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Massenhaft Zander im Nord-Ostsee-Kanal

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Bild: LSFV Schleswig-Holstein e.V
Massenentwicklung: Bei Probebefischungen im Nord-Ostsee-Kanal kamen 2011 über 24.000 Zander zu Tage. Die Fische wurden natürlich wieder zurückgesetzt. Bild: LSFV Schleswig-Holstein e.V

Der Landesfischereiverband Schleswig-Holstein berichtet, dass sich der Zanderbestand im Nord-Ostsee-Kanal so gut wie noch nie entwickelt. Ursache ist eine neue Nahrungsquelle: die Schwarzmundgrundel.

Bild: LSFV Schleswig-Holstein e.V.

„So viele Zander gab es hier noch nie!“ meint Hans Brauer, Berufsfischer in der fünften Generation aus Rade bei Rendsburg. Er selbst befischt den Nord-Ostsee-Kanal sowie den Audorfer See, den Schirnauer See und den Borgstedter See seit mehr als 40 Jahren. Und seine Beobachtung stimmt mit den Ergebnissen der fischereibiologischen Untersuchungen überein. Bereits in den letzten beiden Jahren hatte sich der Zander stark vermehrt. Aber 2011 verlief die Reproduktion so außerordentlich gut, dass der Bestand an jungen Zandern eine Rekordgröße angenommen hat.

24.183 Zander bei Probebefischungen

Seit 2007 werden im Rahmen des „EFF-Pilotprojektes zur Förderung des Aalbestandes im Nord-Ostsee-Kanal“ an jährlich fünf Tagen auf der Pachtstrecke von Hans Brauer Schleppnetzbefischungen unter genormten Bedingungen vorgenommen. Dabei werden neben den gefangenen Aalen auch alle anderen Fischarten detailliert erfasst. Diese Daten belegen eindrucksvoll die positive Bestandsentwicklung des Zanders. Im Zeitraum von 2007 bis 2009 wurden bei den Schleppnetzbefischungen jährlich zwischen 550 und 1.300 Zander gefangen. 2011 waren es 24.183! Damit war der Zander in den Fängen die häufigste Art, noch vor Brasse und und der im Brackwasser lebenden Schwarzmundgrundel. Bei den gefangenen Zandern handelte es sich ganz überwiegend um junge Exemplare, die erst im Frühjahr 2011 geschlüpft sind. Obwohl der Jahrgang so außergewöhnlich stark war, gab es offensichtlich keine Nahrungsengpässe. Anfang September hatten die jungen Zander bereits eine Durchschnittsgröße von 14,5 cm. Diese Wachstumsleistung ist für Zander aus dem Nord-Ostsee-Kanal durchaus gut.

Hauptnahrung Schwarzmundgrundeln

Auch die größeren Zander wachsen in den letzten Jahren überdurchschnittlich gut ab. Das Verhältnis von Gewicht zu Körperlänge ist deutlich gestiegen. Die Ursache für das gute Wachstum und für die hohe Vermehrungsrate liegt daher sehr wahrscheinlich an einer gegenüber früheren Jahren insgesamt deutlich verbesserten Nahrungsverfügbarkeit. Und dies wiederum ist sehr wahrscheinlich dem massenhaften Auftreten der Schwarzmundgrundel zu verdanken. Aktuelle Untersuchungen der Universität Hamburg haben ergeben, dass Zander nahezu aller Größenklassen Schwarzmundgrundeln fressen. Verwunderlich ist das nicht. Schwarzmundgrundeln haben eine für den Zander angenehme Größe, lassen sich gut schlucken und zeichnen sich durch ein Fluchtverhalten aus, das diesen Namen eigentlich nicht verdient. Selten schwimmen sie eine größere Distanz als ein, zwei Meter, bevor sie wieder zu Boden sacken und dort, vermutlich in der Hoffnung entkommen zu sein, starr verharren. Der mit hervorragenden Augen ausgestattete Zander muss sie also eigentlich nur einsammeln.

Grundel-Imitationen besonders fängig

Nicht nur im Nord-Ostsee-Kanal lieben die Zander Grundel-Imitationen. Auch im Rhein haben sich andere Grundelarten massenhaft entwickelt. Bild: Arndt Bünting

Mittlerweile haben viele Angler erkannt, welche Bedeutung die Schwarzmund-Grundel im Nahrungs-Spektrum des Zanders hat, und verwenden sie als Köderfisch, der in kleinen Sprüngen über den Grund geführt wird. Diese Methode hat vermutlich Zukunft. Und inzwischen haben auch die Geräte-Hersteller reagiert und den einen oder anderen Grundel-Nachbau auf den Markt gebracht.

Ab 2013 fängfähig

Leider hat die Schwarzmundgrundel die Eigenschaft, während der Wintermonate den freien Grund zu meiden und sich fast ausschließlich in der Deckung aufzuhalten. Dort ist sie insbesondere für die großen Zander nicht zu erreichen. Diese mussten sich daher neue passende Beute suchen – und haben sie ausgerechnet in dem starken Zanderjahrgang 2011 gefunden. Es bleibt zu hoffen, dass trotz des Kannibalismus reichlich junge Zander übrig bleiben, bis im März der Hering kommt und die Schwarzmundgrundeln wieder umherziehen. Spätestens 2013 hat dieser Ausnahmejahrgang dann auch eine ordentliche Fanggröße erreicht.

Quelle: LSFV Schleswig-Holstein e.V., www.lsfv-sh.de

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