Die Pose taucht ab. Anschlag. Sitzt. Drill. Riesensprünge. Furiose Fluchten. Dann liegt er im Netz.
Nee, das passt nicht zum Zander. Ich spreche vom Hecht. Wer mit Doppeldrilling auf Hecht fischt, muss sich keine Sorgen um den Anschlagzeitpunkt machen. Der Hecht dürfte fast immer sauber sitzen. Auch über die Pose muss man wenig grübeln. Auch wenn “weniger durchaus mehr sein kann”, zieht ein Hecht eine 30 Gramm tragende Pose ohne zu zögern unter die Wasseroberfläche. Er scheint sich in seiner Ehre gekränkt zu fühlen, wenn der Köderfisch ungewöhnlich viel Widerstand bietet, und zerrt nur umso heftiger an dem Biest.
Ganz anders der blöde Zander. Eine Spur Widerstand zu viel, und schon lässt die zickige Dame wieder los. Da reicht schon ein zu steifes Vorfach. “Nein, meine Suppe esse ich nicht!” blubbert der Suppenkasperzander. Da muss man doch verstehen, dass mir Zanderangeln so viel weniger Freude bereitet. Vom Drill ganz zu schweigen. Schon mit meinem Kumpel Stephan konnte ich nicht nur über Fußball “frotzeln”, sondern auch über die Kampfkraft der Raubfische, denn sein erklärter Liebling war eindeutig der Zanderling. Bocken? Tock? Am Grund stehen? Alles schön und gut. Aber kann er auch springen? Gegen die Bremse abdonnern? Das Wasser zu Schaum schlagen, der alte Schaumschläger? Das bleibt dann doch eher dem Hecht vorbehalten.
Und dann war da noch die Sache mit dem Stahl. Klugscheißen lässt es sich trefflich. “Immer Stahl, jawoll!” trompeten die Schlaumeiers und -müllers. Nein, diese Aussage ist schlichtweg falsch. Mir sind sogar jede Menge Topangler bekannt, die nur noch mit Hardmono auf Hecht fischen, obwohl es zweifelsfrei nicht die 100% Sicherheit eines Stahlvorfaches bietet. Einfach, weil es im immer klarer werdenden Rhein mehr Bisse bringt. Oh, doch! Stahl in meinen Gewässern, bringt weniger Zanderbisse. Da beißt die Maus keinen Faden und der Zander keinen Köfi ab.
Dann verliert man schon mal einen Hecht. Und nein, am Einzelhaken wird der ganz sicher nicht verenden. Da habe ich ganz andere Dinge mit den robusten Esoxen erlebt. Und ja, ich werde auch weiterhin mit Moni und Mono auf Zander fischen. 90% der Hechte lande ich damit auch. Und ich werde auch weiterhin ehrlich bleiben, und keine Dinge rausschneiden, die jedem Angler passieren können. Denn eines war von Beginn meiner Tätigkeit als Angeljournalist oberste Prämisse: Authentizität!
Im heutigen Mätzchen geht’s wieder los. Mit Köfi. Mit und ohne Stahl. Auf Zander. Oh, nein. Aber es nützt ja nichts. Vielleicht wendet sich ja endlich das Blatt, damit ich zum nächsten Kapitel übergehen kann. Zum Hechtkapitel. Seuuufz. Meine einzig, wahre Liebe. Und nochmal JA. Meine Frau liest mit!
Euer Matze Koch