringe und kleine Makrelen eignen sich.

Info

Wobbelstangen aus Messing zum Selbstbau des Systems sind über den Fachhändler erhältlich bei: Sänger Top Tackle System, Bodenroder Weg 10-14, 35645 Waldsolms, Tel. 06085/98130, Fax 06085/981350. Das Set besteht aus zwei „Wobbel Bars“ (jeweils sieben und fünf Zentimeter lang) und kostet für den Endverbraucher zirka 11,- Mark.

(Stand 1999)

Foto: Verfasser

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