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Gebläute Messingrolle von Stork

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Gebläute Messingrolle
Kleine Messingrolle mit noch komplett erhaltener Bläuung - wie an einer Schrotflinte.

Vor wenigen Tagen konnte ich diese wunderhübsche und nur 4 cm große Messingrolle erwerben, die durch ihre perfekt erhaltene Bläuung ins Auge sticht.

Ein Jäger aus Krefeld hatte sie sich in den 1920er Jahren zusammen mit einer Stahlrute von Stork für sein Niederwildrevier am Eifelflüsschen Kyll zugelegt. Offenbar wollte er dort hin und wieder auf Forellen fischen. Er hat es sicher nicht oft getan, denn der Zustand der Messingrolle ist für ihr 100-jähriges Alter quasi neuwertig. Da diese Rute-Rolle-Kombo das einzige Angelgerät des Jägers war, wird er es höchstwahrscheinlich bei nur einer Firma, nämlich bei Stork in München, bestellt haben.

Bei der gebläuten Messingrolle fiel mir gleich der grünlich eingefärbte Beinknauf auf. So etwas kenne ich nur von Stork-Rollen – ein weiteres Erkennungszeichen an Messingrollen der Münchner Firma.

Ich habe mir also einen Stork-Katalog aus den 20er Jahren zur Hand genommen und nach der Messingrolle gesucht. Und unter der Nummer 804 habe ich ein perfekt passendes Exemplar gefunden. Zu der Rolle heißt es dort: „Grau oxidierte Messingrolle, sehr solide Konstruktion (verschraubt), mit Federhemmung.“ Auch ein kleiner Scheibendurchmesser von 40 mm wird dort angegeben. Die Form des Griffknaufes und die gebogene Kurbel auf der Abbildung passen ebenfalls, auch ist meine Rolle am Fuß geschraubt und ungewöhnlich massiv konstruiert. Eine Knarre ohne Schalter ist ebenfalls eingebaut.

Nach dem Vergleich mit anderen Stork-Rollen aus meiner Sammlung bin ich mir ziemlich sicher, dass ich da ein Röllchen aus München erwischt habe! Vielleicht hat ein anderer Sammler eine größere, gemarkte Messingrolle dieser Art in seiner Sammlung und kann ein paar Fotos schicken!

Info: Messing lässt sich nicht durch Hitze bläuen wie Stahl. Es wurde wohl eine Buntmetallbeize aufgetragen. Fachlich richtig müsste man bei Messing dann von Brünierung sprechen. Da die Rolle aber nun einmal blau ist, habe ich mich für Bläuung entschieden. Stork spricht im Katalog von „grau oxidiert“, was ebenfalls für den Einsatz einer Beize spricht.

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Alte Messingrolle
Die Rolle ist extrem robust gebaut. Stege und Seitenplatten sind deutlich dicker als bei vergleichbaren Messingrollen. Auf der Rolle befindet sich noch alte Hanfschnur.
Auch auf der Rückwand ist die Bläuung noch perfekt erhalten. Die Rolle besitzt einen eingebauten Klicker, aber keinen Schalter zum Ein- und Ausschalten.
Gebläute Messingrolle
Aufgrund des winzigen Durchmessers der Rolle von nur 4 cm fällt der Fuß vergleichsweise lang aus. Die winzige Größe der Rolle könnte auch der Grund sein, warum die Rolle nicht gemarkt wurde. Der halbkreisförmige Stork-Schriftzug würde kaum auf die Frontplatte passen.
Vergleich mit einer anderen Stork-Rolle: Grünlich eingefärbte Beinknäufe findet man nur bei der Münchner Firma.
Auch die Schrauben und Nieten sind quasi identisch. Links Stork-Modell 804 mit glatter Platte, rechts 803 mit Strahlenkranz.
Nur eine Abbildung für zwei verschiedene Rollen im Stork-Katalog von 1926.
Die Beschreibung für die gebläute/brünierte Variante 804.

Anmerkung vom 1. September 2023:

Gerhard Dee hat uns Bilder von einem möglichen Stork-Modell 804 mit glatter Platte geschickt, Durchmesser 52 mm. Zum Vergleich dazu noch Bilder der Stork-Messingrolle 803 mit Strahlenkranz, abgestufter Frontplatte und ohne Schrauben.

Das könnte eine größere Version der Stork-Messingrolle 804 sein, mit glatter Frontplatte und zwei Schrauben am Fuß. Auch die feine Rille am Rand ist vorhanden. Reste der Bläuung könnten im Bereich der Schrauben und Nieten noch zu erahnen sein.
Auch die Rückseite der Rolle passt.
Diese Rolle hat ebenfalls einen grünen Griff, der aber anders geformt ist. Vielleicht gab es da je nach Größe oder Produktionszeit Abweichungen.
Zum Vergleich: Stork-Messingrollen Nr. 803 mit Strahlenkranz und ohne Schrauben.
Stork-Messingrolle
Der halbkreisförmige Stork-Schriftzug ließ sich auf dieser Rollengröße nur mit Schwierigkeiten unterbringen.
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