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Nicht nur Angelgerät von Stork und Hildebrand

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Stork-Werbung aus dem Jahr 1909: "Angelgeräte-Fabrik, eigene Fabrikation mit Kraftbetrieb". Im Text lobt Herr "M." die Storkschen Huchenruten.

Im Jahre 1909 kam es zu einem offen in der Angelpresse ausgetragenen Streit zwischen den Münchner Angelgeräte Fabrikanten Stork und Hildebrand/Wieland.

Es ging da um eine von Dr. Heintz entwickelte „rundgespließte“ Huchenrute, die von einem anonymen Autor mit dem Pseudonym „M.“ in der österreichischen Presse verrissen wurde. Wieland vermutete damals öffentlich, dass hinter dieser Kampagne nur die Firma Stork stecken könne. Zuvor war es bereits zwischen Stork und Wieland zu einem Rechtsstreit gekommen. Es ging damals um angebliche Patente im Wieland-Katalog, die aber nur Gebrauchsmuster (DRGM) oder ges.gesch. waren und um das behauptete Alter beider Firmen. Im Grunde ging es darum, welche Firma älter, größer und wichtiger sei. Man einigte sich in einem Vergleich. Aber darum soll es heute gar nicht gehen, sondern um interessante Details, die durch diese Streitigkeiten ans Licht kamen.

Spazierstöcke und Silberwaren von Stork

Seit dem Gründungsjahr 1856 hat Stork Angelgerät verkauft, sogar an Großhändler. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Bedarf an Angelgerät in Deutschland aber noch nicht sehr groß, deshalb hatte man in der Frühzeit der Firma auch „feine Galanteriewaren, Spazierstöcke, Silberwaren“ im Angebot. Man könnte also vielleicht auch einmal eine Storch-Punze auf einem Spazierstock aus Angelruten-Bambus oder auf einem Silberlöffel finden. Viele Angelgerätefirmen haben in ihrer frühen Anfangszeit neben Angelgerät auch andere Waren produziert. Von Hardy in England sind beispielsweise Golf- und Tennisschläger bekannt.

Drechslerwaren von Hildebrand-Wieland

In den Streitigkeiten kam heraus, dass Stork nur in den ersten Jahren nach Gründung andere Waren führte, Hildebrand/Wieland (gegründet 1843) aber noch 1909 „trotz seines kleinen Fabrikationsbetriebes, heute noch Zeit findet Drechslerwaren“ aus Holz neben dem Angelgerät herzustellen. H. Stork polemisiert: „Man blättere einmal den Katalog Wielands durch und der Eingeweihte muss bei oberflächlicher Durchsicht finden, dass 9/10 desselben nicht sein eigenes Fabrikat sind, sondern englische, amerikanische oder anderweitiges Erzeugnis…“. Offenbar musste Wieland mit Drechslerwaren dazuverdienen, so sah es jedenfalls H. Stork. Drechslerwaren können sehr vielfältig sein, das reicht von Handgriffen, Tischbeinen, Kegeln, Spinnrädern, Holzblasinstrumenten und Tabakspfeifen bis hin zu Schaukelstühlen und Treppengeländern. Da diese Holzgegenstände aber nicht gemarkt sind, wird es schwierig sein, da etwas zu finden.

Es kam ebenfalls heraus, dass Wieland die Firma Stork anscheinend mit kleineren Mengen Heintzblinkern beliefert hat. Mit Storch gepunzte „Heintzer“ könnten also trotzdem von Hildebrand-Wieland sein. Die Lieferung von größeren Mengen hat Wieland aber abgelehnt.

Infos, Fragen und Anregungen bitte per Mail an thomas.kalweit@paulparey.de

Hildebrand-Wieland-Werbung aus dem Jahr 1909: "Aelteste Firma am Platze." Die teuren Heintz-Huchenruten werden als "unübertrefflich an Leistungsfähigkeit" angepriesen.
Auch die englische Firma Hardy hat nicht nur Angelgerät produziert: Golfschläger mit Angelruten-Schaft, Sportbögen, Tennisschläger und die berühmte "Anglers' Pipe" im Hardy-Museum in Alnwick. Bild: Th. Kalweit
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