Sören Fietz hat einen ganzen Schmetterlingskasten voller seltsamer FB-Köder in seiner Sammlung. Hier sein Bericht:
Im vergangenen Jahr berichtete ich von älteren, hübsch bemalten Ködern, die damals auch einen Beitrag im Sammlerblog erhielten. Ich konnte vom Verkäufer weitere Köder erwerben. Es sind zum einen Blinker, die gleiche oder sehr ähnliche Charakteristika aufweisen, wie diejenigen aus dem Blog-Eintrag des vergangenen Jahres, zum anderen sind es drei große, besonders farbenprächtige Blinker, die ein wenig an Rotfedern erinnern, mit an Nadelwirbeln befestigten Sneckbent-Drillingen. Die Blinkerblätter dieser drei sind nach innen abgeknickt und weisen im Zentrum eine Bohrung für eine zusätzliche Hakenbefestigung auf.
Weiterhin kommen auch noch sechs sehr schöne Blinker mit einer außenseitig geprägten Oberfläche und einer innenseitig eingeschlagenen mir unbekannten Punze bzw. Markung hinzu. Die Punze zeigt ein FB im Kreis. Zusätzlich tragen mindestens fünf von sechs Ködern mit der FB-Markung (beim sechsten wurde sie möglicherweise verschlagen) noch eine weitere deutlich eingeschlagene Punze, die in Lage und Ausrichtung jeweils deutlich unterschiedlich lokalisiert ist, sodass sie in einem zweiten Schritt eingeschlagen worden sein muss. Diese zweite Punze ist zudem nicht bei allen Ködern gleich. Ich erkenne zwei verschiedene geometrische Formen, die eine ähnelt ein wenig einer 2 oder einem Z, die andere in etwa einer 8. Könnten diese Punzen dieser vermutlichen Kleinproduktion vielleicht den Makers Initials in Hardy-Rollen oder den orangefarbenen Aufklebern mit Mitarbeiternamen auf DAM-Rollen entsprechen und ursprünglich Auskunft über den herstellenden Mitarbeiter gegeben haben? Die beiden großen Exemplare verfügen ebenfalls jeweils über einen an Nadelwirbeln befestigten Sneckbent-Drilling und auch hier sind die Blinkerblätter nach innen abgeknickt. Im Mittelteil ist ebenfalls die Befestigung eines zweiten Hakens möglich und die Köder wurde auch schon mit einem nur teils gebogenen Nadelwirbel versehen. Die beiden Köder sind handschriftlich mit 10½ und 11S (S mit Überstrich) gekennzeichnet. Zudem habe ich auch vier kleinere Exemplare dieses Blinkertyps. Zwei dieser, tendenziell silberfarbenen, Blinker tragen die Beschriftung 4½ und 4½-S (S mit Überstrich). Überstriche zeigten früher (bis wann?) u. a. Abkürzungen an. Könnte man diese Schreibweise heute also als 11 S. lesen? Könnte somit S mit Überstrich möglicherweise die Abkürzung für silberfarbig sein? Zwei silberfarbene Köder wurden jedoch nicht mit S mit Überstrich beschriftetet, sodass diese Vermutung nicht überzeugt. Die beiden Köder mit der Bezeichnung zeigen beide dieselbe Färbung (Brünierung?) auf den Außenseiten. Was soll S mit Strich bezeichnen? Zwei weitere der vier kleinen Blinker mit der FB-Punze sind auch rückseitig bemalt, ihre Blinkerblätter knicken jedoch nur am hinteren Ende ab und sie tragen keine handschriftliche Bezeichnung. Einem der vier kleinen Exemplare wurde kein Haken montiert, nur der Nadelwirbel hängt dem Blinker an. Dieses Merkmal trifft im Übrigen auch auf einen der nicht gemarkten Exemplare zu. Bei drei der kleinen Blinker wurde der Drillingshaken umwickelt und anschließend gelötet.
Abschließend bleiben noch weitere Koppen und ein Augenblinker zu erwähnen, die sich auch noch hinzugesellten.
Nahezu alle Nadelwirbel des gesamten Konvolutes weisen noch die Nadelspitze der Stecknadel, aus der sie gebogen wurden, auf. Dieses Merkmal unterscheidet die vorgestellten Köder von vielen anderen Herstellern, bei denen die Nadelspitze abgeschnitten wurde.
Die Köder sollen angeblich alle deutschen Ursprungs sein. Möglicherweise ist die Herkunft aber auch innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches oder innerhalb des deutschsprachigen Raumes gemeint. Die Produktion dieser Köder, u. a. die Bemalung, muss z. T. sehr arbeitsintensiv gewesen sein.
Mir gefallen diese Köder außerordentlich gut und ich würde sie vielen anderen Ködern, und seien sie mit Ziegenbock oder Storch gemarkt, vorziehen.
Wer weiß mehr?
Viele Grüße Sören Fietz
Infos an thomas.kalweit@paulparey.de
Anmerkung vom 2. Juni 2020:
Für mich sieht das S mit Überstrich teilweise eher wie ein Š aus, also mit einem hakenförmiger Hatschek-Akzent, wie er in Tschechien, Polen und im Balkan verwendet wird. Könnte das auf eine Herkunft aus der Gegend herdeuten? Einige dieser Länder zählten ja zur Bauzeit der Köder (1930er/40er) kurzzeitig zum Deutschen Reich, dann würden die Angaben des Verkäufers trotzdem stimmen. Liebe Grüße Thomas Kalweit