Wann immer Jürgen Lorenz an der Elbe bei Bitter angelte, nie ging er ohne Fisch nach Hause. Ein Gewässerabschnitt, der es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat. |
Überschwemmte Weidenbüsche: Ideale Standplätze und Laichgebiete für Raubfische. |
Reine Nervensache: Wer in der Elbe bei Bitter angelt, sollte ein gutes Nervenkostüm besitzen. Jagende Barsche, schlagende Hechte und springende Karpfen treiben den Blutdruck in die Höhe und sorgen immer wieder für hektische Aktivitäten.
Von Jürgen Lorenz
Sandige, von Schilf und Viehweiden gesäumte Buhnenfelder sowie ausgeprägte Buchtzonen prägen das Bild der Elbe bei Bitter. Ein Bereich, der für seinen hervorragenden Fischbestand bekannt ist. Ganz besonders interessant ist die Fischwaid auf Hechte, Zander, Barsche und Aale sowie auf Karpfen, Brassen, Alande und Rotaugen. Sie alle kommen nicht nur relativ häufig vor, sondern erreichen des öfteren kapitale Größen. Außer diesen Arten werden immer wieder auch Rutten, Rapfen und Döbel gefangen.
Lassen Sie mich mit den Friedfischen beginnen: Das Wichtigste für gleichbleibend gute Fänge in den tieferen, strömungsarmen Bereichen der inneren Buhnenfelder scheint mir zu sein, kontinuierlich nachzufüttern. Die Fische stellen sich relativ schnell ein und werden durch das ständige Füttern lange am Angelplatz gehalten. An Ködern kommen vorwiegend Maden und Mais sowie Mist- oder Laubwürmer zum Einsatz. Wer diese Köder miteinander kombiniert, hat beste Aussichten, auch einmal einen der ganz großen Brassen oder Karpfen zu erwischen.
Erste Aale bereits ab März
Was die Aale betrifft lassen sie sich bereits ab März erbeuten. Nach den ersten warmen Tagen des Jahres gehen sie abends und nachts im leicht erwärmten Flachwasser intensiv auf Futtersuche. Wer das weiß und dann dort seinen Tauwurm platziert wird manchen Schlängler erbeuten. Wenn nach dem Frühjahrshochwasser die Kuhlen mit Würfen erreichbar sind wird auch hier das Angeln auf Aale – und natürlich andere Fischarten – erfolgreich sein. Zur Zeit der Holunderblüte so etwa ab Ende Juni haben die Aale ihren größten Futterbedarf nach der Winterruhe gedeckt und die Fangergebnisse gehen deutlich zurück.
Im Sommer sind die Bedingungen für den Fang von Aalen vor allem an den trömungskanten der Elbe und an den äußeren und inneren Buhnenfeldern dann wieder wesentlich besser: Das Nachtfischen mit der Leuchtpose und Wurm oder Kleinfisch als Köder verspricht gute Ergebnisse. Erschwerend allerdings wirkt sich das enorme Aufkommen an Futterfischen aus. Die Aale brauchen nur das Maul aufzumachen… Auch die zahlreich vorkommenden Wollhandkrabben machen dem Aalangler das Leben schwer. Aufgrund der Krabbenattacken ist es daher sinnvoller mit der Leuchtpose als mit der weit ausgeworfenen Laufbleimontage zu angeln. Knabbernde Krabben sind beim Posenfischen eher zu entlarven.
Aber die Wollhandkrabben haben auch ihr Gutes. Sie sind hervorragende Aalköder! Erwischt man abends im Flachwasserbereich einige weiche Exemplare mit der Hand oder dem feinmaschigen Kescher verfügt man über Köder die an Effektivität kaum zu übertreffen sind. In kleinen Stückchen angeboten haben sie bereits manche Pfanne manchen Räucherofen gefüllt.
Freunde des Hecht-, Zander- und Barschangelns kommen vor allem im Frühjahr und Herbst auf ihre Kosten. Mit Wathose und Spinnausrüstung lassen sich die oft stattlichen Räuber besonders in den Innenbereichen der Buhnenfelder verführen. Beste Stellen sind Schilfzonen und im Wasser stehende Sträucher. Was die Gewichte betrifft sind Hechte von zehn Kilogramm, Zander um die fünf Kilogramm sowie Barsche bis etwa ein Kilogramm durchaus möglich.
Neongrüne Gummishads
Sehr gute Köder für den Fang von Hechten, diese Erfahrung habe ich in den vergangenen Jahren gemacht, sind neongrüne und orangegelbe Gummishads in Längen von zehn bis 15 Zentimetern. Die Köpfe scheinen mir in Gewichten von zwölf beziehungsweise 20 Gramm ideal zu sein. Was mich immer wieder fasziniert ist daß die Zander den Köder regelrecht einsaugen, so daß Fehlbisse eher die Ausnahme sind. Wer es ausschließlich auf Hechte abgesehen hat sollte ein geschmeidiges grünes Stahlvorfach mit einer Tragkraft von sechs bis acht Kilogramm verwenden.
Neben den erwähnten Shads sind auch Bleikopfspinner mit orangefarbenem Kopf, silbernem Blatt und rotem Schwanzpuschel in Gewichten von etwa 25 Gramm äußerst fängig. Heintz-Blinker, Mepps-Spinner und Rapala-Wobbler um nur einige Modelle zu nennen sind natürlich ebenfalls immer einen Versuch wert.
Das Spinnfischen in der Elbe und in den urigen Buhnenfeldern kann wegen der teilweise unwegsamen und von Schlamm durchzogenen Bereiche zwar ziemlich anstrengend sein, bietet aber neben den zu erwartenden Fängen außerdem ein Naturerlebnis der ganz besonderen Art. Ich habe mich wann immer ich hier angelte sauwohl gefühlt und bin nie ohne Fisch nach Hause gekommen. An stillen Abenden und nachts sind mitunter enorme Klatsch- und Planschgeräusche von großen Flossenträgern zu hören, so dass Langeweile erst gar nicht aufkommen wird geschweige denn an ein Nickerchen zu denken ist.
Infos:
Klaus Specht, Polsterei Apel, Hauptstr. 67, 19273 Kaarßen, Tel. 038845/40325. Hier sind auch Gastkarten erhältlich: Tag 10,- DM, Woche 25,- DM, Monat 50,- DM. Fangbegrenzung: drei Hechte, zwei Zander, fünf Aale. Lage: In Niedersachsen zwischen Neuhaus und Dömitz.
Stand 1999
Foto: Verfasser