Für Niels Vestergaard sind Küstenwobbler Trumpf. Im März, wenn die Forellen relativ träge sind, vertraut er Reizfarben wie Gelb/Orange. |
Start frei zur Meerforellen-Saison 1999! Fünf Spezialisten verraten ihre persönlichen Erfolgsrezepte.
Worauf fahren die Silbertorpedos wirklich ab? Das hat FISCH & FANG fünf Spezialisten gefragt – hier ihre Tipps:
Niels Vestergaard: Wobbler sind Trumpf
„Im Frühjahr favorisiere ich Küstenwobbler. Wenn die Temperaturen noch niedrig sind biete ich sie bevorzugt in Buchten über möglichst dunklem Grund an. Dort erwärmt sich das Wasser am schnellsten und das Leben erwacht besonders früh. An einem milden Tag an dem es schwach aus südwestlicher Richtung weht bin ich ganz kribbelig. Denn unter diesen Bedingungen habe ich schon viele und auch große Meerforellen gewobbelt.
Meine Lieblingsfarben an Tagen mit klarem Wasser und Sonnenschein sind Grün/Silber oder Blau/Silber. Bei angetrübtem Wasser verwende ich Gelb oder Orangefarben.
Den Köder hole ich – solange die Wassertemperatur noch relativ niedrig ist – generell langsam ein. Zwischendurch variiere ich aber immer wieder das Tempo zupfe den Köder mal heran lege dann wieder Stopps ein. Bei Nachläufern zögere ich auch nicht den Köder schneller heranzuführen.
Auf jeden Fall wobbel ich an der Oberfläche. Hier findet die Meerforelle den Happen am besten. In monoton wirkenden Buchten fische ich sehr aktiv und lege eine große Strecke watend zurück – in einer Stunde so ungefähr 200 bis 400 Meter.
Für den optimalen Köderkontakt und eine hohe Wurfweite ist geflochtene Schnur mit einem Durchmesser von 018 Millimeter bestens geeignet. Diese fische ich an einer weichen Spinnrute um Sprünge von gehakten Torpedos noch abfedern zu können. Für mich gibt es keinen Zweifel: Eine dünne geflochtene Schnur wird in den nächsten Jahren für Spinnfischer die Standardsehne an der Küste sein.“
Niels Vestergaard FISCH & FANG- und Buchautor aus Dänemark
Steffen Hincheley: Die Kombination zum Erfolg
„Spinnen Sie gern oder machen Sie lieber die Fliege?“ Ich jedenfalls praktiziere beides und tausche – je nach Bedingungen – öfter mal die Spinn- gegen die Fliegenrute aus.
An einem klaren sonnigen Frühjahrstag gibt es für mich einfach nichts Schöneres als die Fliegenrute zu schwingen. Die Silberblanken jagen unter diesen Bedingungen ufernah und in Reichweite des Fliegenfischers. Sie bevorzugen kleine Krebschen die die Fliege am besten imitieren.
Oft jedoch muß man im März noch bibbern; die Fische stehen dann in größerer Entfernung zum Ufer. Es wäre dumm jetzt ausschließlich der Fliegenrute zu vertrauen. Dann fische ich weiter draußen mit Spinnködern. Diese setze ich auch ein wenn ich Schwärme von Sandaalen beobachten kann. Längliche Wobbler bis zu 20 Zentimeter imitieren diese Tobiasfische am naturgetreuesten.
Die „Küsten-Kombi“ hat sich bei den unterschiedlichsten Bedingungen bewährt: Denn durch ein großes Köderrepertoire kann man sich optimal auf das natürliche Futterangebot einstellen.
Meine Lieblingsplätze im Frühjahr sind generell Strecken wo tiefes Wasser möglichst nah unter Land zu erreichen ist und eine Strömung herrscht: Landzungen Unterwasserriffs oder auch Verengungen zwischen zwei Inseln.
An einem schönen Märztag jedoch bin ich in seichten Buchten und Fjorden unterwegs wo es Seegras und Muscheln gibt. Hier erwärmt sich das Wasser aufgrund des fehlenden Austausches besonders schnell.
Auch Vertiefungen ganz nah am Ufer werden oft unterschätzt. Weil die Wellen Nahrung hochspülen tauchen hier zuweilen selbst große Meerforellen auf um sich sattzufressen. Es ist und bleibt aber eine Fleißprämie einen Silbertorpedo zu haken.
Oft hört man Geschichten über Angler die sagenhaftes Fischen mit mehreren Meerforellen in kurzer Zeit erlebt haben. Das ist durchaus möglich – auch für Anfänger – meistens sind dem aber viele Stunden unermüdlichen Watens und die richtige Methoden- und Köderwahl vorausgegangen.
Steffen Hincheley Koordinator des Meerforellen-Projektes auf Fünen
Thomas Schütt: Kleine und kompakte Blinker für Weitwürfe
Der März und April gehören zu den besten Monaten im Jahr. Wer auf die Silberblanken fischen und seinen persönlichen Traumfisch fangen will sollte dann die Rute schwingen. Die Tage werden länger das Wasser erwärmt sich und die Nahrung kehrt in den Uferbereich zurück.
Klein und fein das ist mein ganz persönliches Erfolgsrezept. Deshalb vertraue ich kleinen Eigenbau-Blinkern. Sie sind kompakt laufen ausgezeichnet und lassen sich weit werfen. Gerade letzteres ist äußerst wichtig denn Meerforellen stehen häufig weiter draußen und schwimmen von dort aus dem Köder nach. Der Anbiß erfolgt oft direkt vor den eigenen Füßen.
Von aufgemotzten besonders blinkenden Beute-Imitaten halte ich nicht viel. Auch wenn meine Eigenbau-Dinger verhältnismäßig unscheinbar wirken mögen: Ich verdanke ihnen jede Menge Fisch! Meine Lieblingsfarben sind: Rot/Schwarz Grün/
Weiß Grün/Gelb Kupfer und Blau/Silber. Gerade Rot/Schwarz ist top da sich das dunkle Design besonders gut gegen den relativ hellen Himmel abzeichnet.
Weil das Wasser jetzt noch sehr kalt ist sollte der Köder relativ langsam aber nicht gleichmäßig geführt werden. Ich lege des öfteren kurze Zwischenstopps ein. Denn die Lieblingsbeute der Meerforelle der Sandaal flüchtet bei Gefahr zum Grund und gräbt sich dort ein. Wenn der Tobiasfisch dann wieder zu entkommen versucht erfolgt unverzüglich die Attacke! Dieses natürliche Fluchtverhalten soll mein Köder möglichst perfekt imitieren.
Thomas Schütt Meerforellen-Spezi aus Kiel
Günter Großmann: Kunstköder gut Wurm besser
So lautet mein Erfolgsrezept. Denn nichts haben die Meerforellen mehr zum Fressen gern als einen fetten Seeringelwurm. Während der Laichzeit der Würmer im April verschmähen sie andere Nahrung fast gänzlich.
Ich verwende eine Technik die von italienischen Forellenanglern entwickelt wurde: das Sbirullino-Fischen. Der Sbirullino ist ein eiförmiger Kunststoff-Körper mit Tubendurchlauf. Er macht hohe Wurfweiten möglich und ist in schwimmenden und sinkenden Ausführungen erhältlich.
Ich habe beim Fischen stets zirka zehn verschiedene Modelle dabei und wähle je nach Bedingungen aus. Wenn die Fische nah stehen reicht eine kleine Version; ansonsten wird ein schwereres Modell für größere Wurfweiten gewählt.
Den „Forellen-Bomber“ setze ich nur in der schwimmenden Version ein denn die Meerforelle ist ein typischer Oberflächenjäger. Ihr Blickfeld ist nach oben ausgerichtet und erst ein furchender Sbirullino weckt ihr Interesse. Oft habe ich sogar Bisse auf diese Art „Schlepp-Pose“ bekommen. Das aber ist kein Problem; zumeist ist der silberne Räuber nicht vergrämt sondern greift sich nach dem nächsten Auswurf den eigentlichen Köder.
Den Seeringelwurm biete ich an meiner Spezial-Montage an. Die zwischengeschaltete Fliegenschnur verhindert Verhedderungen. Eine 360 Meter lange Rute mit einem Wurfgewicht bis 100 Gramm und parabolischer Aktion ist optimal. Mit ihr lassen sich hohe Wurfweiten erzielen und das Ködergefühl ist ausgezeichnet.
Günter Großmann Fachhändler aus Kiel
Kenneth Svensson: Mit der Fliege an der Spinnrute – Der Wurf-Dobb bringt’s
„Bei uns in Südschweden beginnt die Meerforellensaison schon im Januar aber im März und April geht’s erst so richtig los: Es werden regelmäßig zweistellige Silberblanke bis über 20 Pfund gefangen – absolute Traumfische!“
Wenn ich noch vor einigen Jahren mein Meerforellen-Gerät auspackte wurde ich mitleidig belächelt. Denn meine Montage sah für viele Angler einfach zu abenteuerlich aus. Sie hatten grelle Blinker und kunstvoll gebundene Fliegen dabei – ich dagegen vertraute einem Wurfgewicht aus Holz und einer einfachen Shrimp-Fliege. Doch meistens wurden die Spötter eines Besseren belehrt! Meinen sogenannten Wurf-Dobb baue ich selbst erhältlich bei: Kenneth Svensson Scandinavian Sportfishing Box 81 S-37522 Mörrum Tel. und Fax ab Deutschland 0046/4545198.
Dieser besteht aus einem Holzkörper mit eingebautem Gewicht. Ich bevorzuge die 28 Gramm schwere Ausführung. Mit ihrer Hilfe kann ich die angebotene Fliege weit auswerfen und optimal führen.
Meerforellen schwören auf Flohkrebschen. Fast immer finde ich diese Nahrung im Magensack ausgenommener Forellen. Was also liegt näher als ausschließlich diesen Köder anzubieten? Die acht bis 15 Millimeter großen Tierchen imitiere ich durch Kunstfliegen gebunden auf einen Doppelhaken Größe zehn bis zwölf.
Besonders erfolgreich ist das „Dobbing“ wenn die Forellen das „Head & Tail-Verhalten“ zeigen. Sie stehen dann Kopf nach unten ziemlich senkrecht im Wasser und wühlen im Tang nach den Flohkrebsen. Nur die Schwanzflosse und -wurzel ragen gelegentlich aus dem Wasser.
Mit dem Wurf-Dobb suche ich den Küstenstreifen fächerförmig ab. Die Montage furcht an der Oberfläche was die Forellen zusätzlich reizt. Mein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Nahbereich denn oft stehen die Silbertorpedos viel näher als man glaubt. Erst nachdem ich die Uferzone abgesucht habe und dabei kein Biß erfolgt ist fische ich die weiter draußen liegenden Bereiche ab. Die Shrimp-Imitation wird dabei langsam und mit gleichmäßigem Tempo herangeführt.
Kenneth Svensson Angelguide aus Schweden