Vor etwa zwei Jahren war sie schon mal auf ebay, aus verständlichen Gründen hat sie damals niemand gekauft. Jetzt ist sie in einem größeren Konvolut Achsrollen aufgetaucht, das ich vor ein paar Tagen erwerben konnte.
Die Spule dieser Rolle besteht aus Plexiglas. Damals ein absolutes Hightech-Material, das in Deutschland erfunden wurde und 1933 auf den Markt kam. Anfangs wurde es wegen seiner hohen Bruchfestigkeit und gleichzeitig geringem Gewicht für die Fenster von Flugzeugen und Zeppelinen verwendet, in der Kriegszeit fast ausschließlich in der Rüstungsindustrie zur Verglasung von Flugzeugkanzeln.
Die unregelmäßigen Bohrungen für die Ventilierung (Löcher in der Spule, damit die Seidenschnur auf der Fliegenrolle trocknen kann) zeugen davon, dass es sich um einen ambitionierten Eigenbau handelt.
Der damalige Entwickler dieser Rolle hat wohl mehr aus Jux einen Ziegenbock und „DAM“ in die Rolle gekratzt, so wie ein Junge sich einen Mercedes-Stern auf seine selbstgebaute Seifenkiste malt. Zweifellos sollte nicht vorgetäuscht werden, dass es sich bei der Rolle um ein DAM-Produkt handeln soll. Denn der Ziegenbock ist derart verunglückt, es könnte auch die Pieta von Michelangelo sein, oder Homer Simpson, der seinen Sohn Bart verprügelt.
Die kleine Acrylglas-Fliegenrolle ist absolut funktional, sehr stabil und mit ihrem Alufuß wunderbar leicht. Zusätzlich besitzt sie eine genial einfache Schleifbremse aus einem Federblechstreifen der justiert durch eine Stellschraube auf die Spule drückt. Ich würde sie auf die sehr frühe Nachkriegszeit schätzen. Eventuell stammt das Plexiglas sogar von einem abgestürzten Kriegsflugzeug, an Rüstungsschrott war in den 1940ern kein Mangel…
Wer weiß mehr über diese Rolle? Infos an thomas.kalweit@paulparey.de